Ein langer und sehr interessanter Text von ihm in Zeit Online
Der Bericht von Sigmar Gabriel mit seiner Meinung, wie sich alles rund um den Corona-Virus und die Folgen für die Bevölkerung nicht nur in Deutschland auswirken wird, ist sehr lang.
Das sind 5 Seiten in Folge ... also wer mag, nach der ersten Seite dann unten immer weiterklicken.
Ich kann das hierher nicht übernehmen.
Es geht um die Stimmung in der Bevölkerung und was Sigmar Gabriel persönlich darüber denkt und meint, wie sich das auswirken könnte.
Ganz grob sagt er, es wird dazu führen, dass später, wenn alles vorbei ist, genau die Konflikte, die vorher auch schon da gewesen sind, mit voller Wucht und noch viel krasser wieder aufflammen werden.
Ich kopiere Euch mal nur ein paar Textausschnitte drunter .. aus allen 5 Seiten .. alles geht nicht, das müsst Ihr dann bitte selbst lesen.
Das sind 5 Seiten in Folge ... also wer mag, nach der ersten Seite dann unten immer weiterklicken.
Ich kann das hierher nicht übernehmen.
Es geht um die Stimmung in der Bevölkerung und was Sigmar Gabriel persönlich darüber denkt und meint, wie sich das auswirken könnte.
Ganz grob sagt er, es wird dazu führen, dass später, wenn alles vorbei ist, genau die Konflikte, die vorher auch schon da gewesen sind, mit voller Wucht und noch viel krasser wieder aufflammen werden.
Ich kopiere Euch mal nur ein paar Textausschnitte drunter .. aus allen 5 Seiten .. alles geht nicht, das müsst Ihr dann bitte selbst lesen.
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Covid-19 als Chance zur Weltverbesserung?
Wahrscheinlicher ist, dass Corona als Brandbeschleuniger wirkt – in
Deutschland und für die internationalen Konflikte.
Es wird jetzt viel nachgedacht über die Zeit nach Corona. Möglich
ist dieser Blick in die Zukunft nur, weil in der Gegenwart Bund, Länder und
Gemeinden, aber auch die sehr große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger gut,
schnell und effektiv handeln und die Risiken soweit es geht minimieren. Der
viel gescholtene föderale Staat hat sich bewährt. Alle getroffenen Maßnahmen
bewegten sich innerhalb der Möglichkeiten und Grenzen unserer Verfassung, es
gab keine Rufe nach "Ausnahmezustand" und erst recht keine Versuche, bestehende
Gesetze zu beugen oder zu missachten.
Beim Danach aber ist schon fraglich, wann es überhaupt beginnt.
Die Virologen werden uns sicher weder ein Datum für die Öffnung des sozialen
und wirtschaftlichen Lebens nennen noch die Schrittfolge dahin. So wenig wie die Mediziner in der Lage sind,
im Heute gemeinsame Empfehlungen zu geben, so gering wird ihre Neigung sein,
gemeinschaftlich Verantwortung für die Frage zu übernehmen, wann und wie das
Morgen beginnt.
Die Politik wird selbst ebenso entschlossen wie behutsam Wege in
eine neue Normalität eröffnen müssen, die zugleich viele überdauernde
Verhaltensänderungen von uns verlangen wird. Dass darüber schon jetzt
politisch gestritten wird, ist ein gutes Zeichen und bereits Ausdruck der neuen
Normalität.
In den kommenden Tagen und Wochen werden in Deutschland also
schrittweise wieder Schulen und Kindertagesstätten geöffnet, Krankenhäuser
stärker belegt, Hotels, Gaststätten und der Einzelhandel unter bestimmten
hygienischen Bedingungen in Betrieb genommen sowie insgesamt die Waren- und
Dienstleistungsproduktion wieder erhöht. Und doch wird es nicht einfach wieder
so, wie es vor der Corona-Krise war. Nicht nur wegen der weltweiten Rezession,
die auch in Deutschland zu Arbeitslosigkeit und sozialen Verwerfungen führen
wird.
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In der Wirtschaft ist das Virus schon jetzt der große
Beweger. Die Unternehmen, die es sich leisten können, gehen zu völlig
veränderten Arbeitsformen über. Das Homeoffice wird im Zeitraffer zur
Massenerscheinung moderner betrieblicher Arbeit. Wer braucht noch große
Bürogebäude, wenn dezentral gearbeitet werden kann? Dabei dürfte die Heimarbeit
meist eher im Interesse der Arbeitgeber liegen als im Interesse der
Arbeitnehmer, denn für letztere bedeutet die Trennung von Arbeits- und Wohnort
auch den Schutz der eigenen Privatheit. Außerdem hilft ihnen ein fester,
gemeinsamer Betriebsort, um ihre Interessenvertretung zu organisieren. Betriebsräte
sind eben keine Homeoffice-Beauftragten. Es ist daher erstaunlich, wie derzeit ausgerechnet Sozialdemokraten der
Entbetrieblichung das Wort reden.
