Eine Zusammenfassung mit Links von einer Bekannten, die das miterlebt hat drüben
Den folgenden Absatz aus dem Text finde ich wichtig .. der erklärt einiges:
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Die Treuhandanstalt war ein einmaliges Versuchslabor der deutschen Wirtschaft, dominiert von westdeutschen Strukturen und Netzwerken mit politischen Vorgaben, die vor allem den westdeutschen Markt im Blick hatten. Ostdeutsche Spezifik über die Maßen zu berücksichtigen oder zu erhalten war nicht vorgesehen und zeitlich schlichtweg unmöglich.
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Es ist klar, unsere Brüder und Schwestern drüben konnten ja gar keine Ahnung davon haben, was westliche Marktwirtschaft eigentlich ist. Wir sind da reingewachsen und haben uns von Kindheit an dran gewohnt, sie aber nicht.
In dem Text wird am Ende eine Frage aufgeworfen, die ich mal rauskopieren möchte und gezeigt, warum gerade die AfD drüben so viele unzufriedene Menschen für sich gewinnen kann.
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Treuhand-Trauma nützt Populisten
Viele Ostdeutsche fühlen sich auch Jahrzehnte später noch entwertet, abgewickelt und ausgeplündert. Noch heute sind 33 Prozent von ihnen der Meinung, dass vor allem der Westen von der Wiedervereinigung profitiert hat. Das weiß vor allem die AfD für sich zu nutzen und inszeniert sich im Osten als Gegenentwurf zu den westlichen "Altparteien", der das "ungerechte Erbe" zu beseitigen versuchten.
Aber war die Treuhand wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Oder hat sie den Transformationsprozess zur Marktwirtschaft im Großen und Ganzen gut bewerkstelligt?
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Noch ein paar andere Einblicke, die mir aber klarmachen, was die Treuhand eigentlich machen sollte.
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Sie läuft noch einmal durch die langen Gänge im einstigen Gebäude der Treuhand-Anstalt in Berlin, fährt mit dem Paternoster auf und ab, erinnert sich an damals. Das Haus ist heute Sitz des Bundesfinanzministeriums und nach Detlev Rohwedder benannt, dem im Frühjahr 1991 ermordeten Präsidenten der Treuhand-Anstalt, dem Birgit Breuel nachfolgte. Niemand wollte diesen wohl damals gefährlichsten Job, den Deutschland zu bieten hatte, haben. Birgit Breuel, Rohwedders Stellvertreterin, war die Einzige, die sich das zutraute. „Ich war die Hassfigur im ganzen Land“, sagt sie, inzwischen 81 Jahre alt, im Film beinahe regungslos in ihrer stoischen, von vielen als kalt empfundenen Art, hinter der sich, das klingt in der Dokumentation an, auch Selbstzweifel und Unsicherheit verbargen.
Dass Breuel überhaupt noch einmal Auskunft über ihr Wirken bei der Treuhand gibt, ist eine kleine Sensation. Seit ihrem Abschied von der Behörde Ende 1994 hat sie öffentlich nie darüber gesprochen, Anfragen von Wissenschaftlern und Journalisten lehnte sie konsequent ab. „Sie hatte viele Jahre lang gar nicht mehr über die Treuhand nachgedacht“, sagt Inge Kloepfer, Autorin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die mit Jobst Knigge für Arte und MDR die Dokumentation „D-Mark, Einheit, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand“ gedreht hat. „Für Birgit Breuel war es eine große Sache, sich jetzt noch mal damit auseinanderzusetzen.“ Am Ende ließ sie sich überzeugen und erzählt im Film von den Turbo-Jahren bei der Treuhand: wie sie aus dem Nichts anfingen und eine Behörde aufbauten mit dem Ziel, diese so schnell wie möglich wieder aufzulösen. „In Bonn“, sagt Birgit Breuel mit Blick auf die damalige Bundesregierung, „hat man anfangs überhaupt nicht verstanden, was wir gemacht haben. Ganz eigenartig war das.“
Für Helmut Kohls Regierung war die Treuhand freilich der ideale Blitzableiter, traf doch die Wut der Hunderttausende, quasi über Nacht entlassenen Menschen im Osten weder ihn noch sein Kabinett oder gar den Bundestag, sondern vor allem: die Treuhand. Der Name ruft im Osten bis heute Wut und Zorn hervor. „Frau Breuel konnte damals einfach gehen, aber uns beschäftigt die Treuhand bis heute“, sagt unter großem Beifall eine Frau aus dem Publikum bei der Premiere des Films in Leipzig. Die Autoren thematisieren die Ambivalenz des Themas: Während die Treuhand im Westen heute kaum noch eine Rolle spielt, ist sie im Osten nach wie vor allgegenwärtig: Die Treuhand, so die gängige Erzählung, habe alles plattgemacht und ganz Ostdeutschland an Westdeutsche verscherbelt. Kein Wunder, so fügen andere an, dass die Wut im Osten heute so groß sei.
