... das Problem ist nur, es ist deren Gefühl und keiner kann was dafür
Eine sehr gute Kolummne zum Thema, warum so viele gefrustete Ossis diesen Frust in Form von Rassismus, Regierungsfeindlichkeit und Ablehnung der ach so bösen Wessis ausleben.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/chemnitz-der-grund-fuer-die-unzufriedenheit-vieler-ostdeutscher-a-1228205.html
Ein paar Textauszüge daraus .. wie gesagt stammt nicht von mir .. ich habe es nur gefunden und mal durchgelesen und fand, es lohnt sich, diese Meinung hier mal mit zu verlinken .. wer mag, bitte selbst alles durchlesen.
...
Von den zahlreichen Videos von den Straßen von Chemnitz, die man in den vergangenen Wochen im Internet zu sehen bekam, ist mir eins besonders im Gedächtnis geblieben. Eine tapfere blonde Frau versucht darin, von allen Seiten eingekreist, einer Gruppe von zornigen Menschen zu erklären, dass es sinnlos ist, alle Flüchtlinge für die Taten einzelner Flüchtlinge verantwortlich zu machen. Sie wird dafür aggressiv angegangen, unter anderem von einem Mann in Daunenjacke, der wütend hervorstößt, er habe "vierzig Jahre lang gearbeitet".
Bemerkenswert finde ich das Video deshalb, weil der Mann seine persönliche Lebensleistung offenbar irgendwie in Beziehung setzt zu der Tatsache, dass nach dem Chemnitzer Stadtfest ein Mann erstochen worden ist. Der Mann in der grauen Jacke, das wird in dem kurzen Clip mehr als deutlich, empfindet sich selbst als Opfer. Nur als Opfer wovon?
...
Zwei Drittel Deutsche zweiter Klasse?
Der Mann in der grauen Jacke ist mit seiner Opferempfindung nicht allein. Glaubt man einer Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2009, fühlten sich damals 42 Prozent der Ostdeutschen als "Bürger zweiter Klasse". Nur 48 Prozent von ihnen hielten die damalige Bundesregierung für eine Anwältin gesamtdeutscher Interessen.
Mittlerweile ist es schlimmer geworden. Die "Sächsische Zeitung" ließ Anfang 2018 in Sachsen wieder die Frage nach dem Zweiteklassegefühl stellen. Nun antworteten von den befragten Sachsen zwei Drittel, sie fühlten sich als Deutsche zweiter Klasse. Unter den AfD-Anhängern waren es 84 Prozent.
Mit anderen Worten: Substanzielle Teile der Bevölkerung der östlichen Bundesländer fühlen sich bis heute diskriminiert. Und ein nicht unwesentlicher Teil dieser Gekränkten hat Flüchtlinge offenbar als Symptom für diese Diskriminierung identifiziert, als Kristallisationspunkt der von ihnen erlebten Missachtung.
...
Das Gefühl, Opfer zu sein
Das ist keine neue Erkenntnis. Über die Jahre ist immer dokumentiert worden, dass sich etwa viele Sachsen vom "Westen", gegängelt, ausgegrenzt, belächelt, ausgetrickst fühlen. Das Gefühl, Opfer zu sein, hat sich über die Jahre offenbar zu einem Bestandteil ostdeutscher Identität verfestigt.
...
Nur, wer selbst Diskriminierungserfahrungen gemacht hat, kann informiert über Diskriminierung reden. Und wer einer diskriminierten Gruppe angehört, hat automatisch eine Art Sonderqualifikation erworben, für die ganze Gruppe zu sprechen. Paradoxerweise bedeutet das für all die offenbar erbosten, mehrheitlich derzeit eher nicht "linken" Ostdeutschen, jedenfalls aus der Perspektive einiger linker Theoretiker: Wenn sie sich diskriminiert fühlen, sind sie das auch. Und niemand sollte sich anmaßen, dieses Gefühl zu kommentieren. Manche amerikanischen Kulturwissenschaftler und der Mann in der grauen Jacke wären sich womöglich einig, dass diese Kolumne eine Unverschämtheit ist.
...
"Wieder und wieder sind Gruppen zu dem Schluss gekommen, dass ihrer Identität - ob nationaler, religiöser, ethnischer, sexueller, geschlechtlicher oder anderer - nicht die angemessene Anerkennung zuteilwird."