Die größten Gewinner der Sonder-Konjunktur nach der
Pandemie dürften jene Digitalunternehmen sein, die sich schon in den
vergangenen Jahren über enorme Gewinnentwicklungen und wachsende weltweite
Bedeutung freuen konnten: Amazon wird am meisten profitieren und dabei unzählige
Einzelhändler und ihre Geschäfte in der Insolvenz zurücklassen. Aber auch die
digitalen Infrastuktur-Unternehmen, die Cloud-Anbieter, der E-Commerce, das
Online-Shopping und die Webinar-Anbieter gehören zu den Gewinnern der Krise. Die
Corona-Pandemie könnte die Bruchkante von digitaler und analoger Welt in der
globalen Wirtschaftsgeschichte markieren.
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Schaut man über die Grenzen des eigenen Landes hinaus,
wirkt Covid-19 wie ein Brandbeschleuniger all dessen, was wir schon vor der
Krise sehen konnten. Es wird jedenfalls wohl kaum zu einer neuen und besseren
Weltordnung kommen, wie jetzt viele erhoffen. Denn das Virus verändert nicht
die strategischen Konstellationen und Rivalitäten, es verschärft und beschleunigt
sie. Die beiden derzeit wichtigsten Mächte, die für eine veränderte Weltordnung
gebraucht würden – die USA und China –, bleiben auch nach der Pandemie Rivalen. Vieles
spricht dafür, dass Covid-19 dem Konflikt eher neue Nahrung gibt, als ihn zu
befrieden. Europa wiederum ist viel zu sehr mit sich beschäftigt, um das Vakuum
in der globalen Ordnung zumindest teilweise füllen zu können. Das Drama um die
Finanzhilfen für Südeuropa hat das gezeigt.
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Die ganze Welt wird – selbst wenn bald ein Impfstoff
oder wirksame Medikamente gefunden werden sollten – nach der Pandemie im
wahrsten Sinne des Wortes erst einmal ärmer sein. Die Staatsschulden, die wir derzeit
machen, um unsere nationalen Ökonomien zu stabilisieren, belasten schon die
wohlhabenderen Länder enorm. Ärmere Länder haben oft nicht mal die Möglichkeit,
mit noch höheren Schulden das Elend ihrer Bürger zu lindern. Hier kann die
Virus-Pandemie für sehr viele Menschen schnell zu einer Hunger-Pandemie werden.
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Auch in Europa wird man auf Zulieferungen nur aus dem
Inland setzen, auf mehr Lagerhaltung, auf Digitalisierung statt Auslagerung in
andere Länder. All das verspricht nach der Pandemie-Erfahrung mehr Sicherheit.
Der Preis dafür aber sind geringere Effizienz, geringere Erlöse – vor allem für
die ärmeren Staaten der Welt. Die Schwellen- und Entwicklungsländer werden am
härtesten getroffen, wenn die globalen Wertschöpfungsketten wieder kürzer und
nationaler werden. Die Welt wird vor allem dort ärmer, wo sie ohnehin schon
viel zu arm ist.
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Der marktradikale, neoliberale Entwurf der
Globalisierung hat sich ja gerade als Gegenentwurf zur politischen Regelsetzung
verstanden. Politik sollte so weit wie möglich verbannt werden – national wie
international. Märkte sollten – befreit von Regeln, Grenzen, politischen Rahmen
und Zielsetzungen – rein auf Effizienz getrimmt werden. Angeblich zum Wohle
aller. Das Aufkommen digitaler Plattformen hat dieser Sichtweise nochmals Schub
verliehen. Die Idee einiger Silicon Valley Manager, ihre Unternehmen auf
künstliche Inseln fernab jedes staatlichen Einflusses zu verlegen, ist nur die
absurdeste Erscheinungsform einer Haltung und Wirtschaftspraxis, die sich aus
Prinzip der staatlichen Regulierung entziehen will – nicht nur beim
Steuerzahlen.
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Man sollte das nicht als Wahlkampfgetöse abtun. Natürlich
sehen auch Amerikas Demokraten in China ihren großen strategischen
Wettbewerber. China ist noch weit davon entfernt, den USA militärisch oder
ökonomisch auf Augenhöhe entgegentreten zu können, technologisch tun sie es
aber schon heute. Covid-19 hat auch diesen Prozess beschleunigt, in der
Virusbekämpfung wird der chinesische Anspruch offensichtlich, die technologische
Führungsrolle von den USA zu übernehmen.