Der Film zieht solche (Kurz-)Schlüsse dankenswerterweise nicht, vielmehr rekapituliert er noch einmal die Zeit, als pro Woche Hunderte Unternehmen privatisiert oder stillgelegt wurden. Es habe damals, so berichten weitere Zeitzeugen, interne Wettbewerbe gegeben, welche Abteilung am schnellsten vorankomme. Weg, weg, weg, sei der Tenor gewesen, und das hatte maßgeblich mit Birgit Breuel zu tun – die sich in der Sache jedoch mit dem Bundesfinanzministerium einig wusste. Anders als Rohwedder, der Unternehmen erst sanieren und dann verkaufen wollte, plädierte sie dafür, so schnell wie möglich zu privatisieren und die Sache dem Markt überlassen. Darüber hätten Rohwedder und sie „gestritten wie die Kesselflicker“, erzählt sie im Film, der die Konsequenzen dieser Turbo-Strategie nicht ausspart: „Der Markt ist ein Monstrum“, sagt Klaus von Dohnanyi, und die Autoren resümieren: „Von diesem Sturm, der damals über Ostdeutschland fegte, haben sich die ostdeutschen Bundesländer bis heute nicht erholt. Sie sind nahezu vollständig deindustrialisiert.“
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In dem Link oben findet man noch ganz viele Beiträge, die das alles noch genauer erklären, falls jemand so viel Zeit hat, das alles zu lesen, was mich dann doch ein wenig überfordert.
Ich verstehe das mit der Treuhand so: Die hatte die Aufgabe, aus den ja in unserer westlichen Wirtschaft nicht konkurrenzfähigen Ost-Firmen welche zu machen, die im Wettbewerb eine Chance haben sollten. Das hat aber nicht funktioniert so wie sich Kohl das wohl vorgestellt hat. Die Mitarbeiter der Treuhand haben später die ganze Schuld bekommen. Die hatten sie aber nicht, denn sie wurden ja schon von der Kohl-Regierung, also der CDU eingesetzt, um drüben den typischen West-Kapitalismus nach Möglichkeit sofort aus dem Boden zu stampfen .. und wie gewohnt bei einer Partei wie der CDU ohne Rücksicht auf die Menschen, die darunter zu leiden hatten.
Das Volk hat die CDU noch nie interessiert .. das tut es auch heute nicht . .man merkt das ja gerade jetzt sehr deutlich an der Art, wie sie die Coronakrise auch auf dem Rücken der in erster Linie kleinen Leute abwickeln und nur die Kapitalisten dabei schonen und nur denen wirklich helfen.
Das ist halt normal für diese Partei.
Warum die immer noch so viele wählen, ich kann es nicht nachvollziehen. Ich habe sie nie gewählt, auch früher vor der Wende schon nicht.
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Die Montagsdemonstrationen waren ein bedeutender Bestandteil der Friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989. Es waren Massendemonstrationen, die ab dem 4. September 1989 in Leipzig stattfanden. Im Herbst 1989 fanden auch in anderen Städten der DDR, beispielsweise in Dresden, Halle, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Plauen, Arnstadt, Rostock, Potsdam und Schwerin, regelmäßige Massendemonstrationen statt, zum Teil auch an anderen Wochentagen. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger im ganzen Land zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhältnisse. Ziel war eine friedliche, demokratische Neuordnung, insbesondere das Ende der SED-Herrschaft, zudem wurde Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums für Staatssicherheit gefordert.
