Ein Gespräch mit einem liberal-konservativen Historiker
Ich habe da einen Text gefunden, der mal ganz anders ist als vieles, was man zur Zeit so zur politischen Lage in Deutschland liest.
Es erinnert mich ein bisschen an das, was mir mal vor vielen Jahren mein Mitschüler Helge über konservative Politik erzählt hat. Helge, ein Burhardt aus unserer Klasse und ich haben oft gemeinsam Referate und dergleichen ausgearbeitet, als wir zusammen Abitur gemacht haben und alle drei bemerkten, wie schwierig das ist, als eher Einser-Schüler mit einer Gruppe relativ schlechten Schülern zusammenzuarbeiten, weil dann meistens einer alles alleine machen muss und alle anderen dann auch noch schimpfen, wenn es denn mal nur 13, aber keine 15 Punkte geworden sind.
Helge war eigentlich ein extrem kluger Kopf. Ist später Zahnarzt geworden und hat das Abi damals mit dem NC 1,3 bestanden.
Helge sagte, so schlimm wären die Konservativen doch gar nicht .. er war in der jungen Union .. denn sie hätten anders als viele Parteien keine Ideologie, sondern würden sich eigentlich grundsätzlich am Jetztzustand im Land orientieren, dann schauen, was wollen die Menschen denn alle und dann versuchen, für jede Bevölkerungsschicht was rauszuholen. Dabei wären meistens nicht alle vollkommen zufrieden, aber es wäre in Helges Augen so ziemlich die Lösung, die am gerechtesten für alle wäre.
Ich habe zwar nie CDU gewählt im Leben, aber diese Erklärung fand ich wiederum recht plausibel, die mir Helge damals gab.
Heute sagen die Linken oft über unser Land, es wäre vom Neoliberalismus geprägt und unter Neoliberalismus verstehen die Linken was ganz Schlechtes.
In dem Link unten erklärt ein Historiker, der sich mit Berlin beschäftigt, warum er in jungen Jahren links eingestellt war, aber sich heute als liberal-konservativ beschreiben würde.
Und er erklärt genau, warum er dieses liberal-konservativ sein halt besser findet.
Das ist ein sehr langer Text .. bei Interesse bitte ganz lesen. Ich kopiere wie immer nur ein paar Textstellen hier rein .. damit Ihr eine Leseprobe habt und dann entscheiden könnt, ob Euch das Thema auch interessiert. Ich fand es zur Abwechslung mal recht interessant.
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Es erinnert mich ein bisschen an das, was mir mal vor vielen Jahren mein Mitschüler Helge über konservative Politik erzählt hat. Helge, ein Burhardt aus unserer Klasse und ich haben oft gemeinsam Referate und dergleichen ausgearbeitet, als wir zusammen Abitur gemacht haben und alle drei bemerkten, wie schwierig das ist, als eher Einser-Schüler mit einer Gruppe relativ schlechten Schülern zusammenzuarbeiten, weil dann meistens einer alles alleine machen muss und alle anderen dann auch noch schimpfen, wenn es denn mal nur 13, aber keine 15 Punkte geworden sind.
Helge war eigentlich ein extrem kluger Kopf. Ist später Zahnarzt geworden und hat das Abi damals mit dem NC 1,3 bestanden.
Helge sagte, so schlimm wären die Konservativen doch gar nicht .. er war in der jungen Union .. denn sie hätten anders als viele Parteien keine Ideologie, sondern würden sich eigentlich grundsätzlich am Jetztzustand im Land orientieren, dann schauen, was wollen die Menschen denn alle und dann versuchen, für jede Bevölkerungsschicht was rauszuholen. Dabei wären meistens nicht alle vollkommen zufrieden, aber es wäre in Helges Augen so ziemlich die Lösung, die am gerechtesten für alle wäre.
Ich habe zwar nie CDU gewählt im Leben, aber diese Erklärung fand ich wiederum recht plausibel, die mir Helge damals gab.
Heute sagen die Linken oft über unser Land, es wäre vom Neoliberalismus geprägt und unter Neoliberalismus verstehen die Linken was ganz Schlechtes.
In dem Link unten erklärt ein Historiker, der sich mit Berlin beschäftigt, warum er in jungen Jahren links eingestellt war, aber sich heute als liberal-konservativ beschreiben würde.
Und er erklärt genau, warum er dieses liberal-konservativ sein halt besser findet.
Das ist ein sehr langer Text .. bei Interesse bitte ganz lesen. Ich kopiere wie immer nur ein paar Textstellen hier rein .. damit Ihr eine Leseprobe habt und dann entscheiden könnt, ob Euch das Thema auch interessiert. Ich fand es zur Abwechslung mal recht interessant.
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https://www.nzz.ch/feuilleton/der-mensch-laesst-sich-nicht-beliebig-zurichten-ld.1419506
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Nun die Zitate:
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Freiheit endet da, wo der Staat für das Glück der Bürger sorgen will, sagt Jörg Baberowski. Im Gespräch erzählt der Berliner Historiker, wie er vom Linken zum Liberal-Konservativen wurde.
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Nun die Zitate:
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Freiheit endet da, wo der Staat für das Glück der Bürger sorgen will, sagt Jörg Baberowski. Im Gespräch erzählt der Berliner Historiker, wie er vom Linken zum Liberal-Konservativen wurde.
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Herr Baberowski, Sie standen früher links, warum heute nicht mehr?
Als
Schüler war ich von marxistischen Theorien fasziniert. Als Student der
Geschichte wurde ich jedoch mit den Resonanzböden konfrontiert, auf
denen Ideen schwingen. Das sowjetische Experiment hatte das Leben von
Millionen zerrüttet, und ich verstand nun, dass der postsowjetische
Konservatismus der Gegenwart eine Wirklichkeit ist, die aus der
Erfahrung der Verunsicherung und der Unordnung kommt. In den neunziger
Jahren war ich oft in Russland und habe gesehen, was Chaos im Leben
bewirken kann. Freiheit und Ordnung sind keine Gegensätze. Ordnung ist
der Grund, auf dem die Freiheit gedeiht. Konservative wissen das. In
Russland weiss es jeder.
...
Welche Folgerungen haben Sie daraus gezogen?
Ich
habe mich von allen sozialtechnologischen Vorstellungen abgewandt und
von dem Gedanken verabschiedet, man könne die Menschen gleich machen und
eine schlechthin perfekte Gesellschaft schaffen. Der Mensch ist aus
krummem Holz geschnitzt, er kann sich jederzeit gegen die
selbstgegebenen Regeln der Vernunft entscheiden.
...
Heute bezeichnen Sie sich als liberal-konservativ. Warum?
Weil
ich glaube, dass es nicht die Aufgabe des Staates ist, für das Glück
oder die Perfektion der Bürger zu sorgen, sondern, einen Raum zu
schaffen, in dem die Verschiedenen sich in der Kultur der höflichen
Nichtbeachtung einrichten können. Von Möglichkeiten kann aber nur
Gebrauch machen, wer geschützt ist, also in Anspruch nehmen kann, was er
will. Die liberale Ordnung lebt von ihrer Erzwingbarkeit. Man kann
überhaupt nicht liberal sein, ohne auch einzugestehen, dass Freiheit auf
Voraussetzungen beruht. Es sollte den Staat nichts angehen, was seine
Bürger denken oder wie sie ihr Leben einrichten. Aber er muss die
Bedingungen so einrichten, dass die Bürger allen Widrigkeiten zum Trotz
ihr Leben leben können.
...
Sie behaupten, Konservative hätten ein realistischeres Menschenbild als Linke. Wie kommen Sie darauf?
Die
radikale Aufklärung ist die Emanzipation des Geistes von den
Institutionen. Sie ist von der falschen Vorstellung beherrscht, dass der
Mensch der Schöpfer seiner Welt sei und sie nach Belieben beherrschen
könne. Der voraussetzungslose Mensch kann also tun und lassen, was er
will, weil er vernunftbegabt ist und sich keiner letzten, unbegründeten
Ordnung mehr unterwerfen muss.
...
Und diese Vorstellung ist falsch?
Ja.
Denn solches Denken weiss nicht um die Gebundenheit der Existenz. Auch
die Aufklärung steht auf einem Grund, von dem aus sie ihre
Grundlosigkeit behauptet. Wenn man das eingesehen hat, dann wird man
auch nicht mehr glauben, die Welt könne von nirgendwo betrachtet und
nach Belieben verändert werden. Der Konservative hingegen schätzt Stil
und Skepsis und nimmt hin, was er nicht verändern kann. Über manches
sollte man einfach lachen. Denn am Ende sind wir alle tot. Der
Weltverbesserer ist gewöhnlich ein humorloser Philister, der von der
Lächerlichkeit der Existenz keinen Begriff hat.
...
Alle grossen Weltverbesserungsprojekte haben nichts als Elend und Gewalt
produziert. Sie sind gescheitert, weil sie auf menschliche
Möglichkeiten keine Rücksicht genommen haben.
...
Wie lernfähig ist der Mensch aus der Sicht eines Konservativen?
Der
Konservative weiss, dass man Menschen nicht nach Belieben zurichten
kann. Alle grossen Weltverbesserungsprojekte haben nichts als Elend und
Gewalt produziert, weil sie auf menschliche Möglichkeiten keine
Rücksicht genommen haben. Sie sind gescheitert, weil das Leben sie
korrigiert hat. So gesehen, lernen Menschen aus Fehlern. Manche Fehler
kosten das Leben. Niemand wird deshalb noch einmal den Versuch
unternehmen wollen, die perfekte Gesellschaft auf Erden zu errichten.
...
Allerdings wird auch Westeuropa gerade rasant konservativer.
Weil
nach den goldenen Nachkriegsjahren jetzt die Erfahrung der
Verunsicherung zurückkommt. Die linken Eliten, die im Westen Europas
darüber entscheiden, was gesagt werden darf, versuchen den Bürgern
einzureden, sie müssten die Verunsicherung, die durch die
Globalisierung, durch Masseneinwanderung und Kriminalität entsteht, als
Preis für eine offene Gesellschaft begreifen. Solange sie aber selbst
keinen Preis entrichten müssen, werden sie nicht verstehen, warum manche
der Ordnung den Vorzug gegenüber der Grenzenlosigkeit geben.
...
Was würde denn nützen?
Mir
würde es schon reichen, wenn sich herumspräche, dass Bedürfnisse,
Lebensorte und Erfahrungen von Menschen verschieden sind und nicht alle
wollen, was der Intellektuelle will. Man kann Menschen nicht ihre
materielle und geistige Heimat nehmen und sich dann über die Wut der
Heimatlosen beklagen.
...
Wie kann Veränderung gelingen?
Schmerzfreie
Veränderungen gibt es nur, wenn sie sich im Gewand der Sprachen, Sitten
und Gewohnheiten derer vollziehen, die sie ertragen müssen. Und wenn
die Bürger von der Notwendigkeit, dass sich ihr Leben ändert, selbst
überzeugt sind. Konservative würden sagen: Veränderungen müssen
tatsächlich als Verbesserung des Lebens wahrgenommen werden. Es gibt
keinen Lebensvollzug, der zum endgültigen Abschluss kommen kann. Man
kann nur zur Einsicht kommen, dass es die beste aller Gesellschaften
nicht geben wird und auch nicht geben kann.
...
Bei aller
berechtigten Skepsis gegenüber Utopien – ist es nicht eine triste
Vorstellung, jede Hoffnung auf Fortschritt aufzugeben?
Der
Konservative ist doch kein Gegner des Fortschritts! Ihm ist bewusst,
dass der Mensch geworden ist und sich mit der Zeit verändert hat. Aber
man kann nicht Fortschritt nennen, was sich nicht in Übereinstimmung mit
der Lebenswelt derer vollzieht, die sich verändern sollen. Traditionen
verändern sich auf dem Grund der Tradition. Diese Einsicht unterscheidet
den Konservativen von der Geschichtsvergessenheit der Linken.
...
Welche Illusionen hegt der Konservative? Wo ist seine offene Flanke?
Konservative
sind im politischen Kampf unterlegen, weil es ihnen zuwider ist, sich
in Herden zu organisieren, Ideen wie Ikonen zu verehren und endgültige
Wahrheiten herauszuschreien. Stil und Skepsis sind nicht massentauglich
und im Kampf um Macht und Einfluss ohne Gewicht. Hingegen können
Konservative mit Kritik besser umgehen als jene, die glauben, im Besitz
der letzten Wahrheit zu sein, weil sie wissen, dass die Welt nicht
eindeutig, sondern vielstimmig ist. Gegen die Rechthaberei des «juste
milieu» lässt sich deshalb wenig ausrichten. Denn das Gute, Wahrheit,
Moral und die institutionalisierte Revolte sind jetzt nur noch dort zu
Hause. Gegen das Warme kommt das Kalte, das Nüchterne, nicht an. Wer
nicht so ist wie sie, der ist entweder verrückt oder ein Nazi. Der Konservative lächelt und sagt: Ich kann es nicht ändern, aber muss
ich den Blödsinn, der sich vor aller Augen vollzieht, auch noch
bejubeln? Da geht er mit Ernst Jünger lieber in den Wald.
...
Wo liegt der Unterschied zwischen Rechten und Konservativen?
Die
Rechten sind ein Spiegelbild der Linken, weil auch sie glauben,
Gesellschaften liessen sich nach Belieben formen und zurichten, weil
auch sie an den Sieg der Eindeutigkeit und Endgültigkeit glauben. Die
Nationalsozialisten wollten gerade nicht, dass alles so bleibt, wie es
ist. Sie waren Zerstörer, keine Bewahrer. Sie träumten von einer
Gesellschaft, aus der Feinde und Fremde physisch eliminiert werden
sollten. Ich kann darin nichts Konservatives erkennen.
...
Wie steht es um das Menschenbild des Liberalen?
Liberale
glauben, dass der Mensch frei und Herr seiner Entscheidungen und dass
der Freiheitsraum ein Ort der Möglichkeiten ist, in dem er sich frei
entfalten darf. Das stimmt natürlich, aber Liberale übersehen, dass
diese Position leicht zu vertreten ist, wenn man die Konsequenzen von
politischen Entscheidungen nicht selber tragen muss, weil man sich ihnen
jederzeit entziehen kann. Wer arm und ohne Einfluss ist, hat diese
Möglichkeiten nicht. Liberale haben keinen Begriff von Anerkennung,
Würde, Gerechtigkeit, die vielen Menschen wichtiger sind als der Raum,
zu dem der Staat sich keinen Zugang verschaffen kann, oder das Recht,
ihre Meinung zu sagen. Es gibt nicht nur negative Freiheit, die den Raum
definiert, in dem man sich ohne Behinderung durch andere entfalten
darf, es gibt auch eine Freiheit, die aus dem Streben nach Anerkennung
kommt. Sie ist auch mit autoritärer Ordnung vereinbar, weil die meisten
Menschen gar nicht sich entfalten, sondern anerkannt und respektiert
werden wollen. Für ein solches Streben nach Anerkennung aber haben
Liberale kein Verständnis.
...
Beispiel?
In
Berlin kann man beobachten, dass im linken Milieu nicht ertragen werden
muss, was linke Politik beschliesst. Die Stadt müsse bunt werden, sagen
die Anwälte der Grenzenlosigkeit, aber sobald die Einschulung
bevorsteht, ziehen sie mit ihren Familien in jene Stadtteile, in denen
von Buntheit zwar viel gesprochen wird, in denen es sie aber nicht gibt.
Sie richten sich in der ethnisch homogenen Zone ein und empfehlen
anderen, die Lasten der Wirklichkeit zu tragen. Sie sprechen von
liberaler Freiheit und wundern sich darüber, dass diejenigen, die
Fehlentscheidungen bewältigen müssen, weil sie keine Wahl haben, lieber
in einer Ordnung der Anerkennung als an einem Ort der Beliebigkeit leben
wollen.
...
Wer mag, findet wie gesagt, den ganzen Text oben in dem Link.
LG
Renate
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