Mittwoch, 30. September 2020

Die heutige Generaldebatte im Bundestag - zu viele Schulden, alle Oppositionsparteien waren sich einig

 Ich übernehme mal den Bericht aus der Tagesschau

Quelle:

https://www.tagesschau.de/inland/generaldebatte-139.html

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Generaldebatte im Bundestag - Corona gibt den Ton an

Stand: 30.09.2020 09:33 Uhr

 

Die Generaldebatte im Bundestag wird üblicherweise zur Generalabrechnung. Die Kanzlerin wird heute wohl ihre Corona-Politik verteidigen. Doch dabei geht es vermutlich um mehr.

Von Alfred Schmit, ARD-Hauptstadtstudio

Die Generaldebatte hat viele Spitznamen: Stunde der Opposition. Abrechnung mit dem Kanzleramt, und noch mehr. Das gilt zwar alles noch, aber Corona ändert viel. Der Tonfall der Debatte wird heute davon geprägt sein.

Rückblende: Vor gerade mal zehn Monaten, Ende November 2019, zog die Kanzlerin in der Generaldebatte eine Zwischenbilanz der Regierungsarbeit. Einige Themen daraus: Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der Soli wird zurückgefahren, die Grundrente soll kommen, und die schwarze Null war damals unantastbar. Im November 2019 war Corona weit weg. Schuldenmachen war damals nicht angesagt. Das klingt heute anders.

 

"Das ist ein Kanzlerkandidatenhaushalt"

Olaf Scholz hat als Bundesfinanzminister erst gestern Rekordschulden verteidigt. Die Opposition schäumte vor Wut, das ist ihre Pflicht, und so wird es auch heute wieder sein. Otto Fricke (FDP) gab in der Haushaltsdebatte schon mal den Ton vor: "Ihr seid doch gar keine Koalition mehr. Seien wir doch ehrlich. Das ist ein Kanzlerkandidatenhaushalt. Das war eine Kanzlerkandidatenrede. Das hat mit vernünftiger, umsichtiger Haushaltsrede nichts mehr zu tun."

Zu hohe Schulden, beklagt auch die AfD, und alles wegen zu strenger Corona-Einschränkungen. Die Argumente werden sich ähneln. Zu hohe Schulden, sagen auch Grüne und Linkspartei.

Außerdem fließe das Geld in die falsche Richtung: Mehr für Klimaschutz und Digitalisierung müsse her, forderte etwa Sven-Christian Kindler von den Grünen und gab schon einen Vorgeschmack auf mögliche Steuererhöhungen: "Wir brauchen einen fairen solidarischen Lastenausgleich", sagte er. "Wir wollen, dass starke Schultern mehr tragen. Und wir wollen auch mehr tragen."

 

Pandemie wird die Debatte dominieren

Außenpolitik wird zwar auch vorkommen - wie steht Deutschland etwa zu China, Nordstream 2, EU, Brexit? Aber damit lässt sich wohl keiner der Wahlkämpfe im kommenden Jahr gewinnen.

Das überragende Thema: Wie umgehen mit der Pandemie? Die Kanzlerin wird in der Generaldebatte ihre Corona-Politik verteidigen und sie muss den Weg ebnen für eine mögliche unionsgeführte nächste Bundesregierung. Interessant wird vor allem, wer sich wie positioniert. Das Superwahljahr 2021 könnte neue Allianzen bringen.

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Ein paar Stunden später:

 Quelle:

https://www.tagesschau.de/inland/merkel-bundestag-153.html

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Merkel in der Generaldebatte "Wir stehen vor einer schwierigen Phase"

Stand: 30.09.2020 11:42 Uhr

 

In der Generaldebatte im Bundestag hat Kanzlerin Merkel zu besonderer Vorsicht aufgerufen: Die Pandemie sei noch nicht vorbei: "Dies ist eine Langstrecke." Sie richtete einen eindringlichen Appell an die Bürger - besonders im Hinblick auf den Herbst.

Die Generaldebatte im Bundestag wird üblicherweise zur Generalabrechnung mit der Bundesregierung - doch Corona ändert viel. Diesmal ist die Debatte von der Pandemie geprägt.

In ihrer Rede hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einem eindringlichen und emotionalen Appell die Bürger dazu aufgerufen, sich an die Corona-Schutzmaßnahmen zu halten. "Ich appelliere an Sie alle: Halten Sie sich an die Regeln, die für die nächste Zeit weiter gelten müssen", sagte Merkel im Bundestag. "Geben wir alle als Bürgerinnen und Bürger dieser Gesellschaft wieder mehr aufeinander acht". Sie fügte hinzu: “Wir erleben zurzeit, wie die Vorsicht nachlässt".

 

Alle sehnten sich wieder nach Nähe, Berührungen und Gemeinsamkeit. "Das spüre ich selbst. Da geht es mir nicht anders als anderen", so die Kanzlerin. "Aber wir riskieren gerade alles, was wir in den letzten Monaten erreicht haben.

Mit Blick auf den Herbst sagte sie: "Wir stehen vor einer schwierigen Phase". Die Neuinfektionen stiegen bereits deutlich an. Deswegen seien die jüngsten Beschlüsse mit den Ländern richtig, damit die Situation nicht außer Kontrolle gerate.

 

"Darum bitte ich Sie"

Sie wolle alles dafür tun, um einen erneuten landesweiten Shutdown zu verhindern, sagte die Kanzlerin. Die Pandemie sei eine Langstrecke und man habe mit dem Herbst und dem Winter eine schwere Zeit vor sich. Sie sei sicher, dass das Leben, "wie wir es kannten", zurückkommen werde, sagte die Kanzlerin. Die Familien würden wieder feiern, Clubs, Theater und Fußballstadien wieder voll sein - "was für eine Freude wird das sein".

Jetzt müssten aber alle "geduldig und vernünftig" handeln und so Leben retten. Es komme jetzt auf jeden Einzelnen an - "darum bitte ich Sie." 

FDP-Chef Christian Lindner, der nach Merkel ans Rednerpult ging, forderte von der Bundesregierung konkretere Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. "Uns helfen nicht Überschlagsrechnungen über dramatisch steigende Zahlen". Er bescheinigte der Kanzlerin aber auch, in ihrer Rede "angemessene Worte" in der Krise gefunden zu haben. 

Mit Blick auf die hohe Neuverschuldung aufgrund der Krise mahnte Lindner eine Rückkehr zur Haushaltsdisziplin und eine Einhaltung der Schuldenbremse an. Neue Schulden zu machen, sei in der großen Koalition zu einer "Staatsphilosophie" geworden. Lindner warnte vor Auswirkungen auch auf andere Staaten in Europa: "Wenn wir nicht zur haushaltspolitischen Solidität zurückkehren, ist das ein Signal für ganz Europa."

 

Merkel zu Haushaltsentwurf: Kraftvoll auf Krise reagiert

Merkel hingegen hatte zuvor den Haushaltsentwurf für 2021, der eine Neuverschuldung von gut 96 Milliarden Euro vorsieht, verteidigt. Deutschland habe kraftvoll auf die Corona-Krise reagiert und trotzdem noch die niedrigste Schuldenquote der sieben führenden Industrieländer. Nach der Krise müsse Deutschland aber schnell zu normalen Haushalten zurückkommen.