Europa gilt in dieser Rivalität nichts. Zu weit sind
wir gegenüber diesen beiden Tech-Supermächten im Hintertreffen. Deshalb wird es
auch keine echte strategische Partnerschaft der EU mit den USA geben, die
Amerikaner erwarten hier Gefolgschaft. Diese Frage, wie die Europäer es mit
China halten, ist die größte Gefahr für das transatlantische Bündnis, und nicht
etwa die Militärausgaben oder Handelsdefizite. Das war schon vor Covid-19 der
Fall und wird sich jetzt wegen und mit der Seuche, die in China begann, noch
verschärfen.
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Nicht zuletzt steigen mit der De-Globalisierung leider
auch die geopolitischen Risiken. Wer nicht mehr wirtschaftlich voneinander
abhängig ist, wird auf mittlere Sicht weniger berechenbar. Wo eine globale
Krise alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, steigt die Versuchung, alte Konflikte
mit Gewalt zu lösen. Die Aufkündigung aller Friedensbemühungen durch den
libyschen Kriegsherrn Haftar zeigt, wie schnell im Schatten der Corona-Krise die
Bereitschaft zum Einsatz militärischer Gewalt in Konfliktregionen wieder
steigt.
Leider
scheint Europa nicht in der Verfassung, diesen
vielen Bränden etwas entgegenzusetzen. Es brennt ja selbst. Eigentlich
wollte es gerade ein neues Kapitel
aufschlagen: mit Klimaschutz im Mittelpunkt und dem Ziel, die EU zu
einem globalen Akteur zu machen, so die neue Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen. Covid-19 macht diesen Plänen nicht nur deshalb
einen Strich durch die
Rechnung, weil es die Nationalstaaten waren und sind, die als einzige
der
Pandemie und ihren Folgen gegenübertraten.
Das ist erst einmal selbstverständlich, denn die Mitgliedsstaaten
sind für den Gesundheitsschutz nicht nur formell zuständig, sondern auch
schnell handlungsfähig. Wenn dann aber selbst aus Deutschland heraus ein
Exportstopp für medizinische Hilfsmittel nach Italien verhängt wird, obwohl
dort schon die Todeszahlen in die Höhe schossen, oder über Wochen Streit
darüber herrscht, ob der reiche Norden Europas dem ärmeren Süden finanziell
beim Wiederaufbau helfen muss oder nicht, dann bleibt von der Idee europäischer
Werte und europäischer Solidarität nicht mehr viel übrig. Derzeit jedenfalls
sehen laut Umfragen die Italiener China als größten Freund und Deutschland als
größten Feind. Wir werden viel damit zu tun haben, diese schweren Schäden
wieder zu beseitigen. Der Wiederaufbau muss auch ein kultureller und
politischer sein, nicht nur ein wirtschaftlicher.
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Damit eng verbunden ist die Frage, wie die ohnehin schon mit
relativ hohen Schuldenbergen belasteten Volkswirtschaften Europas (und der
Welt) aus dem jetzt noch dramatisch wachsenden Schuldenturm herausfinden
sollen. Europa droht ein verlorenes Jahrzehnt, wenn es sich nur noch mit
Schuldenabbau beschäftigt und nicht mit den drängenden Zukunftsfragen. Das
Beispiel Griechenlands zeigt, wie groß dabei die sozialen Verwerfungen werden
können. Autoritäre und antieuropäische Parteien, die derzeit eher auf dem
Rückzug sind, können schnell zu neuer Stärke kommen. Ein auf verlorenem Posten
um Europas Handlungsfähigkeit kämpfender französischer Staatspräsident kann bei
der kommenden Präsidentschaftswahl durchaus auch durch seine
rechtsextremistische Gegnerin ersetzt werden. Nichts sollte uns undenkbar
erscheinen.
Das gilt übrigens auch für Deutschland. Unsere wirtschaftlichen,
politischen und finanziellen Bedingungen für die Überwindung der Krise sind
besser als in vielen anderen Staaten Europas und der Welt. Wo über Jahrzehnte
der Staat Inbegriff für angebliche Ineffizienz war und das Motto "Privat vor
Staat" nicht nur neoliberales Leitmotiv der Politik war, sondern auch in der
Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien handlungsleitend erschien, sind wir
heute froh, einen handlungsfähigen Staat zu haben. Das beeindruckendste
Beispiel ist die dreißigjährige Forderung der Gesundheitsökonomen nach einem
Abbau von Krankenhausbetten. Heute sind wir dankbar, dass wir mehr davon
vorhalten als die meisten anderen Staaten.
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Es geht jetzt darum, die staatliche Hilfe auf jene zu
konzentrieren, die es am härtesten trifft. Unterrichtsausfall ist für die
Schülerinnen und Schüler, die mehr Zeit brauchen oder denen die Eltern nicht
helfen können, eine echte Katastrophe. Und wer wenig verdient, für den sind 60
Prozent Kurzarbeitergeld zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, denn die
Miete und die Lebenshaltungskosten sinken ja nicht.
...
Tja .. wer mag .. ist lang wie gesagt . und eben die Meinung von Sigmar Gabriel.
LG
Renate
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