Er ist nicht mehr von Forschungsgeldern abhängig und damit frei zu sagen, was er wirklich denkt
Besonders interessant an seinen Aussagen finde ich, dass er sagt, es handelt sich nicht um einen neuen Virus, das ist nur eine normale Mutation eines lange existierenden Erkältungsvirus .. er begründet auch warum.
https://www.achgut.com/autor/stadler
Beda M. Stadler
Professor Dr. Beda Stadler wurde 1950 geboren. Er absolvierte
ein Studium der Biologie und promovierte und habilitierte auf dem
Gebiet der Molekularbiologie in Bern. Seit 1991 ist er Professor für
Immunologie und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der
Universität Bern. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit ist er u.a.
als Kolumnist für die Berner Zeitung und die Neue Züricher Zeitung
tätig.
Nun ein paar seiner wirklich kritischen Texte zum Thema Corona.
https://www.achgut.com/artikel/masken_der_angst
...
Masken der Angst
Zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 gab es in der Schweiz (und
auch in Deutschland/ Anm. der Redaktion) anfangs eine Strategie. Sie
hieß „Flatten the Curve“ und beruhte auf einem teilweisen Lockdown.
Allerdings verringerten sich die Ansteckungen schon vor diesem Lockdown,
und die Kurve wurde nicht einfach flach, sondern näherte sich rasch dem
Nullpunkt. Seither gibt es keine erkennbare Strategie mehr.
Kritik bleibt trotzdem aus. Die Medien unterstützen die Politik
großmehrheitlich, und die Task Force ist so zusammengesetzt, dass kein
Wissenschaftler es wagt, eine skeptische Haltung gegenüber den Behörden
einzunehmen. Immer noch sitzt der Nationalfonds-Präsident in diesem
Gremium. Wer riskiert schon gern seine Forschungsgelder?
Das Volk macht brav mit und erduldet jede Schikane. Was tut der
schweizer Bundesrat in dieser Situation? Er wäscht sich die Hände in
Unschuld und überlässt die Entscheidung für weitere Dummheiten den
Kantonsregierungen. Diese tappen prompt in die Falle: Die Maskenpflicht
in den Läden wird nun auch in der Deutschschweiz reihenweise eingeführt.
Maskentragen fast religiöses Symbol
Selbstverständlich nützen Masken in dem Sinn, dass sie Tröpfchen von
der Innen- und der Außenseite resorbieren können. Das ist vor allem
unter standardisierten Bedingungen der Fall, das heißt unter
Bedingungen, wie man sie anwendet, um eine wissenschaftliche Arbeit zu
veröffentlichen. Eine solche Übungsanlage ist aber kein Feldversuch.
Ein Quasi-Feldversuch, um die Wirksamkeit der Maskenpflicht zu
untersuchen, läuft in Argentinien. Das Land steckt seit fünf Monaten im
Lockdown, länger als jeder andere Staat, und hat eine Maskenpflicht.
Trotzdem steigen die Todeszahlen in Argentinien immer noch. Im Moment
liegt dieser Wert dort bei 300 Toten täglich.
Mir ist kein Land bekannt, wo die Einführung der Maskenpflicht zu
einer Reduktion der Covid-19-bedingten Hospitalisierungen oder
Todesfälle geführt hätte. Trotzdem ist das Maskentragen für viele
Menschen zu einem fast religiösen Symbol geworden. Für diese
Neugläubigen gäbe es einen weiteren Feldversuch, den ich aber niemandem
empfehlen will: „Seid ihr bereit, mit einer Hygienemaske einen
geschlossenen Raum zu betreten, um dort einem Ebola-Patienten das Bett
zu machen und sein Häfeli zu entsorgen?“ Falls ja, wäre die Konsequenz ein darwinistisches Selektionsprinzip, das jede Diskussion erübrigen würde.
Begleitmusik zur Maskenpflicht
Derzeit wird massiv mehr getestet, als ob man Begleitmusik für die
Einführung der Maskenpflicht durch die Kantone machen müsste. Allerdings
haben inzwischen sogar Laien gemerkt, dass es am Wochenende weniger
positive Testergebnisse gibt, weil die Laboranten auch freie Wochenenden
haben möchten. Wer sich also allein an diesen Zahlen orientiert, macht
es sich zu einfach.
Es ist auch fraglich, was der PCR-Test, mit dem man keine akute
Infektion nachweisen kann, für einen Nutzen haben soll, um SARS-CoV-2 zu
bekämpfen. Für das Contact Tracing ist er eigentlich
unbrauchbar, weil es zu lange dauert, bis Resultate vorliegen. Hinzu
kommt, dass eine junge Person mit intaktem Immunsystem, die positiv
getestet wird, nicht an Covid-19 erkrankt. Trotzdem nennt das schweizer
Bundesamt für Gesundheit (BAG) diese Fälle seit einiger Zeit
„laborbestätigte Infektionen“ und widerspricht damit eigenen
Richtlinien.