Weidel: "Hören Sie auf, Panik zu schüren"

AfD-Fraktionschefin Alice Weidel warf der Bundesregierung Versagen vor. Ihre überzogenen Maßnahmen machten aus der Corona-Krise die schwerste Rezession in der Geschichte Deutschlands, sagte sie und verlangte: "Hören Sie auf, Panik zu schüren." Weidel kritisierte auch die Migrationspolitik und sprach von einer Regierung, "die in ihrer hypermoralischen Selbstgerechtigkeit blind die Fehler von 2015 wiederholt“. Sie verwies unter anderem auf Straftaten durch Zuwanderer.

 Die Kanzlerin dagegen warb dringlich für die vorgeschlagene Reform der europäischen Asylpolitik. Sie sei dankbar für die Vorschläge der Brüsseler EU-Kommission. "Die Frage, wie wir das umsetzen, ist ein Prüfstein auch für den Zusammenhalt Europas", betonte sie. "Wenn wir auf Dauer in der Frage der Migration keine gemeinsame Grundlage zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union finden, ist das eine schwere Bürde für die Handlungsfähigkeit Europas.“ Die nationalen Regierungen können sich seit Jahren nicht auf eine gemeinsame Linie einigen.

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Und hier noch ein Video vom ZDF .. nicht sehr lang.

Kritik von allen Seiten wird laut .. auch darüber, dass wir immer noch keine Strategie über zum Beispiel Luftfilter in Innenräumen hätten, kam von den Grünen .. also nur Gelabere seitens Angela Merkel ohne irgendeinen Plan, was sie denn zu tun gedenkt.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-deutschland/generaldebatte-im-bundestag-132.html 

LG

Renate


Super-Überraschung: Wir haben von Textbroker eine Wortpreiserhöhung bekommen ...

 ... und zwar anders als geplant auch für Open Orders

Also das ist ja eine nette Nachricht heute morgen in der E-Mail-Post.

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Guten Tag Renate Hafemann,

wir haben gute Neuigkeiten für dich: Wir zahlen dir eine höhere Vergütung für deine Texte!

Da wir unser Angebot in den letzten Jahren stetig erweitert und unseren Service verbessert haben, erhöhen wir unsere Preise ab dem 1. Oktober 2020 für all unsere Kunden.

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Wir bedanken uns für deine Treue und wünschen dir weiterhin viel Erfolg mit Textbroker.

Bei Fragen steht dir unser Autoren-Support gerne unter 06131/32 720 90 oder autoren@textbroker.de zur Verfügung.

 

Herzliche Grüße aus Mainz

Dein Textbroker-Team

 

PS: Diese Nachricht wurde dir als wichtige Information zu deinem Textbroker-Account gesendet. Es handelt sich hierbei nicht um einen Newsletter.

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LG

Renate

 

Sonntag, 27. September 2020

Info über die neuen Coronavirus-Schnelltests ...

 ... denn die werden auch in Deutschland demnächst zum Einsatz kommen

 Quelle:

https://www.spektrum.de/news/was-bringen-coronavirus-schnelltests/1772691#Echobox=1600844689?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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23.09.2020

 

Was Coronavirus-Schnelltests können und was nicht

Binnen weniger Minuten zeigen Antigen-Tests, wer Sars-CoV-2 hat. Der Bundesgesundheitsminister hält sie für entscheidend, um Covid-19 zu stoppen. Auch die USA und andere Länder setzen auf die Schnelltests.
 
 

Nirgendwo sonst sterben so viele Menschen an den Folgen von Covid-19 wie in den USA. Gleichzeitig haben sie deutlich weniger Tests verfügbar als viele andere Länder. Das könnte sich bald ändern.

Ende August hat die US Food and Drug Administration (FDA) die Notfallzulassung für ein neues Testgerät im Kreditkartenformat für das Coronavirus erteilt. Es kostet fünf US-Dollar, liefert Ergebnisse in 15 Minuten und braucht weder Labor noch Maschine für die Auswertung. Die Regierung hat bereits 150 Millionen dieser Tests von der Firma Abbott bestellt. In Deutschland sollen erste Tests dieser Art ab Ende September verfügbar sein – sie gelten als entscheidend, um die Ausbreitung des Virus im Herbst und Winter zu kontrollieren. In Österreich wiederum sollen Studierende an der Wirtschaftsuniversität Wien künftig ohne negatives Testergebnis keinen Zutritt zum Hörsaal bekommen. Und auch Indien und Italien setzen auf solche Tests, um einen Alltag zu ermöglichen und gleichzeitig die Seuche zu kontrollieren.

 Die Tests weisen spezifische Proteine – die Antigene – auf der Oberfläche des Virus nach. Sie sollen zeigen, wer besonders ansteckend ist, und sich rasch und einfach in großer Zahl durchführen lassen. Was sind weitere Argumente für Schnelltests? Welche gibt es bereits? Und was unterscheidet die Untersuchungen? Lesen Sie hier die wesentlichen Fragen und Antworten:

 

In diesem Artikel:

 

Überhaupt sind Antigen-Tests viel schneller und billiger als die Goldstandard-Tests, die virale RNA mit einer Technik namens Polymerase-Kettenreaktion (PCR) nachweisen. Was zunächst bedenklich klingt: Antigen-Tests sind nicht so empfindlich wie die PCR-Varianten. Das kann aber von Vorteil sein. So sind einige Menschen, die positive PCR-Testergebnisse erhalten, zwar infiziert, jedoch nicht mehr in der Lage, das Virus auf andere zu übertragen. Antigen-Tests könnten also den Schwerpunkt auf die Identifizierung der am stärksten infektiösen Personen verlagern.

Gleichzeitig gibt es die Sorge, dass die Schnelltests infektiöse Personen übersehen, was zu neuen Ausbrüchen in Ländern führen könnte.

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Welche Tests sagen aus, ob jemand ansteckend ist?

Mit der PCR-Methode lässt sich testen, ob jemand infektiös ist. Allerdings weist sie auch Personen nach, die das Virus zwar haben, es aber wahrscheinlich nicht verbreiten. Antigenbasierte Assays könnten dagegen dazu beitragen, Menschen mit hohen Viruskonzentrationen – also diejenigen, die am wahrscheinlichsten für andere ansteckend sind – schnell zu identifizieren und sie aus der Gemeinschaft zu isolieren, sagt Marion Koopmans, Virologin am medizinischen Zentrum der Erasmus-Universität in Rotterdam, Niederlande.

»Die Frage ist, was ist die sichere Grenze? Denn in dem Moment, in dem man das falsch versteht, implodiert die ganze Idee«, sagt sie. Es ist immer noch unklar, bis zu welcher Viruslast eine Person nicht ansteckend ist, sagt Koopmans, die mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammenarbeitet, um einen Standard zur Validierung von Schnelltests festzulegen. »Es wäre sehr besorgniserregend, wenn jeder das auf eigene Faust und nach anderen Kriterien tun würde«, sagt sie.