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Das wurde dann mit der Zeit immer mehr .. das Ende kennen wir alle, das war die Wende .. wo das Volk aber halt wohl nicht gewusst hat, dass die DDR komplett pleite war und Russland nicht minder, die konnten ihnen auch nicht mehr helfen. Bei Westdeutschland hatte die DDR so viele Schulden, dass sie kaum mehr hin und zurück konnten, weil ihre Planwirtschaft halt nicht wirklich funktioniert hat, so wie ich das irgendwann mal verstanden habe.
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Das grundlegende Ziel der Demonstrationen war die Einsetzung
demokratischer Grundrechte und deren friedliche Durchsetzung. „Keine
Gewalt“ war die übergreifende Parole. Bei den späteren Kundgebungen wurden auch Forderungen für eine Wiedervereinigung Deutschlands und mehr Wohlstand laut.
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Also generell denke ich, was bei den Montagsdemos passierte, haben wir im Westen schon eher mitbekommen als was später die Treuhand drüben angerichtet hat. Das kam ja laufend in den Nachrichten.
Und genau das war der Grund, dass wir alle hier wollten, dass die Menschen drüben frei sein könnten .. sie waren ja nicht frei, nicht in dem Sinne, was wir darunter verstanden.
Dass Kapitalismus nicht unbedingt mit mehr Wohlstand für alle gleichzusetzen ist, dürften sie nicht verstanden haben und wir nicht wirklich, wie wichtig finanzielle Sicherheit für sie war .. wir kannten die ja hier im Westen gar nicht, sondern sind mit dem Leistungsdruck groß geworden.
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Tja ... was würde heute allen helfen, Wessis und Ossis ... mehr soziale Gerechtigkeit .. aber so krass wie in der DDR wird das wohl nicht gehen, das würde nicht zu bezahlen sein, denke ich.
Es war ja nicht zu bezahlen, was das Volk in der DDR nur gar nicht gewusst hat und sogar noch mehr wollte .. plus Freiheit.
Also etwas, das gar nicht realisierbar war.
Ob Kohl begriffen hat, was er tut, schwer zu sagen.
Bei der CDU habe ich immer das Gefühl gehabt, dass keiner in dieser Partei weiß, was er tut oder falls er es wissen sollte, tut er es nicht für die breite Masse.
Da gibt es Parteien, die hätten zumindest den Ansatz, es zu versuchen.
Dennoch müsste es passieren, ohne dass es wieder zu einer Diktatur kommt.
Ich habe immer einen Spruch, den ich mag. Liberté, Égalité, Fraternité sind die Ideale aus der franzäsischen Revolution. Und Liberté, die Freiheit,steht da vorn.
Ich sage immer, die Freiheit ist die größte der Ideale und sollte deshalb immer auch die Wichtigste sein.
Das war in der DDR nicht so. Gleichheit stand da vorn und deshalb hat es auch nicht funktioniert.
Freiheit heißt aber nicht, solidarisch hinter einem Staatssystem zu stehen.
Freiheit heißt, sich individuell entfalten zu dürfen, ohne dass man zu sehr eingeschränkt wird.
Das alles mit ein wenig mehr Gerechtigkeit als heute wäre schon schön.
So würde ich mir den optimale Staat der Zukunft wünschen.
Ich kann verstehen, was damals über die Treuhand drüben passierte. Es war nicht transparent. Wäre das so gewesen, hätten wir im Westen das auch mitbekommen müssen.
Es war genauso wenig transparent wie heute die Handlungen in der Coronakrise für das Volk transparent sind .. es wurde da mit dem Holzhammer gearbeitet genauso wie jetzt mit dem Holzhammer gearbeitet wird.
Das Prinzip ist gleich. Scheint typisch für die CDU zu sein, so zu regieren.
Ich kann jetzt besser verstehen, warum die Leute drüben so sauer auf den bösen Westen sind.
Sie sollten jetzt etwas verstehen, das sie bisher nicht verstanden haben. Die kleinen Leute im Westen werden schon immer genauso unterdrückt wie sie das dann über die Treuhand erlebt haben.
Denen reicht es übrigens auch schon lange und Corona setzt nur allem gerade noch die Krone auf.
Wir sollten uns zusammentun, die kleinen Leute bis rauf in den Mittelstand in Ost und West.
Wenn das klappt, das hätte was.
LG
Renate
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