Um das zu erklären, muss man ein bisschen ausholen. Am 5. Mai veröffentlichte das BAG mit Swissmedic ein Merkblatt zur aktuellen Covid-19-Testung
in der Schweiz. Dort heißt es fachsprachlich: „Die PCR
(Polymerase-Kettenreaktion) ist eine NAT-Methode (Nucleic Acid
Amplification Technology) der modernen Molekularbiologie, um in einer
Probe vorhandene Nukleinsäure (RNA oder DNA) in vitro zu vervielfältigen
und danach mit geeigneten Detektionssystemen nachzuweisen. Der Nachweis
der Nukleinsäure gibt jedoch keinen Rückschluss auf das Vorhandensein
eines infektiösen Erregers. Dies kann nur mittels eines Virusnachweises
und einer Vermehrung in der Zellkultur erfolgen.“
Diese Aussage ist hundertprozentig korrekt. Es gibt weltweit keinen
Wissenschaftler mit Kenntnissen auf diesem Gebiet, der etwas anderes
behaupten würde. Die Frage ist nun: Welcher Kommunikationskünstler beim
BAG hat die Verdrehung von „positivem Fall“ zu „laborbestätigte
Infektion“ angeordnet? Falls unsere Task Force aus Mitgliedern besteht,
die wissen, was ein wissenschaftlicher Ehrenkodex ist, wäre es an der
Zeit, das BAG in die Schranken zu weisen. Man darf nicht zusammen mit Swissmedic ein vernünftiges Merkblatt herausgeben und danach jeden Tag diesem Merkblatt widersprechen.
Lottogewinn wahrscheinlicher als Corona-Tod
Es gibt noch ein Ärgernis. Das Virus wird weltweit, also auch bei
uns, ständig sequenziert, was vernünftig ist. Man weiß daher, dass die
ursprünglichen, gefährlicheren Virusstämme hierzulande praktisch keine
Rolle mehr spielen. In fast ganz Europa ist ein neuer Stamm unterwegs,
der leichter von Menschen zu Menschen springt, aber weniger krankmachend
ist. Auch in Indonesien ist ein mutiertes Virus D614G aufgetaucht, das
leichter ansteckt, aber weniger gefährlich ist. Diese Information findet
man allerdings auf keiner Bundesplattform, obwohl sie sehr wichtig ist.
Sie könnte zu einer allgemeinen Beruhigung beitragen.
Auch die Todesfallzahlen dürfen uns positiv stimmen. Die Schweiz hat
8,5 Millionen Einwohner. Gegenwärtig sterben hierzulande täglich
zwischen null und zwei Personen an Covid-19. Das Glück, im Schweizer
Zahlenlotto einen Sechser ohne Zusatzzahl zu erzielen, liegt bei 1
zu 6.294.943. Also selbst, wenn Sie über 80 sind, ist die Chance, bei
täglicher Ziehung einen Sechser im Lotto zu holen, derzeit größer, als
an Covid-19 zu sterben.
Zweite Welle ist unwahrscheinlich
Trotzdem dominieren noch immer die Schreckensszenarien. Das
Coronavirus OC43 soll die Russische Grippe von 1890 verursacht haben, an
der über eine Million Menschen gestorben sind. Das ist zwar in den
Details umstritten, wird jetzt aber wieder erwähnt, um etwas Stimmung zu
machen. Dabei kann man die Geschichte auch anders erzählen: Das
OC43-Virus ist längst mutiert und gehört heute zu den normalen
Erkältungsviren. Auch SARS-CoV-2 wird weiter mutieren und harmloser
werden. Das macht eine zweite Welle so unwahrscheinlich.
Bei Influenzaviren kann es zweite Wellen geben, weil die Mutationen
einen anderen Charakter haben. Es werden, vereinfacht gesagt, ganze
Genom-Kassetten ausgetauscht, wodurch ein neues Influenzavirus entsteht,
gegen das kaum jemand immun ist. Coronaviren kennen keine derartigen
Mutationen.
Machen wir ein Beispiel: Wenn das Spike-Protein mutiert, kann sich
das Virus deswegen besser oder schlechter an die Zellen binden. Die
Mutation wird aber relativ geringfügig sein, so dass ein Teil der
bestehenden Antikörper sich immer noch daran wird heften können. Mit
Sicherheit werden die T-Zellen das mutierte Spike-Protein weiterhin
erkennen. Was bedeutet das im Alltag? Im Winter 2020/21, wenn wir uns
vermehrt drinnen und näher beieinander aufhalten werden, wird das Virus
nochmals eine Chance bekommen. Sofern wir die Risikopatienten schützen,
wird es aber keine zweite Welle geben.
Dass das Virus harmloser wird, ist nur eine Erklärung, weshalb
weniger Hospitalisierungen und Todesfälle auftreten. Eine andere,
ergänzende lautet: Die Ärzte haben gelernt, wie man Covid-19-Patienten
behandelt. Offenbar hat das falsche Intubieren sein Ende gefunden. Auch
setzte man gewisse immunsuppressive Medikamente zu früh ein. Bei
Covid-Patienten mit einer T-Zellen-Immunität kann so was tödlich enden,
wie man inzwischen weiß.
Weitverbreitete Immunität
All diese guten Nachrichten sind in den Medien kaum zu finden. Am
meisten ärgert mich aber, dass die weitverbreitete Immunität praktisch
unerwähnt bleibt. Es gibt starke Verwandtschaften zwischen den
Beta-Corona-Viren. Bis zu 25 Prozent der Erkältungsviren sind
Coronaviren. Daher haben wir alle eine gewisse Immunität dagegen.