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Wie wollen Länder Antigen-Tests nutzen?

In Deutschland gehören Antigen-Schnelltests zu den neuen Herbst-Maßnahmen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Mitte Oktober sollen sie Bestandteil einer neuen Test- und Quarantänestrategie im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus werden, hieß es Ende September. Virologen wie Christian Drosten betonen ebenfalls die Bedeutung von Corona-Schnelltests mit Blick auf den Winter. Man müsse jetzt bei den so genannten Antigen-Tests weiterkommen, sagte der Virologe der Berliner Charité am 15. September in seinem Podcast. Die Test seien zwar nicht perfekt, aber schnell und verfügbar.

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 Die WHO und die amerikanische Seuchenbehörde CDC raten ebenfalls dazu, einen PCR-Test durchzuführen, wenn Personen, die Symptome zeigen, mit einem Antigen-Schnelltest negativ getestet werden.

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Ich habe nicht alles rauskopiert, nur was ich besonders wichtig daran fand.

Also wir kriegen diese neuen Tests wohl ab Mitte Oktober und werden dann erleben, ob sich was ändert zu vorher.

LG

Renate

 

Ganz neue Interviews mit Professor Streeck ...

 ... von dem ich denke, der gibt sich alle erdenkliche Mühe in der Corona-Krise

Ich übernehme dazu mal den Text der oberen hier rein .. das andere Interview ist nicht vollständig und man kann nur den Anfang lesen, für den Rest müsste man ein Abo mit der Zeitung abschließen.
 
Das unten ist ein Video .. nicht sehr lang, kann man sich gut anschauen.
 
Quelle:
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25.09.2020

Virologe Hendrik Streeck will Corona "nicht überdramatisieren“

 Der Bonner Virologe Hendrik Streeck bezieht beim Thema Covid-19 eine wesentlich gelassenere Haltung als sein Kollege Christian Drosten in Berlin. Woher kommt das?
 
 
 

Herr Professor Streeck, Sie sagten vor wenigen Tagen, man dürfe nicht nur auf die derzeit steigenden Infektionszahlen schauen, sondern auch auf die Zahl der Menschen, die erkrankt sind. Aber unsere Intensivbetten sind coronatechnisch gesehen weitgehend leer. So sind Stand Freitag 309 Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung, davon 164 beatmet. Nicht viel für 83 Millionen Menschen in Deutschland. Ist die Corona-Krise vorbei?

Hendrik Streeck: Nein, das Virus ist nun Teil unseres Lebens geworden, und wir werden uns in den nächsten Jahren dauerhaft damit auseinandersetzen müssen. Wir müssen aber genauso begreifen, dass wir mit dem Virus leben können. Dazu gehört, Wege zu ermöglichen, die wieder eine – neue – Normalität erlaubt, eine Balance aus achtsamer Normalität und bestmöglichem Schutz.

Woher kommt es aber, dass bei uns so wenig Menschen schwer erkranken? Dass die Intensivstationen leer sind? Dass im Vergleich zum Beginn der Pandemie vor einem halben Jahr in Deutschland kaum noch Menschen sterben?

 

Streeck: Das hat meines Erachtens mehrere Gründe. Zum einen sind derzeit mehr jüngere Menschen infiziert, die eher einen milden Verlauf haben. Hinzu kommt der Effekt, dass wir nur selten schwere Lungenentzündungen im Sommer sehen. Auch unser Verhalten wird eine Rolle spielen. Die Abstandsregeln vermindern die übertragene Virusdosis und führen zu wahrscheinlich milderen Verläufen. Dies wurde zwar nicht für Sars-CoV-2 am Menschen bewiesen, aber für andere respiratorische Viren. Es gibt auch Versuche mit syrischen Goldhamstern, die ähnliches gezeigt haben. Wichtig ist aber auch: Wir leuchten heute durch die viel höhere Testfrequenz die Dunkelziffer der Infizierten viel besser aus als noch im März oder April.

Was heißt das?

Streeck: Früher lagen die offiziellen Zahlen der Infektionssterblichkeit bei gut ein bis zwei Prozent. Doch die Zahl ist tatsächlich zu hoch, da man nur die in Betracht ziehen konnte, die auch getestet und gemeldet wurden. In unserer Untersuchung des ersten deutschen Hotspots im niederrheinischen Landkreis Heinsberg liegt dieser Wert – die sogenannte Infection Fatality Rate – bei 0,36 Prozent. Andere Studien haben inzwischen einen ähnlichen oder sogar niedrigeren Wert gefunden.

Das heißt, dass Covid-19 nicht so gefährlich ist, wie viele ursprünglich dachten?

 

Streeck: Hier ist es enorm wichtig, die Balance zu finden, denn was „gefährlich“ ist oder „nicht so gefährlich“, obliegt keiner mir bekannten wissenschaftlichen Definition. Aber ich versuche an dieser Stelle einmal, es kommunikativ so zu beschreiben, wie ich es empfinde: Corona ist ein ernst zu nehmendes Virus, aber man darf es nicht überdramatisieren.

Streeck: "Behandlung wird von Tag zu Tag besser"

Wieso sterben aber derzeit immer noch viele Menschen etwa in den USA an oder mit Covid?

Streeck: Gerade in den USA gehe ich von einer massiven Dunkelziffer aus, die viel höher sein wird als bei uns. Es gibt Studien, die zeigen, dass in der Stadt New York schon große Teile der Bevölkerung die Infektion durchgemacht haben könnten – und vielleicht sogar eine Herdenimmunität entstanden ist.

Welche Rolle spielt es, dass man inzwischen weiß, dass bestimmte, schon lange bekannte Medikamente gegen Covid wirken? Das Kortison Dexamethason gegen die unkontrollierte Immunreaktion des erkrankten Körpers, die sich gegen eigene Organsysteme richtet. Und gerinnungshemmende Mittel gegen die Mikrothrombosen, die Covid auslösen kann – mit Infarkten und Embolien als Folge.

Streeck: Diese Medikamente werden in Deutschland in der Behandlung von intensivpflichtigen schweren viralen Lungenentzündungen schon länger eingesetzt, länger übrigens als in einigen anderen Ländern. Die Behandlung wird von Tag zu Tag besser, je mehr wir Erfahrungen haben, und es wird die Zahl der Todesopfer weiter reduzieren können.

Wird es bald weitere Medikamente gegen Covid geben?

Streeck: Als Nächstes vermute ich, werden sogenannte Biologicals auf den Markt kommen. Das sind einzelne hocheffektive Antikörper, die entwickelt wurden anhand eines Patienten, der eine Infektion durchgemacht hatte und eine sehr starke und gute Immunantwort aufgebaut hatte. Diese kann man dann im Labor nachbauen. Das wird die Behandlungsmöglichkeiten erweitern.

Wann werden diese Antikörper auf dem Markt sein?

Streeck: Das kann man nicht mit einem Datum versehen. Aber es ist nicht unrealistisch, dass wir noch in diesem Jahr Markteinführungen erleben.

Sie wirkten schon zu Beginn der Coronakrise besonnener, ruhiger als andere.