"Ich habe vierzig Jahre gearbeitet!", schreit der Mann mit der grauen Jacke.
Dieses Gefühl der Kränkung, glaubt Fukuyama, ist der Hebel, den die neuen Autokraten und autoritären Figuren, von Trump über Putin bis Orbán und Erdogan, benutzen, um ihre Bevölkerung auf ihre Seite zu bringen. Die Quelle der Kränkung ist dabei austauschbar. Aber meist sind "die Fremden" irgendwie schuld.
Böse, böse Outgroup
Ich persönlich bin da eher bei kosmopolitisch orientierten Menschen wie dem aus Ghana stammenden amerikanischen Philosophen Kwame Anthony Appiah: Ich halte die ständige Betonung der Unterschiede zwischen Gruppen von Menschen, die ständige Beschwörung von In- und Outgroup für einen wenig produktiven Ratgeber. Ich glaube, dass wir den gruppenbezogenen abwärtsgerichteten sozialen Vergleich überwinden müssen, wenn wir als Gesellschaft weiterkommen wollen. Aber das ist schwierig.
...
Mir ist auch klar, dass diese Einschätzung als praktischer Ratschlag für den politischen Alltag wenig hilfreich ist. Man wird die sich gekränkt fühlenden Ostdeutschen, die die Ablehnung von Migranten offenbar als legitimes Ventil für ihren Unmut betrachten, nicht beruhigen, indem man sie auf die Vorzüge einer kosmopolitischen Weltsicht hinweist.
In der Vergangenheit sind auch einfach ein paar sehr prosaische politisch-praktische Fehler gemacht worden, von ausgebliebenen Rentenanpassungen über vielleicht zu seltene Politikerbesuche bis hin zu Investitionsentscheidungen.
Eins aber steht fest: Weder den Gekränkten noch dem Land als Ganzem hilft es, statt nach den Ursachen des Kränkungsempfindens zu suchen und sie anzugehen, die Aggression gegen in Wahrheit nun wirklich unbeteiligte Sündenböcke zu legitimieren. Liebe Ostdeutsche: Die Flüchtlinge sind nicht schuld daran, wie ihr euch fühlt.
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Wie gesagt ... liest sich interessant und ist mal eine vollkommen andere Sichtweise des Problems.
Wer mag .. oben ist der Link zu dem kompletten Text.
Ein paar Textauszüge daraus .. wie gesagt stammt nicht von mir .. ich habe es nur gefunden und mal durchgelesen und fand, es lohnt sich, diese Meinung hier mal mit zu verlinken .. wer mag, bitte selbst alles durchlesen.
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Von den zahlreichen Videos von den Straßen von Chemnitz, die man in den vergangenen Wochen im Internet zu sehen bekam, ist mir eins besonders im Gedächtnis geblieben. Eine tapfere blonde Frau versucht darin, von allen Seiten eingekreist, einer Gruppe von zornigen Menschen zu erklären, dass es sinnlos ist, alle Flüchtlinge für die Taten einzelner Flüchtlinge verantwortlich zu machen. Sie wird dafür aggressiv angegangen, unter anderem von einem Mann in Daunenjacke, der wütend hervorstößt, er habe "vierzig Jahre lang gearbeitet".
Bemerkenswert finde ich das Video deshalb, weil der Mann seine persönliche Lebensleistung offenbar irgendwie in Beziehung setzt zu der Tatsache, dass nach dem Chemnitzer Stadtfest ein Mann erstochen worden ist. Der Mann in der grauen Jacke, das wird in dem kurzen Clip mehr als deutlich, empfindet sich selbst als Opfer. Nur als Opfer wovon?
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Zwei Drittel Deutsche zweiter Klasse?
Der Mann in der grauen Jacke ist mit seiner Opferempfindung nicht allein. Glaubt man einer Allensbach-Umfrage aus dem Jahr 2009, fühlten sich damals 42 Prozent der Ostdeutschen als "Bürger zweiter Klasse". Nur 48 Prozent von ihnen hielten die damalige Bundesregierung für eine Anwältin gesamtdeutscher Interessen.
Mittlerweile ist es schlimmer geworden. Die "Sächsische Zeitung" ließ Anfang 2018 in Sachsen wieder die Frage nach dem Zweiteklassegefühl stellen. Nun antworteten von den befragten Sachsen zwei Drittel, sie fühlten sich als Deutsche zweiter Klasse. Unter den AfD-Anhängern waren es 84 Prozent.