Auch die Wissenschaft unterschätzte diese Immunität zunächst. Die
meisten Arbeiten betrachteten nur die T-Zellen-Immunität, wobei die
Quote der Menschen mit einer solchen Immunität, die nie Kontakt mit
SARS-CoV-2 hatten, durchwegs zu niedrig angegeben wurde. Das ist ein
technischer Fehler, weil die T-Zellen nur mit ein paar wenigen
synthetischen Viruspeptiden und nicht ganzen Viren stimuliert wurden.
Die T-Zellen-Immunität kann man bei einer Infektion zudem nicht von der
B-Zellen-Immunität, sprich Antikörpern, trennen.
Ohnehin sind die Antikörpertests in einem viel desolateren Zustand
als anfänglich die PCR-Tests. Es wird noch eine Weile dauern, bis man
die Frage der Rest-, Kreuz- oder Grundimmunität verlässlich abklären
kann. Derzeit lässt sich nicht einmal ein Immunschutz mit Sicherheit
feststellen. Nur eines steht fest: Die vorbestehende Immunantwort kann
nicht mehr wegdiskutiert werden. Sie wäre der Schlüssel gewesen für eine
andere Strategie. Solange die Nicht-Immunologen behauptet haben, es
gäbe keine Immunität und das Virus sei neu, war eine vernünftige
Strategie allerdings nicht möglich.
Meiner Meinung nach ist die einzig vernünftige Strategie seit den
ersten Corona-Fällen in der Schweiz dieselbe geblieben: Risikopersonen
schützen, alle anderen in Ruhe lassen. Das wäre eine edle Aufgabe für
unsere Task Force gewesen, aber schwieriger zu vermitteln als
Hiobsbotschaften, die von den Medien noch so gern weiterverbreitet
werden. Wer jetzt ständig mit einer zweiten Welle droht, tut dies
wahrscheinlich, weil er keine Strategie hat, um die Risikopersonen zu
schützen.
Kein Grippeimpfstoff, der bei Risikopatienten wirkt
Derzeit sieht es so aus, als ob das Warten auf einen Impfstoff die
neueste Strategie sei. Auch das könnte misslingen. Ich bin ja als
Impfpapst verschrien und würde mich über einen Impfstoff freuen, zweifle
aber, ob das in diesem Fall möglich ist. Da die meisten Menschen
bereits immun sind, würde man damit nur ihre spezifische Immunität
anheben.
Sollte es wahr sein, dass Menschen ohne Symptome andere anstecken
können, was ich stark bezweifle, müssten wir trotzdem weiterhin mit
Maske herumstolzieren, weil die Einzigen, die bislang an Covid-19
gestorben sind, immunkompromittiert waren. Der Impfstoff müsste also
derart stark und speziell sein, dass er sogar bei Menschen funktioniert,
die praktisch kein funktionierendes Immunsystem haben. Ich sage nicht,
dass das unmöglich ist, aber beobachtet habe ich so was noch nie.
Seit Jahren lästere ich gegen das BAG, weil das Amt jeweils empfahl,
dass sich vor allem die Risikogruppe impfen soll, was erwiesenermaßen
nur schlecht funktioniert hat. Es gibt keinen Grippeimpfstoff, der bei
den Risikopatienten gleich gut wirkt wie bei Jungen. Bei den kommenden
SARS-CoV-2-Impfstoffen muss man leider von der gleichen Annahme
ausgehen.
Möglicherweise wiederholt sich die Geschichte. Bei den letzten
angeblichen Pandemien, der Vogel- und Schweinegrippe hat sich im
Nachhinein herausgestellt, dass dies normale Grippejahre waren. Wenn
sich das BAG vor allem vor einer solchen Blamage fürchtet, schlage ich
vor, es begibt sich möglichst rasch in die Rolle des Winkelrieds und
wirft sich in die Debatte. Lieber ein Amt mit Speeren in der Brust als
ein Volk mit Lümpchen vor Mund und Nase bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.
Es reicht jetzt endgültig mit der Angstmacherei.
Beda M. Stadler ist emeritierter Professor für Immunologie der Universität Bern. Dieser Beitrag erschien auch in der Schweizer Weltwoche.
https://www.achgut.com/artikel/coronas_zeugen
...
Die Zeugen Coronas
Warum wurde die Maskenpflicht zu einem Zeitpunkt
eingeführt, als kein Anstieg an Corona-Fällen ersichtlich war? Wer ist
eigentlich dafür verantwortlich, dass kurz vor der Einführung von
Gratistests signifikant mehr getestet wurde, so dass der Eindruck eines
kleinen Anstiegs entstand? Warum lässt der Bund Medienberichte
unwidersprochen im Raum stehen, die aus einem Corona-Fall sogleich eine
„Ansteckung“ machen?
Und was wir alle wissen möchten: Wie lange sollen wir mit Lümpchen
vor Nase und Mund herumrennen? Bis nach der möglichen zweiten Welle? Bis
keine „Fälle“ mehr auftreten? Oder bis alle Viren, an denen man sterben
kann, ausgerottet sind?
Die Verunsicherung ist groß. In meiner Wohnregion gibt es seit fast
fünf Wochen keinen einzigen Fall mehr. Trotzdem sieht man
Mutter-Kind-Paare mit Maske beim Einkaufen. Und das kann noch ewig so
weitergehen. Falls man nämlich weiter so intensiv testet, wird es kaum
je weniger positive Resultate geben. Und wenn man den Test dann auch
noch gratis (also auf Kosten der Steuerzahler) anbietet, ist die Panik
schon fast programmiert. Es gehört zwar zum Lehrbuchwissen, dass ein
positiver Test nicht gleichbedeutend ist mit einer Ansteckung. Aber
Wissen hilft nur, wenn man es auch nutzt.
69 Franken pro Corona-Verdacht
Mit der aktualisierten Beprobungsstrategie des BAG vom 24. Juni 2020
übernimmt der Bund die Kosten der ambulant durchgeführten
molekularbiologischen und serologischen Analysen auf Sars-CoV-2 bei
Personen, welche die Verdachts- und Meldekriterien erfüllen. Das ist ein
Pauschalbetrag von 50 Franken für die ärztliche Konsultation plus 95
Franken für die molekularbiologische Analyse plus 24 Franken für die
Auftragsabwicklung. Das macht also stolze 169 Franken pro
Corona-Verdacht. Laut BAG wurden bis Anfang letzter Woche 686.349 Tests
durchgeführt, was rund 116 Millionen Franken kostete. Die 158.075
Gratistests, welche seit dem 24. Juni durchgeführt wurden, schlugen mit
27 Millionen Franken zu Buche.
Wer so viel Geld ausgibt, sollte zumindest ausweisen, wie oft der
Test ein falsches Resultat ergab. Die meisten PCR-Tests, die europaweit
im Umlauf sind, haben eine Fehlerquote von über einem Prozent, wie
Sars-2-Ringversuche zeigen (www.instand-ev.de).
In der Schweiz werden leider weder Angaben zu Ringversuchen noch zur
Bestätigung positiver Tests veröffentlicht. Wir müssen demnach davon
ausgehen, dass die Mehrzahl der sogenannten Corona-Fälle seit dem 24.
Juni „falsch positiv“ sind. Denn auf 158.075 Tests kamen 1.461 positive
Resultate – was ziemlich genau der Fehlerquote von einem Prozent
entspricht. In diesem Zeitraum sind in der Schweiz übrigens zwei
Menschen an oder mit Sars-2 gestorben.
Der herbeigeredete Anstieg von „Infektionen“ hat dazu geführt, dass
anscheinend über 70 Prozent der Bevölkerung eine Maskenpflicht im ÖV
befürworten. Die frühere Maskenskepsis ist aus unerfindlichen Gründen
verflogen. Derweil läuft in Amerika, wo Sars-2 weiterhin wütet (wobei es
sich erfreulicherweise um einen neuen, abgeschwächten Virusstamm
handelt), seit geraumer Zeit ein Experiment, das die Nutzlosigkeit der
Maskenpflicht aufzeigt. Langsam versteht man nämlich, weshalb sich das
Virus in den USA, anders als in Europa, hartnäckig hält.
Klimaanlagen als Virenschleudern
Man kann in Amerika wohl vielen eine Maske aufzwingen, aber auf
keinen Fall die Klimaanlage wegnehmen. Doch ältere Klimaanlagen sind
regelrechte Virenschleudern. Die Menschen versammeln sich drinnen, wie
im Winter, allerdings weil es draußen zu heiß ist. Unter diesen
Bedingungen werden die Laborstudien, mit denen man krampfhaft aufzeigen
wollte, wie wirksam Gesichtsmasken eben doch seien, zur Makulatur. Es
wäre daher sinnvoll, wenn man zuerst einmal die Klimaanlagen in unseren
Bussen und Zügen unter die Lupe nähme, bevor man den Passagieren eine
Placebo-Maske aufzwingt.
Diese nüchterne Betrachtungsweise wird kaum dazu beitragen, dass die
Maskenpflicht bei uns aufgehoben wird. Die Gesichtsverhüllung ist längst
eine Art Glaubensbekenntnis. Selbst die Ungläubigen werden weiterhin
ihre Masken überziehen, da schließlich niemand als Asozialer
gebrandmarkt und aus dem Zug geschmissen werden will. Jetzt, da sogar
Donald Trump mal eine Maske angezogen hat, besteht höchstens eine leise
Hoffnung, dass der missionarische Eifer etwas abflaut. Doch wenn sich
maskierte Fussballer im Bus anstecken, kann man immer noch behaupten, es
wären die Umarmungen in der Kabine gewesen.
Gute Trockenübung
Unter den gegebenen Umständen sollten wir die Maskenpflicht trotzdem
subito abschaffen. Es war eine gute Trockenübung. Taucht mal wieder ein
gefährliches Virus auf, kann jeder sein Lieblings-Lümpchen hervorholen,
um etwas gegen die eigene Panik zu unternehmen. Selbstverständlich würde
die Schweiz bunter, wenn alle, die das wollen, weiter mit Masken
herumliefen. Selbst wenn damit das Vermummungsverbot verletzt wird,
hätten Menschen ohne Maske sicher Verständnis für die religiösen Ängste.
Beda M. Stadler ist emeritierter Professor und
ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Uni Bern.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der Weltwoche.
...
https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_warum_alle_falsch_lagen
...
Corona-Aufarbeitung: Warum alle falsch lagen
Das Coronavirus verzieht sich allmählich. Was hat sich
in den vergangenen Wochen eigentlich abgespielt? Die Experten haben
grundlegende Zusammenhänge übersehen. Die Immunantwort gegen das Virus
ist viel stärker, als man dachte.
Dies ist keine Anklageschrift, aber eine schonungslose Bilanz. Ich
könnte mich selber ohrfeigen, weil ich das Virus SARS-Cov-2 viel zu
lange mit Panik im Nacken betrachtet habe. Ein wenig ärgere ich mich
auch über viele meiner Immunologen-Kollegen, die bislang die Diskussion
rund um Covid-19 den Virologen und Epidemiologen überlassen haben. Mir
scheint, es wäre Zeit, einige der hauptsächlichen und komplett falschen
Aussagen rund um dieses Virus in der Öffentlichkeit zu kritisieren.
- Erstens: Es war falsch, zu behaupten, das Virus sei neu.
- Zweitens: Noch falscher war es, zu behaupten, es bestünde in der Bevölkerung keine Immunität gegen dieses Virus.
- Drittens: Es war sozusagen die Krönung der Dummheit, zu behaupten,
man könne die Krankheit Covid-19 symptomlos durchmachen oder andere gar
ohne Symptome anstecken.
Nun aber der Reihe nach:
1. Ein neues Virus?
Ende 2019 tauchte in China das Coronavirus auf, das man als neuartig
ansah. Nachdem aber die Gensequenz, also der Bauplan für das
Coronavirus, identifiziert war und dieses einen verwandten Namen zu dem
2002 aufgetauchten SARS erhalten hatte, nämlich SARS-Cov-2, hätte man
eigentlich bereits fragen sollen, wie weit diese Verwandtschaft
eventuell bis zu anderen Coronaviren, die auch uns Menschen krank
machen, reichen könnte. Nein, stattdessen hat man diskutiert, von
welchem Vieh, das zugleich auch auf dem chinesischen Speiseplan
existiert, das Virus wohl abstammen könnte. Inzwischen glauben
allerdings viel mehr Menschen sogar daran, die Chinesen seien so dumm,
dieses Virus im eigenen Land auf sich selber losgelassen zu haben.
Jetzt, da es darum geht, Impfstoffe gegen das Virus herzustellen,
tauchen hingegen wissenschaftliche Arbeiten auf, die aufzeigen, dass
dieses sogenannte neue Virus stark verwandt ist mit SARS sowie mit
anderen Beta-Coronaviren, unter denen wir jedes Jahr in der Form von
Erkältungen leiden. Neben den reinen Sequenzhomologien, zwischen den
verschiedenen für Menschen krankheitserregenden Coronaviren werden
derzeit diverse Bereiche auf den Viren definiert, wie sie von den
menschlichen Immunzellen erkannt werden. Dabei geht es also nicht mehr
bloß um die genetische Verwandschaft, sondern wie das Virus für das
Immunsystem aussieht, also welche Teile von SARS-Cov-2 aber auch anderen
Coronaviren allenfalls als Impfstoff verwendet werden könnten.
Also: SARS-Cov-2 ist gar nicht so neu, sondern eben ein saisonales
Erkältungsvirus, das mutiert ist und wie alle anderen Erkältungsviren im
Sommer verschwindet – was jetzt auch fast überall auf der Welt
beobachtbar ist. Grippeviren mutieren übrigens in einem wesentlich
höheren Masse, und niemand würde behaupten, ein neuer Grippevirus-Stamm
sei etwas komplett Neues. Viele Tierärzte haben sich denn auch über die
Behauptung vom komplett neuen Virus geärgert, schließlich verwenden sie
seit Jahren Impfstoffe gegen Coronaviren bei Katzen, Hunden, Schweinen
und Rindern.
2. Die Mär von der fehlenden Immunität
Von der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zu den Facebook-Virologen
haben alle behauptet, das Virus sei besonders gefährlich, weil keine
Immunität dagegen vorherrsche, da es ein neues Virus sei. Sogar Anthony
Fauci, der wichtigste Berater der Trump-Regierung, betonte anfänglich
bei öffentlichen Auftritten jedes Mal, die Gefahr des Virus bestünde
darin, dass es dagegen keine Immunität gebe. Tony und ich hatten
seinerzeit in den USA oft nebeneinander gesessen in
Immunologie-Seminaren am National Institute of Health in Bethesda, weil
wir damals auf verwandten Gebieten arbeiteten. Also war ich eine Zeit
lang seiner Aussage gegenüber ziemlich unkritisch, schließlich stammte
sie von einem respektablen Kollegen.
Der Groschen fiel bei mir erst, als ich realisierte, dass der erste
kommerzielle Antikörpertest aus einem alten Antikörper bestand, der
eigentlich SARS erkannte. Bei dieser Art von Test schaut man, ob im Blut
Antikörper vorhanden sind und die in einem früheren Kampf gegen das
Virus so entstanden sind. Aus einem Lama wurden sogar Antikörper
isoliert, die gleichermaßen SARS, SARS-Cov-2 und MERS erkennen. Zudem
wurde bekannt, dass in China an Orten, wo SARS gewütet hatte, SARS-Cov-2
weniger Unheil anrichtete. Das sind klare Befunde, die zwingend
nahelegen, dass unser Immunsystem zumindest SARS und SARS-Cov-2 als
teilweise identisch betrachtet und wahrscheinlich das eine Virus uns vor
dem anderen schützen könnte.
Ich realisierte da, dass die ganze Welt einfach behauptete, es gebe
keine Immunität, aber in Wirklichkeit hatte gar niemand einen Test zur
Hand, um eine solche Behauptung zu belegen. Das war keine Wissenschaft,
sondern bloß eine Spekulation aus dem Bauchgefühl, die von allen
nachgeplappert wurde. Bis heute gibt es nämlich keine Antikörper-Tests,
die all die verschiedenen möglichen immunologischen Situationen
beschreiben, wie etwa: Ob man immun ist, seit wann, wogegen die
neutralisierenden Antikörper gerichtet sind und wie viele Strukturen auf
anderen Corona Viren existieren, die ebenfalls zu Immunität führen.
Mitte April erschien dann eine Arbeit aus der Gruppe von Andreas
Thiel von der Charité in Berlin. Es war eine Arbeit mit dreißig Autoren,
unter anderem auch mit dem Virologen Christian Drosten. Darin wurde
gezeigt, dass bei 34 Prozent der Berliner, die nie Kontakt gehabt hatten
mit dem SARS-Cov-2 Virus, trotzdem eine T-Zellen-Immunität (eine andere
Art der Immunreaktion, siehe unten) dagegen festgestellt werden konnte.
Das heißt, unsere T-Zellen, also weiße Blutkörper, erkennen gemeinsame
Strukturen auf SARS-Cov-2 und den normalen Erkältungsviren und bekämpfen
somit beide.
Eine Studie von John P. A. Ioannidis an der Stanford University,
gemäß der Einstein Stiftung in Berlin einer der zehn meistzitierten
Wissenschaftler auf der Welt, zeigte zudem auf, dass die Immunität gegen
SARS-Cov-2, gemessen mit Antikörpern, wesentlich höher ist als bislang
angenommen. Ioannidis ist sicher kein Verschwörungstheoretiker, der bloß
gegen den Strom schwimmt, er wird jetzt trotzdem kritisiert, weil keine
wirklich präzisen Antikörperteste verwendet worden seien. Die Kritiker
geben damit zu, dass auch sie keine solchen Tests haben. Im Übrigen ist
John P. A. Ioannidis ein derartiges wissenschaftliches Schwergewicht,
dass alle deutschen Virologen zusammengenommen dagegen ein Leichtgewicht
sind.
3. Das Versagen der Modellbauer
Die Epidemiologen gingen dem falschen Glauben, es gebe keine
Immunität im Volk, ebenfalls auf den Leim. Zudem wollten sie auch nicht
wahrhaben, dass Coronaviren eben saisonale Erkältungsviren sind und im
Sommer verschwinden. Sonst wären ihre Kurvenmodelle anders ausgefallen.
Nachdem die anfänglichen Worst-Case-Szenarien nirgendwo aufgetreten
sind, klammern sich manche nun noch an Computer-Modelle, die das
Auftreten einer zweiten Welle voraussagen. Lassen wir ihnen diese
Hoffnung, ich habe noch nie einen Wissenschaftszweig gesehen, der sich
selber derart ins Abseits manövriert hat. Ich habe auch nicht
verstanden, weshalb Epidemiologen derart interessiert sind an der Anzahl
der Todesfälle anstatt daran, wie viele Leben zu retten wären.
4. Die Immunologie des gesunden Menschenverstandes.
Als Immunologe vertraue ich einem natürlichen Modell, nämlich dem
menschlichen Organismus, der ein erprobtes und lernfähiges Immunsystem
ausgebildet hat. Ende Februar auf der Rückfahrt nach einer SRF-Arena-Sendung äußerte ich, eingeklemmt im Fiat 500 von Daniel Koch,
ihm gegenüber meine Vermutung, dass es im Volk eine Grundimmunität
gegen SARS-Cov-2 gibt. Er bestritt diese Ansicht. Ich habe ihn trotzdem
später verteidigt, als er darlegte, Kinder seien kein treibendes Moment
für diese Pandemie. Er vermutete, Kinder hätten keinen Rezeptor für das
Virus, was natürlich Unsinn ist. Aber man muss ihm zugutehalten, dass
seine Beobachtung richtig war. Dass ihm dann jedoch Wissenschaftler an
den Karren fuhren und entsprechende Studien verlangten, birgt doch eine
gewisse Ironie. Schließlich verlangte man auch keine Studien, um zu
demonstrieren, dass Menschen aus der Risikogruppe sterben.
Als nach den ersten Statistiken aus China und dann auch aus der
weltweiten Datenlage ebenfalls der gleiche Trend zu beobachten war, dass
nämlich praktisch nie ein Kind unter zehn Jahren erkrankt, hätte
eigentlich jedermann aufs Argument kommen müssen, dass Kinder
offensichtlich immun sind. Bei jeder anderen Krankheit, bei der eine
bestimmte Gruppe von Menschen nicht krank wird, würde man davon
ausgehen, dass diese Gruppe immun ist. Wenn in einem Altersheim Menschen
leider sterben, aber am gleichen Ort Pensionäre mit den gleichen
Risikofaktoren völlig unbehelligt bleiben, sollte man eigentlich
ebenfalls davon ausgehen, dass diese eben immun waren.
Dieser gesunde Menschenverstand ist aber einigen Menschen
abhandengekommen, also nennen wir sie hier spaßeshalber
„Immunitätsleugner“. Diese neue Gattung der Leugner musste beobachten,
dass der allergrößte Teil der Menschen, die positiv auf dieses Virus
getestet wurden, denen also Viren im Rachen nachgewiesen wurden, gar
nicht krank werden. Man hat dafür den Begriff „silent Carrier“ aus dem
Hut gezaubert, „stille Träger“, und behauptet, man könne krank sein,
ohne Symptome zu haben. Das wäre ja pikant. Sollte sich dieses Prinzip
in der Medizin von nun an einbürgern, hätten die Krankenkassen ein
Problem, aber auch etwa Lehrer, da von nun an Schüler jede Krankheit
vorgaukeln können, um die Schule zu schwänzen, schließlich braucht es ja
gar keine Symptome mehr, um krank zu sein.