Streeck: Ich glaube, der Berufsstand Mediziner bedeutet auch, mit Erkrankungen per se ruhig und besonnen umgehen zu können, Angst wäre hier ein schlechter Ratgeber. Als Arzt und Virologe sah ich es als meine Pflicht an, früh ins Feld zu gehen und Erkrankte und Infizierte zu untersuchen und das Infektionsgeschehen so besser zu verstehen. Wir fuhren über Wochen nach Heinsberg und lernten die Erkrankung direkt und in ihren Facetten besser kennen. Wir haben nicht nur Daten erhoben, sondern ein Gefühl für die Infektion bekommen.

Was ist Ihre Schlussfolgerung daraus?

Streeck: Meine Schlussfolgerung war, basierend auf diesen praktischen Erfahrungen: Das Virus ist gefährlich, aber nicht so gefährlich, wie wir anfangs dachten. Daher rührte auch meine damalige Empfehlung, Friseursalons und Einzelhandel offen zu lassen.

Streeck: Mehr Schweden aus heutiger Sicht nicht verkehrt gewesen

Schweden hat auf einen Lockdown verzichtet und es gibt dort bis heute keine Maskenpflicht, wohl aber Abstandsgebote. Es wies anfangs hohe Todeszahlen auf. Aber seit Mitte des Jahres ist dort die Lage ähnlich stabil wie bei uns. Hätten wir von Anfang an mehr Schweden wagen sollen?

Streeck: Eine Pandemie ist ein Marathon, kein Kurzsprint. Und um den Pandemie-Marathon durchzustehen, braucht man eine kooperierende Bevölkerung. Das erreicht man eher durch Gebote und dadurch, dass die Menschen Eigenverantwortung an den Tag legen. Und weniger durch Verbote und Strafen. Bevor ich diese Frage aber in Bezug auf das Thema Schweden beantworte, erlauben Sie mir diese Bemerkung – das Virus wurde leider politisch, obwohl es das natürlich nicht ist. Wer das schwedische Modell nicht prinzipiell ablehnt, wird von bestimmten Politikern in Deutschland dafür kritisiert, unabhängig davon, wie gut oder wie schlecht dieses Modell funktioniert hat – und heute funktioniert.

Wofür würden Sie plädieren?

Streeck: Ich plädiere dagegen für einen pragmatischen Umgang. Und von diesem Aspekt her kann man sagen: Die Datenlage zeigt jetzt, dass – vom heutigen Stand unseres Wissens – in bestimmten Bereichen mehr Schweden nicht verkehrt gewesen wäre. Aber es sind dort wiederum Fehler gemacht worden, vor allem in den Altenheimen hätten deren Bewohner viel besser geschützt werden müssen. Von daher ist es für mich nicht vordergründig, ob mehr oder weniger Schweden richtig gewesen wäre. Wichtig ist, dass wir aus unseren Fehlern insgesamt lernen und Maßnahmen dementsprechend anpassen, ohne ideologisch zu werden.

Wie soll das gehen?

Streeck: Ganz praktisch. Zum Beispiel: Es gibt inzwischen Schnelltests, die in 15 Minuten ein Ergebnis zeigen. Nach einem solchen Test könnte man jemandem Zutritt zu einem Heim mit besonders gefährdeten Menschen gestatten. Und diese so sehr effektiv schützen. Eine Art Security-Schleuse.

Corona ist neben einem medizinischem längst auch zu einem politischen Problem geworden. Ganze Gesellschaften drohen, sich zu spalten. Wie kann man das Ihrer Ansicht nach verhindern?

Streeck: Wenn verboten wird – Stichworte Alkohol- oder Ausgehverbot – ist das gut für einen Sprint in der Pandemie. Aber für einen Marathon braucht es mehr. Regeln müssen einen Sinn ergeben, denn am Ende müssen alle Bürger mitmachen, alle. Das erreicht man aus meiner Erfahrung weniger mit Dogmatik, sondern, ich wiederhole mich gerne, durch pragmatische Lösungen. Dann, wenn möglichst alle eigenverantwortlich handeln, kommen wir schneller zu guten und besseren Lösungen als die, die wir jetzt anwenden müssen.

Zur Person: Hendrik Streeck kam 1977 in Göttingen zur Welt. Er studierte zunächst Musikwissenschaft und Betriebswirtschaft, wechselte dann aber zur Medizin. Seit 2019 leitet er das Institut für Virologie und HIV-Forschung in Bonn.

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https://www.fuldaerzeitung.de/fulda/coronavirus-pandemie-covid19-virologe-hendrik-streeck-infektionen-heinsberg-studie-bonn-90033150.html

https://www.stern.de/gesundheit/virologe-streeck--corona-zahlen-werden--deutlich-nach-oben-gehen--9429208.html 

LG

Renate

 

Freitag, 25. September 2020

Rund um die Treuhand-Probleme nach der Wende in der Ex-DDR

 Eine Zusammenfassung mit Links von einer Bekannten, die das miterlebt hat drüben

Wir beide kamen dazu, weil wir uns irgendwann im Laufe der Diskussion in einem Text darüber ausgetauscht haben, was ich eigentlich unter Freiheit verstehen würde und sie mir erklärt hat, was sie als jemand, die im Sozialismus aufgewachsen ist und wo der Freiheitsbegriff von Hegel, sich freiwillig an ein System anzupassen und das als frei zu empfinden, dann zur Sprache kam. Ich habe nur gestaunt, weil unter frei verstehe ich als Alt-Wessi und vor allen Dingen Alt-Hippie was komplett anderes.
 
Sie staunte, als ich ihr sagte, was unsere Kapitalisten nun mit den Ossis vorgehabt hätten, wüsste ich auch nicht, aber das Volk im Westen an sich hat doch gewollt, dass unsere Brüder und Schwestern in der Ex-DDR endlich frei wären .. nur das für uns frei halt bedeutete, dass sie nun sagen dürften, was sie wollen, ohne deshalb im Zuchthaus zu landen und natürlich nicht mehr erschossen würden, wenn sie aus der DDR würden abhauen wollen, weil es ihnen dort nicht gefallen hat.
 
Sie wollte mir mal was suchen über ihre Montagsdemos .. das kommt hier auch noch dran.
 
Dann redeten wir über die Treuhand und ich habe gesagt, ich weiß da eigentlich nur, dass die Treuhand einen so schlechten Ruf hätte und sich viele Menschen durch diese Gesellschaft ausgebeutet fühlen würden drüben .. aber mehr eigentlich nicht .. also hat sie mir mal was dazu rausgesucht, damit ich mich weiterbilden kann. Und das mache ich jetzt gerade.

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/treuhand-ein-deutsches-drama-100.html?fbclid=IwAR2WOIz97IPsRbJQYNI46paKC-H11fKFL61oBpoxZArxqYIjrCeOayKEuDU

Den folgenden Absatz aus dem Text finde ich wichtig .. der erklärt einiges:

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 Die Treuhandanstalt war ein einmaliges Versuchslabor der deutschen Wirtschaft, dominiert von westdeutschen Strukturen und Netzwerken mit politischen Vorgaben, die vor allem den westdeutschen Markt im Blick hatten. Ostdeutsche Spezifik über die Maßen zu berücksichtigen oder zu erhalten war nicht vorgesehen und zeitlich schlichtweg unmöglich.

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Es ist klar, unsere Brüder und Schwestern drüben konnten ja gar keine Ahnung davon haben, was westliche Marktwirtschaft eigentlich ist. Wir sind da reingewachsen und haben uns von Kindheit an dran gewohnt, sie aber nicht.

https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-ausverkauf-ost-1-100.html?fbclid=IwAR2WOIz97IPsRbJQYNI46paKC-H11fKFL61oBpoxZArxqYIjrCeOayKEuDU 

In dem Text wird am Ende eine Frage aufgeworfen, die ich mal rauskopieren möchte und gezeigt, warum gerade die AfD drüben so viele unzufriedene Menschen für sich gewinnen kann.

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Treuhand-Trauma nützt Populisten

Viele Ostdeutsche fühlen sich auch Jahrzehnte später noch entwertet, abgewickelt und ausgeplündert. Noch heute sind 33 Prozent von ihnen der Meinung, dass vor allem der Westen von der Wiedervereinigung profitiert hat. Das weiß vor allem die AfD für sich zu nutzen und inszeniert sich im Osten als Gegenentwurf zu den westlichen "Altparteien", der das "ungerechte Erbe" zu beseitigen versuchten.

Aber war die Treuhand wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Oder hat sie den Transformationsprozess zur Marktwirtschaft im Großen und Ganzen gut bewerkstelligt?

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https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/der-film-d-mark-einheit-vaterland-bei-arte-und-in-der-ard-16297314.html?fbclid=IwAR2WOIz97IPsRbJQYNI46paKC-H11fKFL61oBpoxZArxqYIjrCeOayKEuDU

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Noch ein paar andere Einblicke, die mir aber klarmachen, was die Treuhand eigentlich machen sollte.

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Sie läuft noch einmal durch die langen Gänge im einstigen Gebäude der Treuhand-Anstalt in Berlin, fährt mit dem Paternoster auf und ab, erinnert sich an damals. Das Haus ist heute Sitz des Bundesfinanzministeriums und nach Detlev Rohwedder benannt, dem im Frühjahr 1991 ermordeten Präsidenten der Treuhand-Anstalt, dem Birgit Breuel nachfolgte. Niemand wollte diesen wohl damals gefährlichsten Job, den Deutschland zu bieten hatte, haben. Birgit Breuel, Rohwedders Stellvertreterin, war die Einzige, die sich das zutraute. „Ich war die Hassfigur im ganzen Land“, sagt sie, inzwischen 81 Jahre alt, im Film beinahe regungslos in ihrer stoischen, von vielen als kalt empfundenen Art, hinter der sich, das klingt in der Dokumentation an, auch Selbstzweifel und Unsicherheit verbargen.

 Dass Breuel überhaupt noch einmal Auskunft über ihr Wirken bei der Treuhand gibt, ist eine kleine Sensation. Seit ihrem Abschied von der Behörde Ende 1994 hat sie öffentlich nie darüber gesprochen, Anfragen von Wissenschaftlern und Journalisten lehnte sie konsequent ab. „Sie hatte viele Jahre lang gar nicht mehr über die Treuhand nachgedacht“, sagt Inge Kloepfer, Autorin in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die mit Jobst Knigge für Arte und MDR die Dokumentation „D-Mark, Einheit, Vaterland – Das schwierige Erbe der Treuhand“ gedreht hat. „Für Birgit Breuel war es eine große Sache, sich jetzt noch mal damit auseinanderzusetzen.“ Am Ende ließ sie sich überzeugen und erzählt im Film von den Turbo-Jahren bei der Treuhand: wie sie aus dem Nichts anfingen und eine Behörde aufbauten mit dem Ziel, diese so schnell wie möglich wieder aufzulösen. „In Bonn“, sagt Birgit Breuel mit Blick auf die damalige Bundesregierung, „hat man anfangs überhaupt nicht verstanden, was wir gemacht haben. Ganz eigenartig war das.“

 

Für Helmut Kohls Regierung war die Treuhand freilich der ideale Blitzableiter, traf doch die Wut der Hunderttausende, quasi über Nacht entlassenen Menschen im Osten weder ihn noch sein Kabinett oder gar den Bundestag, sondern vor allem: die Treuhand. Der Name ruft im Osten bis heute Wut und Zorn hervor. „Frau Breuel konnte damals einfach gehen, aber uns beschäftigt die Treuhand bis heute“, sagt unter großem Beifall eine Frau aus dem Publikum bei der Premiere des Films in Leipzig. Die Autoren thematisieren die Ambivalenz des Themas: Während die Treuhand im Westen heute kaum noch eine Rolle spielt, ist sie im Osten nach wie vor allgegenwärtig: Die Treuhand, so die gängige Erzählung, habe alles plattgemacht und ganz Ostdeutschland an Westdeutsche verscherbelt. Kein Wunder, so fügen andere an, dass die Wut im Osten heute so groß sei.

Der Film zieht solche (Kurz-)Schlüsse dankenswerterweise nicht, vielmehr rekapituliert er noch einmal die Zeit, als pro Woche Hunderte Unternehmen privatisiert oder stillgelegt wurden. Es habe damals, so berichten weitere Zeitzeugen, interne Wettbewerbe gegeben, welche Abteilung am schnellsten vorankomme. Weg, weg, weg, sei der Tenor gewesen, und das hatte maßgeblich mit Birgit Breuel zu tun – die sich in der Sache jedoch mit dem Bundesfinanzministerium einig wusste. Anders als Rohwedder, der Unternehmen erst sanieren und dann verkaufen wollte, plädierte sie dafür, so schnell wie möglich zu privatisieren und die Sache dem Markt überlassen. Darüber hätten Rohwedder und sie „gestritten wie die Kesselflicker“, erzählt sie im Film, der die Konsequenzen dieser Turbo-Strategie nicht ausspart: „Der Markt ist ein Monstrum“, sagt Klaus von Dohnanyi, und die Autoren resümieren: „Von diesem Sturm, der damals über Ostdeutschland fegte, haben sich die ostdeutschen Bundesländer bis heute nicht erholt. Sie sind nahezu vollständig deindustrialisiert.“

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https://www.ardmediathek.de/ard/suche/Treuhand/?fbclid=IwAR2WOIz97IPsRbJQYNI46paKC-H11fKFL61oBpoxZArxqYIjrCeOayKEuDU 

In dem Link oben findet man noch ganz viele Beiträge, die das alles noch genauer erklären, falls jemand so viel Zeit hat, das alles zu lesen, was mich dann doch ein wenig überfordert.

Ich verstehe das mit der Treuhand so: Die hatte die Aufgabe, aus den ja in unserer westlichen Wirtschaft nicht konkurrenzfähigen Ost-Firmen welche zu machen, die im Wettbewerb eine Chance haben sollten. Das hat aber nicht funktioniert so wie sich Kohl das wohl vorgestellt hat. Die Mitarbeiter der Treuhand haben später die ganze Schuld bekommen. Die hatten sie aber nicht, denn sie wurden ja schon von der Kohl-Regierung, also der CDU eingesetzt, um drüben den typischen West-Kapitalismus nach Möglichkeit sofort aus dem Boden zu stampfen .. und wie gewohnt bei einer Partei wie der CDU ohne Rücksicht auf die Menschen, die darunter zu leiden hatten.

Das Volk hat die CDU noch nie interessiert .. das tut es auch heute nicht . .man merkt das ja gerade jetzt sehr deutlich an der Art, wie sie die Coronakrise auch auf dem Rücken der in erster Linie kleinen Leute abwickeln und nur die Kapitalisten dabei schonen und nur denen wirklich helfen.

Das ist halt normal für diese Partei.

Warum die immer noch so viele wählen, ich kann es nicht nachvollziehen. Ich habe sie nie gewählt, auch früher vor der Wende schon nicht.

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https://de.m.wikipedia.org/wiki/Montagsdemonstrationen_1989/1990_in_der_DDR?fbclid=IwAR2WOIz97IPsRbJQYNI46paKC-H11fKFL61oBpoxZArxqYIjrCeOayKEuDU

 Die Montagsdemonstrationen waren ein bedeutender Bestandteil der Friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989. Es waren Massendemonstrationen, die ab dem 4. September 1989 in Leipzig stattfanden. Im Herbst 1989 fanden auch in anderen Städten der DDR, beispielsweise in Dresden, Halle, Karl-Marx-Stadt, Magdeburg, Plauen, Arnstadt, Rostock, Potsdam und Schwerin, regelmäßige Massendemonstrationen statt, zum Teil auch an anderen Wochentagen. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger im ganzen Land zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhältnisse. Ziel war eine friedliche, demokratische Neuordnung, insbesondere das Ende der SED-Herrschaft, zudem wurde Reisefreiheit und die Abschaffung des Ministeriums für Staatssicherheit gefordert. 

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 Das wurde dann mit der Zeit immer mehr .. das Ende kennen wir alle, das war die Wende .. wo das Volk aber halt wohl nicht gewusst hat, dass die DDR komplett pleite war und Russland nicht minder, die konnten ihnen auch nicht mehr helfen. Bei Westdeutschland hatte die DDR so viele Schulden, dass sie kaum mehr hin und zurück konnten, weil ihre Planwirtschaft halt nicht wirklich funktioniert hat, so wie ich das irgendwann mal verstanden habe.

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Das grundlegende Ziel der Demonstrationen war die Einsetzung demokratischer Grundrechte und deren friedliche Durchsetzung. „Keine Gewalt“ war die übergreifende Parole. Bei den späteren Kundgebungen wurden auch Forderungen für eine Wiedervereinigung Deutschlands und mehr Wohlstand laut. 

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Also generell denke ich, was bei den Montagsdemos passierte, haben wir im Westen schon eher mitbekommen als was später die Treuhand drüben angerichtet hat. Das kam ja laufend in den Nachrichten.

Und genau das war der Grund, dass wir alle hier wollten, dass die Menschen drüben frei sein könnten .. sie waren ja nicht frei, nicht in dem Sinne, was wir darunter verstanden.

Dass Kapitalismus nicht unbedingt mit mehr Wohlstand für alle gleichzusetzen ist, dürften sie nicht verstanden haben und wir nicht wirklich, wie wichtig finanzielle Sicherheit für sie war .. wir kannten die ja hier im Westen gar nicht, sondern sind mit dem Leistungsdruck groß geworden.

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Tja ... was würde heute allen helfen, Wessis und Ossis ... mehr soziale Gerechtigkeit .. aber so krass wie in der DDR wird das wohl nicht gehen, das würde nicht zu bezahlen sein, denke ich.

Es war ja nicht zu bezahlen, was das Volk in der DDR nur gar nicht gewusst hat und sogar noch mehr wollte .. plus Freiheit.

Also etwas, das gar nicht realisierbar war.

Ob Kohl begriffen hat, was er tut, schwer zu sagen. 

Bei der CDU habe ich immer das Gefühl gehabt, dass keiner in dieser Partei weiß, was er tut oder falls er es wissen sollte, tut er es nicht für die breite Masse.

Da gibt es Parteien, die hätten zumindest den Ansatz, es zu versuchen.

Dennoch müsste es passieren, ohne dass es wieder zu einer Diktatur kommt.

Ich habe immer einen Spruch, den ich mag. Liberté, Égalité, Fraternité sind die Ideale aus der franzäsischen Revolution. Und Liberté, die Freiheit,steht da vorn.

Ich sage immer, die Freiheit ist die größte der Ideale und sollte deshalb immer auch die Wichtigste sein.

Das war in der DDR nicht so. Gleichheit stand da vorn und deshalb hat es auch nicht funktioniert.

Freiheit heißt aber nicht, solidarisch hinter einem Staatssystem zu stehen.

Freiheit heißt, sich individuell entfalten zu dürfen, ohne dass man zu sehr eingeschränkt wird.

Das alles mit ein wenig mehr Gerechtigkeit als heute wäre schon schön.

So würde ich mir den optimale Staat der Zukunft wünschen.

Ich kann verstehen, was damals über die Treuhand drüben passierte. Es war nicht transparent. Wäre das so gewesen, hätten wir im Westen das auch mitbekommen müssen.

Es war genauso wenig transparent wie heute die Handlungen in der Coronakrise für das Volk transparent sind .. es wurde da mit dem Holzhammer gearbeitet genauso wie jetzt mit dem Holzhammer gearbeitet wird.

Das Prinzip ist gleich. Scheint typisch für die CDU zu sein, so zu regieren.

Ich kann jetzt besser verstehen, warum die Leute drüben so sauer auf den bösen Westen sind.

Sie sollten jetzt etwas verstehen, das sie bisher nicht verstanden haben. Die kleinen Leute im Westen werden schon immer genauso unterdrückt wie sie das dann über die Treuhand erlebt haben.

Denen reicht es übrigens auch schon lange und Corona setzt nur allem gerade noch die Krone auf.

Wir sollten uns zusammentun, die kleinen Leute bis rauf in den Mittelstand in Ost und West.

Wenn das klappt, das hätte was.

LG

Renate


Mittwoch, 23. September 2020

Beda M. Stadler Immonologe aus der Schweiz zu Masken und mehr in Sachen Corona

 Er ist nicht mehr von Forschungsgeldern abhängig und damit frei zu sagen, was er wirklich denkt

 Besonders interessant an seinen Aussagen finde ich, dass er sagt, es handelt sich nicht um einen neuen Virus, das ist nur eine normale Mutation eines lange existierenden Erkältungsvirus .. er begründet auch warum.

https://www.achgut.com/autor/stadler 

Beda M. Stadler

Professor Dr. Beda Stadler wurde 1950 geboren. Er absolvierte ein Studium der Biologie und promovierte und habilitierte auf dem Gebiet der Molekularbiologie in Bern. Seit 1991 ist er Professor für Immunologie und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Universität Bern. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit ist er u.a. als Kolumnist für die Berner Zeitung und die Neue Züricher Zeitung tätig.

Nun ein paar seiner wirklich kritischen Texte zum Thema Corona.