Mit anderen Worten: Substanzielle Teile der Bevölkerung der östlichen Bundesländer fühlen sich bis heute diskriminiert. Und ein nicht unwesentlicher Teil dieser Gekränkten hat Flüchtlinge offenbar als Symptom für diese Diskriminierung identifiziert, als Kristallisationspunkt der von ihnen erlebten Missachtung.
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Das Gefühl, Opfer zu sein
Das ist keine neue Erkenntnis. Über die Jahre ist immer dokumentiert worden, dass sich etwa viele Sachsen vom "Westen", gegängelt, ausgegrenzt, belächelt, ausgetrickst fühlen. Das Gefühl, Opfer zu sein, hat sich über die Jahre offenbar zu einem Bestandteil ostdeutscher Identität verfestigt.
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Nur, wer selbst Diskriminierungserfahrungen gemacht hat, kann informiert über Diskriminierung reden. Und wer einer diskriminierten Gruppe angehört, hat automatisch eine Art Sonderqualifikation erworben, für die ganze Gruppe zu sprechen. Paradoxerweise bedeutet das für all die offenbar erbosten, mehrheitlich derzeit eher nicht "linken" Ostdeutschen, jedenfalls aus der Perspektive einiger linker Theoretiker: Wenn sie sich diskriminiert fühlen, sind sie das auch. Und niemand sollte sich anmaßen, dieses Gefühl zu kommentieren. Manche amerikanischen Kulturwissenschaftler und der Mann in der grauen Jacke wären sich womöglich einig, dass diese Kolumne eine Unverschämtheit ist.
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"Wieder und wieder sind Gruppen zu dem Schluss gekommen, dass ihrer Identität - ob nationaler, religiöser, ethnischer, sexueller, geschlechtlicher oder anderer - nicht die angemessene Anerkennung zuteilwird."
"Ich habe vierzig Jahre gearbeitet!", schreit der Mann mit der grauen Jacke.
Dieses Gefühl der Kränkung, glaubt Fukuyama, ist der Hebel, den die neuen Autokraten und autoritären Figuren, von Trump über Putin bis Orbán und Erdogan, benutzen, um ihre Bevölkerung auf ihre Seite zu bringen. Die Quelle der Kränkung ist dabei austauschbar. Aber meist sind "die Fremden" irgendwie schuld.
Böse, böse Outgroup
Ich persönlich bin da eher bei kosmopolitisch orientierten Menschen wie dem aus Ghana stammenden amerikanischen Philosophen Kwame Anthony Appiah: Ich halte die ständige Betonung der Unterschiede zwischen Gruppen von Menschen, die ständige Beschwörung von In- und Outgroup für einen wenig produktiven Ratgeber. Ich glaube, dass wir den gruppenbezogenen abwärtsgerichteten sozialen Vergleich überwinden müssen, wenn wir als Gesellschaft weiterkommen wollen. Aber das ist schwierig.
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Mir ist auch klar, dass diese Einschätzung als praktischer Ratschlag für den politischen Alltag wenig hilfreich ist. Man wird die sich gekränkt fühlenden Ostdeutschen, die die Ablehnung von Migranten offenbar als legitimes Ventil für ihren Unmut betrachten, nicht beruhigen, indem man sie auf die Vorzüge einer kosmopolitischen Weltsicht hinweist.
In der Vergangenheit sind auch einfach ein paar sehr prosaische politisch-praktische Fehler gemacht worden, von ausgebliebenen Rentenanpassungen über vielleicht zu seltene Politikerbesuche bis hin zu Investitionsentscheidungen.
Eins aber steht fest: Weder den Gekränkten noch dem Land als Ganzem hilft es, statt nach den Ursachen des Kränkungsempfindens zu suchen und sie anzugehen, die Aggression gegen in Wahrheit nun wirklich unbeteiligte Sündenböcke zu legitimieren. Liebe Ostdeutsche: Die Flüchtlinge sind nicht schuld daran, wie ihr euch fühlt.
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Wie gesagt ... liest sich interessant und ist mal eine vollkommen andere Sichtweise des Problems.
Wer mag .. oben ist der Link zu dem kompletten Text.
LG
Renate
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