Der nächste Witz, den gewisse Virologen verbreitet haben, war die
Behauptung, dass diese symptomlos Kranken trotzdem andere Menschen
anstecken könnten. Diese „gesunden“ Kranken würden im Rachenraum so
viele Viren beherbergen, dass bei einer normalen Unterhaltung zwischen
zwei Menschen der eine „Gesunde“ den anderen Gesunden anstecke. Nun muss
man sich vergegenwärtigen, was da alles abläuft. Falls sich irgendwo im
Körper, eben auch im Rachen, Viren bilden, heißt das, dass menschliche
Zellen zugrunde gehen. Wenn Zellen sterben, wird sogleich das
Immunsystem alarmiert, und es entsteht eine Entzündung. Eines der fünf
Kardinalsymptome einer Entzündung ist der Schmerz. Es ist verständlich,
dass leidende Covid-19-Patienten sich nicht mehr an das anfängliche
Kratzen im Hals erinnern können und dann allenfalls behaupten, sie
hätten vor ein paar Tagen noch keine Symptome gehabt. Daraus als Arzt
oder Virologe eine Story von „gesunden“ Kranken zu machen, die Panik
verursacht und oft ein Grund war für strengere Lockdown-Massnahmen,
zeigt, wie schlecht der Witz in Wirklichkeit war. Wenigstens hat die WHO
die Behauptung der asymptomatischen Ansteckung nicht übernommen und
zweifelt diese Behauptung sogar auf ihrer Webpage an.
Hier auf griffige Art und speziell für die Immunitätsleugner nochmals
eine ganz kurze Zusammenfassung, wie wir Menschen von Keimen
angegriffen werden und reagieren: Hat es in unserer Umgebung krank
machende Viren, so werden alle Menschen, egal ob immun oder nicht, vom
Virus befallen. Ist man immun, beginnt jetzt der Zweikampf mit dem
Virus. Als erstes versuchen wir mit Antikörpern zu verhindern, dass sich
das Virus an unsere Zellen bindet. Dies gelingt natürlich nur
teilweise, nicht alle werden blockiert, und viele Viren werden sich in
den geeigneten Zellen einnisten. Das muss nicht zu Symptomen führen, ist
aber eben auch keine Krankheit. Denn die zweite Garde des Immunsystems
kommt jetzt zur Hilfe. Das sind die oben bereits erwähnten sogenannten
T-Zellen, weiße Blutzellen, die von außen feststellen können, in welchen
anderen Zellen sich die Viren verstecken, um sich dort zu vermehren.
Solche Zellen, die quasi Viren ausbrüten, werden dann im ganzen Körper
gesucht und von den T-Zellen umgebracht, bis das letzte Virus
ausgerottet ist.
Macht man also bei einem immunen Menschen einen PCR-Corona-Test, wird
ja kein Virus detektiert, sondern nur ein kleines Stück des viralen
Genoms. Der Test wird so lange positiv sein, bis keine Trümmer des Virus
mehr vorhanden sind. Richtig, auch wenn längst keine infektiösen Viren
mehr vorhanden sind, kann ein Corona-Test also noch positiv ausfallen,
weil durch die PCR-Methode selbst ein kleines Stück des viralen
Genmaterials im Test genügend vervielfältigt wird. So geschehen, als aus
Korea die Meldung rund um den Globus ging und von der WHO übernommen
wurde, dass mehr als zweihundert Koreaner, die Covid-19 durchgemacht
hatten, wieder angesteckt worden seien, dass also wahrscheinlich keine
Immunität gegen dieses Virus entstehe. Die Erklärung des wahren
Sachverhalts und die Entschuldigung kamen erst etwas später, als man
feststellte, dass die immunen Koreaner alle kerngesund seien und nur
einen kurzen Zweikampf mit dem Virus hatten. Der Haken war eben, dass
die Virustrümmer mit dem allzu sensitiven Test noch erfasst wurden und
das Signal „positiv“ auslösten. Wahrscheinlich beruhen bei uns eine
Großzahl der täglich rapportierten Ansteckungen bloß auf solchen
Virustrümmern.
Der PCR Test mit seiner enormen Empfindlichkeit war also am Anfang
goldrichtig, um herauszufinden, wo das Virus sein könnte. Der Test kann
aber nicht feststellen, ob die Viren noch intakt, also noch ansteckend
sind. Leider hat dies auch dazu geführt, dass einige Virologen die
Stärke des Test-Signals mit der Viruslast, also der Menge an Viren,
gleichgesetzt haben, die man ausatmen könne. Zum Glück blieben unsere
Kitas trotzdem offen. Da deutsche Virologen wahrscheinlich aus Prinzip
nicht in andere Länder blicken, in den die Fallzahlen schneller sinken
als zu Hause, ging das an ihnen vorbei.
