Freitag, 4. Mai 2018

Immer mehr Geringverdiener durch zunehmende Digitalisierung?

- Ein interessanter Text, den ich eben im Spiegel fand -


Der ist recht lang, liest sich aber gut.

Nur ein paar Ausschnitte, falls er mal verschwinden sollte, weil da einige völlig andere Gedankengänge drin vorkommen, wie sich die Digitalisierung auf das Einkommen auswirken wird. Der Autor ist der Ansicht, dieser Wandel kommt nicht erst, sonder hat schon längst zum Teil stattgefunden und wird sich noch weiter verstärken.

Nicht die Arbeit an sich wird verschwinden, sondern die Mittelklasse wird seiner Ansicht nach mehr und mehr ausgelöscht.

Es bleiben Steinreiche und ein Riesenheer von Geringverdienern.

Deshalb müsste seiner Ansicht nach der Ansatz eher so aussehen, sich zu überlegen, wie man in Zukunft mit diesen Millionen von Geringverdienern umgehen sollte, die durch die Digitalisierung nach und nach immer mehr werden.

Ich kopiere nun mal ein paar Textabschnitte heraus .. Rest bitte oben im Link selbst lesen.

...
Aber es kommt etwas. Und wenn man den Äußerungen von Siemens-Chef Joe Kaeser oder Philosoph Richard David Precht folgen möchte, herrscht jetzt nur die Ruhe vor dem Sturm. Schon bald wird praktisch die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung durch Roboter und künstliche Intelligenz ersetzt werden können, das gilt irgendwie als ausgemacht. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel 2018 in Davos wurde deshalb das bedingungslose Grundeinkommen diskutiert, das zum Beispiel auch Telekom-Chef Höttges vorschlägt. Es solle von "Internet-Konzernen" finanziert werden, womit er sicherlich nicht seinen eigenen meint. 
...
 
Der Subtext vieler solcher Diskussionen ist, dass die Hälfte der heutigen Arbeitnehmer demnächst nicht mehr gebraucht werde. Das wäre ein gewaltiges Problem, das mit Geld allein nicht lösbar wäre. Mir erscheint die Rede vom bedingungslosen Grundeinkommen in Davoser Sphären als diffuser Phantombegriff, als Rechtfertigung, die vom Arbeitsmarkt Ausgeschlossenen in Zukunft ignorieren zu dürfen. Hier hast Du Geld, jetzt halt die Schnauze, kauf Dir ein Smartphone und geh aus dem Weg!
Ich möchte der These des drohenden Verlustes der Hälfte der Arbeitsplätze nicht folgen. Stattdessen möchte ich die Gegenthese aufstellen, dass es sich um ein Scheinproblem handelt und das tatsächliche Problem längst da ist. Es ist nur schwer zu erkennen.
...
 
Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz werden in den nächsten Jahren nicht die oft bedrohlich gezeichnete, superplötzliche, revolutionäre Totalveränderung der Arbeitsgesellschaft bewirken. Aber sie verstärken Kapitalismuseffekte, die wir längst kennen.
Künstliche Intelligenz ist nicht das Ende der Arbeit, sondern begünstigt die weitere Aufspreizung der Arbeit in vergleichsweise wenige hochbezahlte, hochqualifizierte Jobs und eine Vielzahl von schlechter bezahlten.
...
 
Der Vergleich mit einem anderen Digitalkonzern verdeutlicht die Problematik, die meiner Ansicht nach die Arbeit der Zukunft mit sich bringen wird: Während der Durchschnittsverdienst bei Facebook fast eine Viertelmillion Dollar beträgt, liegt er bei Amazon bei 28.446 Dollar. Dort sind sehr viel mehr Lagerarbeiter beschäftigt als Softwareentwickler. Das ist die Gegenwart der Digitalisierung.
Auch wenn immer mehr Lagerarbeiter durch Roboter ersetzt werden, ändert das wenig am Prinzip. Natürlich werden bestimmte Jobs wegfallen, und natürlich wird künstliche Intelligenz eine Menge Berufe und ganze Branchen stark verändern.
Aber in der Debatte um Arbeit neigt man dazu, die Wirkung der Digitalisierung auf einzelne Jobs - Lkw-Fahrerin, Steuerfachgehilfe, Rechtsanwältin - hochzurechnen. Auf diese Weise kommen auch scheinbar sinnvolle Vorhersagen zustande: "Ein Busfahrer, der seinen Beruf verliert, wird nicht anschließend Virtual-Reality-Designer." Nein, natürlich nicht. Aber auch vor 100 Jahren wurden Heizer, deren Jobs durch die Automatisierung verloren gingen, nicht anschließend Architekten. Der Arbeitsmarkt funktioniert einfach anders. Er zwingt viele Menschen in Jobs, bei denen nicht die Qualifikation das ausschlaggebende Kriterium ist, sondern das Akzeptieren schlechter Bezahlung.
...
 
Die Gefahr, die ich sehe: Wenn es in der Debatte um die Zukunft der Arbeit darum geht, wie man Leute versorgt, die wegen der Digitalisierung keinen Job mehr kriegen können, fokussiert man sich auf ein Godot-Problem, das vielleicht irgendwann kommt oder auch nicht. In der Zwischenzeit wird die Mittelschicht ausgedünnt, bekommen geringer Qualifizierte nur noch Jobs, die kaum zum Überleben reichen, braucht man schon zur Versorgung einer Familie mehr Geld, als viele Menschen heute erwirtschaften können.
Dieses alte Problem kann ohne wirksame Gegenmaßnahmen durch die Digitalisierung sehr viel schlimmer werden. Siehe den Gehälterunterschied zwischen dem entwicklerlastigen Facebook und dem arbeiterlastigen Amazon.
...
Die Frage der Politik zu Arbeit und Digitalisierung darf nicht heißen: Was machen wir mit denen, die durch Digitalisierung keine Arbeit mehr finden? Sondern: Wie gehen wir mit Geringverdienern um? Denn deren Zahl wird zunehmen, quer durch alle Berufe, aber besonders bei den geringer Qualifizierten.
In der Fläche schwindet nicht die Arbeit, sondern die gut bezahlte Arbeit, ein Phänomen, das sich schon länger beobachten lässt. Das ist für die Bevölkerung sehr konkret spürbar: Im 20. Jahrhundert konnte sich eine Mittelschichtsfamilie ein Haus in einem Ballungsgebiet leisten - heute nicht mehr. Natürlich stehen hinter diesem Vergleich viele Faktoren, die nur indirekt mit dem Arbeitsmarkt zu tun haben: Globalisierung, Immobilienmarkt, Finanzierungsmechanismen. Aber die Entwicklung der Arbeit durch Digitalisierung kann diesen Trend verstärken.
...
 Na ja .. und so weiter und so fort.

Einfach mal reinlesen, weil es ein neuer Gedanke ist.

Ich kann dem nicht unbedingt folgen. Ich gehe davon aus, dass es auch durch die Robots weniger Arbeit geben wird, weniger gut bezahlte sowieso und bin auch deshalb der Ansicht, dass die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens aus beiden Grunden . sowohl dem Wegfall von Arbeitsplätzen als auch der immer niedrigeren Bezahlung ... erforderlich ist, um die Menschen abzusichern, die davon betroffen sein werden.

LG
Renate



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen