Mittwoch, 16. September 2020

So belastet die Maskenpflicht Menschen an ihrem Arbeitsplatz

 Besonders die Busfahrer haben teils regelrecht Angst

 Ich weiß von Freunden, die im Einzelhandel arbeiten, dass das ständige Aufpassen wegen der Abstände und Maskenpflicht für die Verkäufer seit Monaten eine große Belastung ist.

Dass die Leute, die in Zügen und Bussen beschäftigt sind, oft regelrecht angegriffen werden, habe ich persönlich zwar noch nicht erlebt, weil wir auch kaum Bus fahren, aber man liest es ja immer wieder.

Deshalb möchte ich den folgenden Artikel auch mal hierher mit übernehmen:

Quelle:

https://www.zeit.de/arbeit/2020-09/maskenpflicht-oeffentliche-verkehrsmittel-kontrolle-busse-bahnen-deutschland?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Timo Linsenmayr kontrolliert, ob alle in den Tübinger Linienbussen Maske tragen. Er wird oft bedroht, doch eine Taktik hat sich bei Maskenmuffeln bisher bewährt.

ZEIT ONLINE: Herr Linsenmayr, seit einem Monat kontrollieren Sie in den Tübinger Bussen die Einhaltung der Maskenpflicht. Wie reagieren die Leute darauf?

Timo Linsenmayr: Das ist ganz unterschiedlich. Vor allem ältere Personen und andere Risikopatienten sind oft dankbar und loben uns für unseren Einsatz. Sie fühlen sich durch unsere Kontrollen sicherer. Es gibt aber auch die, die wenig Verständnis zeigen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene fangen oft an zu diskutieren, wenn es um die Maskenpflicht geht. Dabei gibt es da nichts zu diskutieren, Regeln sind nun mal Regeln und wir sorgen dafür, dass sie eingehalten werden. Wer im Bus keine Maske trägt, muss entweder eine aufsetzen oder er fliegt raus. Wir verteilen ja sogar Einwegmasken, die uns die Stadtwerke als Betreiber der Linienbusse zur Verfügung stellen. Wer seinen Mund-Nasen-Schutz daheim vergessen hat, bekommt kostenlos von uns einen. Es gibt aber Leute, die selbst das verweigern. Die müssen dann den Bus verlassen.

ZEIT ONLINE: Wie oft kommt so etwas vor?

Linsenmayr: Ich würde schätzen, von 1.000 Leuten, die wir kontrollieren, tragen 80 keine Maske oder tragen sie falsch, also unter Nase oder Kinn. Die meisten zeigen sich aber einsichtig, wenn wir sie freundlich darauf hinweisen, und korrigieren das. In etwa drei von 1.000 Fällen kommt es aber vor, dass die Leute anfangen zu pöbeln und ausfallend werden. Sie beleidigen meine Mutter oder meinen Vater, das gehört leider fast schon zum Alltagsgeschäft dazu. Meistens passiert das am Wochenende, wo wir mittlerweile verstärkt kontrollieren. Freitag- und Samstagabends sind die Busse oft voll und die Fahrgäste in Partystimmung. Und wo Alkohol im Spiel ist, schwinden die Hemmungen. Bisher ist es uns aber immer gelungen, die Lage so zu deeskalieren, dass es zu keiner körperlichen Auseinandersetzung kommen musste. Das ist keine Selbstverständlichkeit in dem Job. Vor allem betrunkene männliche Jugendliche fühlen sich bei Kontrollen schnell in ihrer Ehre angegriffen und fangen im schlimmsten Fall an, uns zu beleidigen, spucken uns an oder wollen uns zur Seite schubsen. Wir mischen die Zweierteams deshalb nach Möglichkeit so, dass eine Frau und ein Mann zusammen kontrollieren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Frauen nicht so schnell körperlich angegangen werden und dass sie brenzlige Situationen leichter deeskalieren können. Wenn aber jemand im Bus randaliert, kontaktieren wir die Polizei und steigen gemeinsam mit dem Randalierer aus, damit die Leute im Bus nicht gefährdet werden. Dabei wende ich immer einen Sicherheitsgriff an: Ich halte die Person am Oberarm fest und fixiere gleichzeitig das Handgelenk so, dass sie nicht um sich schlagen kann. Damit schütze ich mich und die umstehenden Fahrgäste.

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ZEIT ONLINE: Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer hat per Dienstanweisung veranlasst, dass Busfahrer nicht mehr weiterfahren dürfen, wenn Passagiere keine Maske tragen. Wie sieht das in der Praxis aus?

Linsenmayr: Die Busfahrer sind auch nur Menschen, und viele von ihnen haben Angst. In Frankreich wurde ein Busfahrer hirntot geprügelt, weil er auf die Maskenpflicht gepocht hat. Das möchte hier keiner riskieren, und das ist auch verständlich. Deswegen sind sie sehr froh darüber, dass wir die Maskenkontrolle übernehmen. Derzeit kann man ja bei den meisten Bussen nicht vorne beim Busfahrer einsteigen, der Bereich ist abgesperrt, um die Fahrer vor einer Corona-Ansteckung zu schützen. Aber wenn wir am Bussteig stehen und die Fahrer uns sehen, winken sie uns oft schon von Weitem freudig zu und bedeuten uns, hinten einzusteigen. Manchmal, weil jemand keine Maske trägt, meistens aber einfach nur, weil sie sich in unserer Anwesenheit sicherer fühlen. Das erfahren wir auch in Gesprächen auf den Bussteigen, wenn gerade Schichtwechsel ist. Viele fühlen sich damit überfordert, dass sie plötzlich so durchgreifen sollen. Ein normaler Busfahrer ist nicht geübt darin, mit Aggressionen umzugehen und sich selbst vor Angriffen zu schützen. Wir aber schon. Als Sicherheitsdienstleister machen wir regelmäßige Schulungen, unter anderem trainieren wir auch in Bussen, denn diese beengte Situation mit zusätzlich unsicherem Stand begrenzt natürlich auch die Handlungsmöglichkeiten. 

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LG

Renate

 

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