5. Corona-Immunität als Problem.
Was heißt das für die Praxis? Die überaus lange Inkubationsperiode
von 2 bis 14 Tagen und Berichte über 22 bis 27 Tage sollte jeden
Immunologen aufschrecken. Genauso wie die Behauptung, die meisten
Patienten würden nach 5 Tagen kein Virus mehr ausscheiden. Beides legt
nämlich wiederum den Schluss nahe, dass es – quasi im Hintergrund – eine
Grundimmunität geben muss, die zu einer Verzerrung der Vorgänge führt,
wie man sie normalerweise erwarten würde – eben zu langen
Inkubationszeiten und zu rascher Immunität.
Genau diese Immunität scheint auch bei den Patienten mit ernsthaftem
Verlauf das Problem zu sein. Unsere Antikörpertiter, also die
Treffsicherheit des Abwehrsystems, nehmen nämlich mit zunehmendem Alter
ab. Aber auch bei Menschen, die falsch oder unterernährt sind, kommt es
zu einer Immunschwächung, weshalb das Virus ja nicht nur die
medizinischen Probleme eines Landes aufzeigt, sondern auch einen Teil
der sozialen Missstände.
Hat ein Angesteckter also zu wenig Antikörper, also eine zu schwache
Immunabwehr, wird sich das Virus langsam, aber stetig über den ganzen
Körper verteilen. Jetzt da nicht mehr genügend Antikörper vorhanden
sind, bleibt nur noch das zweite Bein der Immunantwort übrig: Die
T-Zellen beginnen überall im Körper gegen die vom Virus befallenen
Zellen zu kämpfen. Dies kann zu einer überschießenden Immunreaktion
führen, quasi zu einem gewaltigen Gemetzel, das wird dann Zytokin-Sturm
genannt. Ganz selten kann dies auch bei Kleinkindern passieren und wird
dann als Kawasaki Syndrom bezeichnet. Mit diesem Spezialfall bei Kindern
hat man auch bei uns versucht, Panik zu schüren. Interessant ist
allerdings, dass dieses Syndrom einfach und gut zu behandeln ist. Den
Kindern werden nämlich Antikörper von gesunden Blutspendern verabreicht,
also von Menschen, die Coronavirus-Erkältungen durchgemacht haben.
Somit wird hier die totgeschwiegene Immunität in der Bevölkerung
trotzdem therapeutisch eingesetzt.
Was nun?
Das Virus ist erst mal weg. Wahrscheinlich wird es im Winter
zurückkommen, das wird aber keine zweite Welle sein, sondern eben eine
Erkältung. Wer als gesunder junger Mensch derzeit mit einer Maske
herumläuft, sollte deshalb gescheiter einen Helm tragen, da das Risiko,
dass einem etwas auf den Kopf fallen könnte, größer ist als eine schwere
Erkrankung mit Covid-19.
Sollte in vierzehn Tagen nun trotzdem ein signifikanter Anstieg an
Ansteckungen zu beobachten sein, wüssten wir wenigstens, dass eine der
Lockerungsmaßnahmen von vorher eine sinnvolle Einschränkung war.
Ansonsten empfehle ich allen die Lektüre von John P. A. Ioannidis‘
neuester Arbeit, in der er die Situation bezogen auf die weltweite
Datenlage vom 1. Mai 2020 beschreibt: Unter 65-Jährige ohne
Vorerkrankung machten demnach bloß 0,7 bis 2,6 Prozent aller
Covid-19-Todesfälle aus. Um der Pandemie Herr zu werden, reiche eine
Strategie aus, die sich auf den Schutz der über 65-jährigen
Risikopersonen beschränke. Wenn ein Top Experte dieser Ansicht ist, wird
ein erneuter Shut-Down zu einem No-Go.
Zurück auf dem Weg zur Normalität, würde es uns Bürgern jetzt guttun,
wenn sich einige Panikmacher entschuldigen würden. Etwa Ärzte, die eine
Triage der über 80-jährigen Covid-19-Patienten forderten, damit diese
nicht mehr beatmet werden. Auch Medien, die mehrmals Panik-Videos aus
italienischen Spitälern gezeigt haben, um damit etwas zu illustrieren,
das so nie existiert hat. Alle Politiker, die TESTEN, TESTEN, TESTEN
forderten, ohne überhaupt zu wissen, was der Test misst. Oder der Bund
für eine App, die nie funktionieren wird und mich auch dann warnen wird,
wenn jemand in meiner Nähe positiv, aber nicht ansteckend ist.
Im Winter, wenn dann die Grippe und andere Erkältungen wieder
grassieren werden, können wir uns dann etwas weniger oft küssen, aber
die Hände waschen sollte man ja auch ohne Viren. Und Menschen, die
trotzdem etwas aufgelesen haben, sollen dann die Masken hervornehmen und
allen zeigen, wie viel sie aus dieser Pandemie gelernt haben. Und falls
wir immer noch nicht gelernt haben, unsere Risikogruppen zu schützen,
müssen wir auf einen Impfstoff warten, der hoffentlich auch bei den
Risikopersonen funktionieren wird.
Lesen Sie zum gleichen Thema: Corona-Aufarbeitung: Eine Analyse mit unangenehmen Fragen
Professor Dr. Beda M. Stadler ist
emeritierter Professor für Immunologie und ehemaliger Direktor des
Instituts für Immunologie an der Universität Bern. Neben der
wissenschaftlichen Tätigkeit ist er auch publizistisch tätig. Dieser
Beitrag erschien auch in der Schweizer Weltwoche.
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LG
Renate