 

https://www.achgut.com/artikel/masken_der_angst 

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Masken der Angst

Zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 gab es in der Schweiz (und auch in Deutschland/ Anm. der Redaktion) anfangs eine Strategie. Sie hieß „Flatten the Curve“ und beruhte auf einem teilweisen Lockdown. Allerdings verringerten sich die Ansteckungen schon vor diesem Lockdown, und die Kurve wurde nicht einfach flach, sondern näherte sich rasch dem Nullpunkt. Seither gibt es keine erkennbare Strategie mehr.

Kritik bleibt trotzdem aus. Die Medien unterstützen die Politik großmehrheitlich, und die Task Force ist so zusammengesetzt, dass kein Wissenschaftler es wagt, eine skeptische Haltung gegenüber den Behörden einzunehmen. Immer noch sitzt der Nationalfonds-Präsident in diesem Gremium. Wer riskiert schon gern seine Forschungsgelder?

Das Volk macht brav mit und erduldet jede Schikane. Was tut der schweizer Bundesrat in dieser Situation? Er wäscht sich die Hände in Unschuld und überlässt die Entscheidung für weitere Dummheiten den Kantonsregierungen. Diese tappen prompt in die Falle: Die Maskenpflicht in den Läden wird nun auch in der Deutschschweiz reihenweise eingeführt.

 

Maskentragen fast religiöses Symbol

Selbstverständlich nützen Masken in dem Sinn, dass sie Tröpfchen von der Innen- und der Außenseite resorbieren können. Das ist vor allem unter standardisierten Bedingungen der Fall, das heißt unter Bedingungen, wie man sie anwendet, um eine wissenschaftliche Arbeit zu veröffentlichen. Eine solche Übungsanlage ist aber kein Feldversuch.

Ein Quasi-Feldversuch, um die Wirksamkeit der Maskenpflicht zu untersuchen, läuft in Argentinien. Das Land steckt seit fünf Monaten im Lockdown, länger als jeder andere Staat, und hat eine Maskenpflicht. Trotzdem steigen die Todeszahlen in Argentinien immer noch. Im Moment liegt dieser Wert dort bei 300 Toten täglich.

Mir ist kein Land bekannt, wo die Einführung der Maskenpflicht zu einer Reduktion der Covid-19-bedingten Hospitalisierungen oder Todesfälle geführt hätte. Trotzdem ist das Maskentragen für viele Menschen zu einem fast religiösen Symbol geworden. Für diese Neugläubigen gäbe es einen weiteren Feldversuch, den ich aber niemandem empfehlen will: „Seid ihr bereit, mit einer Hygienemaske einen geschlossenen Raum zu betreten, um dort einem Ebola-Patienten das Bett zu machen und sein Häfeli zu entsorgen?“ Falls ja, wäre die Konsequenz ein darwinistisches Selektionsprinzip, das jede Diskussion erübrigen würde.

Begleitmusik zur Maskenpflicht

Derzeit wird massiv mehr getestet, als ob man Begleitmusik für die Einführung der Maskenpflicht durch die Kantone machen müsste. Allerdings haben inzwischen sogar Laien gemerkt, dass es am Wochenende weniger positive Testergebnisse gibt, weil die Laboranten auch freie Wochenenden haben möchten. Wer sich also allein an diesen Zahlen orientiert, macht es sich zu einfach.

Es ist auch fraglich, was der PCR-Test, mit dem man keine akute Infektion nachweisen kann, für einen Nutzen haben soll, um SARS-CoV-2 zu bekämpfen. Für das Contact Tracing ist er eigentlich unbrauchbar, weil es zu lange dauert, bis Resultate vorliegen. Hinzu kommt, dass eine junge Person mit intaktem Immunsystem, die positiv getestet wird, nicht an Covid-19 erkrankt. Trotzdem nennt das schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) diese Fälle seit einiger Zeit „laborbestätigte Infektionen“ und widerspricht damit eigenen Richtlinien.

Um das zu erklären, muss man ein bisschen ausholen. Am 5. Mai veröffentlichte das BAG mit Swissmedic ein Merkblatt zur aktuellen Covid-19-Testung in der Schweiz. Dort heißt es fachsprachlich: „Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist eine NAT-Methode (Nucleic Acid Amplification Technology) der modernen Molekularbiologie, um in einer Probe vorhandene Nukleinsäure (RNA oder DNA) in vitro zu vervielfältigen und danach mit geeigneten Detektionssystemen nachzuweisen. Der Nachweis der Nukleinsäure gibt jedoch keinen Rückschluss auf das Vorhandensein eines infektiösen Erregers. Dies kann nur mittels eines Virusnachweises und einer Vermehrung in der Zellkultur erfolgen.“

Diese Aussage ist hundertprozentig korrekt. Es gibt weltweit keinen Wissenschaftler mit Kenntnissen auf diesem Gebiet, der etwas anderes behaupten würde. Die Frage ist nun: Welcher Kommunikationskünstler beim BAG hat die Verdrehung von „positivem Fall“ zu „laborbestätigte Infektion“ angeordnet? Falls unsere Task Force aus Mitgliedern besteht, die wissen, was ein wissenschaftlicher Ehrenkodex ist, wäre es an der Zeit, das BAG in die Schranken zu weisen. Man darf nicht zusammen mit Swissmedic ein vernünftiges Merkblatt herausgeben und danach jeden Tag diesem Merkblatt widersprechen.

 

 

Lottogewinn wahrscheinlicher als Corona-Tod

Es gibt noch ein Ärgernis. Das Virus wird weltweit, also auch bei uns, ständig sequenziert, was vernünftig ist. Man weiß daher, dass die ursprünglichen, gefährlicheren Virusstämme hierzulande praktisch keine Rolle mehr spielen. In fast ganz Europa ist ein neuer Stamm unterwegs, der leichter von Menschen zu Menschen springt, aber weniger krankmachend ist. Auch in Indonesien ist ein mutiertes Virus D614G aufgetaucht, das leichter ansteckt, aber weniger gefährlich ist. Diese Information findet man allerdings auf keiner Bundesplattform, obwohl sie sehr wichtig ist. Sie könnte zu einer allgemeinen Beruhigung beitragen.

Auch die Todesfallzahlen dürfen uns positiv stimmen. Die Schweiz hat 8,5 Millionen Einwohner. Gegenwärtig sterben hierzulande täglich zwischen null und zwei Personen an Covid-19. Das Glück, im Schweizer Zahlenlotto einen Sechser ohne Zusatzzahl zu erzielen, liegt bei 1 zu 6.294.943. Also selbst, wenn Sie über 80 sind, ist die Chance, bei täglicher Ziehung einen Sechser im Lotto zu holen, derzeit größer, als an Covid-19 zu sterben.

Zweite Welle ist unwahrscheinlich

Trotzdem dominieren noch immer die Schreckensszenarien. Das Coronavirus OC43 soll die Russische Grippe von 1890 verursacht haben, an der über eine Million Menschen gestorben sind. Das ist zwar in den Details umstritten, wird jetzt aber wieder erwähnt, um etwas Stimmung zu machen. Dabei kann man die Geschichte auch anders erzählen: Das OC43-Virus ist längst mutiert und gehört heute zu den normalen Erkältungsviren. Auch SARS-CoV-2 wird weiter mutieren und harmloser werden. Das macht eine zweite Welle so unwahrscheinlich.

Bei Influenzaviren kann es zweite Wellen geben, weil die Mutationen einen anderen Charakter haben. Es werden, vereinfacht gesagt, ganze Genom-Kassetten ausgetauscht, wodurch ein neues Influenzavirus entsteht, gegen das kaum jemand immun ist. Coronaviren kennen keine derartigen Mutationen.

Machen wir ein Beispiel: Wenn das Spike-Protein mutiert, kann sich das Virus deswegen besser oder schlechter an die Zellen binden. Die Mutation wird aber relativ geringfügig sein, so dass ein Teil der bestehenden Antikörper sich immer noch daran wird heften können. Mit Sicherheit werden die T-Zellen das mutierte Spike-Protein weiterhin erkennen. Was bedeutet das im Alltag? Im Winter 2020/21, wenn wir uns vermehrt drinnen und näher beieinander aufhalten werden, wird das Virus nochmals eine Chance bekommen. Sofern wir die Risikopatienten schützen, wird es aber keine zweite Welle geben.

Dass das Virus harmloser wird, ist nur eine Erklärung, weshalb weniger Hospitalisierungen und Todesfälle auftreten. Eine andere, ergänzende lautet: Die Ärzte haben gelernt, wie man Covid-19-Patienten behandelt. Offenbar hat das falsche Intubieren sein Ende gefunden. Auch setzte man gewisse immunsuppressive Medikamente zu früh ein. Bei Covid-Patienten mit einer T-Zellen-Immunität kann so was tödlich enden, wie man inzwischen weiß.

 

Weitverbreitete Immunität

All diese guten Nachrichten sind in den Medien kaum zu finden. Am meisten ärgert mich aber, dass die weitverbreitete Immunität praktisch unerwähnt bleibt. Es gibt starke Verwandtschaften zwischen den Beta-Corona-Viren. Bis zu 25 Prozent der Erkältungsviren sind Coronaviren. Daher haben wir alle eine gewisse Immunität dagegen.

Auch die Wissenschaft unterschätzte diese Immunität zunächst. Die meisten Arbeiten betrachteten nur die T-Zellen-Immunität, wobei die Quote der Menschen mit einer solchen Immunität, die nie Kontakt mit SARS-CoV-2 hatten, durchwegs zu niedrig angegeben wurde. Das ist ein technischer Fehler, weil die T-Zellen nur mit ein paar wenigen synthetischen Viruspeptiden und nicht ganzen Viren stimuliert wurden. Die T-Zellen-Immunität kann man bei einer Infektion zudem nicht von der B-Zellen-Immunität, sprich Antikörpern, trennen.

Ohnehin sind die Antikörpertests in einem viel desolateren Zustand als anfänglich die PCR-Tests. Es wird noch eine Weile dauern, bis man die Frage der Rest-, Kreuz- oder Grundimmunität verlässlich abklären kann. Derzeit lässt sich nicht einmal ein Immunschutz mit Sicherheit feststellen. Nur eines steht fest: Die vorbestehende Immunantwort kann nicht mehr wegdiskutiert werden. Sie wäre der Schlüssel gewesen für eine andere Strategie. Solange die Nicht-Immunologen behauptet haben, es gäbe keine Immunität und das Virus sei neu, war eine vernünftige Strategie allerdings nicht möglich.

Meiner Meinung nach ist die einzig vernünftige Strategie seit den ersten Corona-Fällen in der Schweiz dieselbe geblieben: Risikopersonen schützen, alle anderen in Ruhe lassen. Das wäre eine edle Aufgabe für unsere Task Force gewesen, aber schwieriger zu vermitteln als Hiobsbotschaften, die von den Medien noch so gern weiterverbreitet werden. Wer jetzt ständig mit einer zweiten Welle droht, tut dies wahrscheinlich, weil er keine Strategie hat, um die Risikopersonen zu schützen.

Kein Grippeimpfstoff, der bei Risikopatienten wirkt

Derzeit sieht es so aus, als ob das Warten auf einen Impfstoff die neueste Strategie sei. Auch das könnte misslingen. Ich bin ja als Impfpapst verschrien und würde mich über einen Impfstoff freuen, zweifle aber, ob das in diesem Fall möglich ist. Da die meisten Menschen bereits immun sind, würde man damit nur ihre spezifische Immunität anheben.

Sollte es wahr sein, dass Menschen ohne Symptome andere anstecken können, was ich stark bezweifle, müssten wir trotzdem weiterhin mit Maske herumstolzieren, weil die Einzigen, die bislang an Covid-19 gestorben sind, immunkompromittiert waren. Der Impfstoff müsste also derart stark und speziell sein, dass er sogar bei Menschen funktioniert, die praktisch kein funktionierendes Immunsystem haben. Ich sage nicht, dass das unmöglich ist, aber beobachtet habe ich so was noch nie.

Seit Jahren lästere ich gegen das BAG, weil das Amt jeweils empfahl, dass sich vor allem die Risikogruppe impfen soll, was erwiesenermaßen nur schlecht funktioniert hat. Es gibt keinen Grippeimpfstoff, der bei den Risikopatienten gleich gut wirkt wie bei Jungen. Bei den kommenden SARS-CoV-2-Impfstoffen muss man leider von der gleichen Annahme ausgehen.

Möglicherweise wiederholt sich die Geschichte. Bei den letzten angeblichen Pandemien, der Vogel- und Schweinegrippe hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass dies normale Grippejahre waren. Wenn sich das BAG vor allem vor einer solchen Blamage fürchtet, schlage ich vor, es begibt sich möglichst rasch in die Rolle des Winkelrieds und wirft sich in die Debatte. Lieber ein Amt mit Speeren in der Brust als ein Volk mit Lümpchen vor Mund und Nase bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Es reicht jetzt endgültig mit der Angstmacherei.

 

Beda M. Stadler ist emeritierter Professor für Immunologie der Universität Bern. Dieser Beitrag erschien auch in der Schweizer Weltwoche.

https://www.achgut.com/artikel/coronas_zeugen  

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Die Zeugen Coronas

Warum wurde die Maskenpflicht zu einem Zeitpunkt eingeführt, als kein Anstieg an Corona-Fällen ersichtlich war? Wer ist eigentlich dafür verantwortlich, dass kurz vor der Einführung von Gratistests signifikant mehr getestet wurde, so dass der Eindruck eines kleinen Anstiegs entstand? Warum lässt der Bund Medienberichte unwidersprochen im Raum stehen, die aus einem Corona-Fall sogleich eine „Ansteckung“ machen?

Und was wir alle wissen möchten: Wie lange sollen wir mit Lümpchen vor Nase und Mund herumrennen? Bis nach der möglichen zweiten Welle? Bis keine „Fälle“ mehr auftreten? Oder bis alle Viren, an denen man sterben kann, ausgerottet sind?

Die Verunsicherung ist groß. In meiner Wohnregion gibt es seit fast fünf Wochen keinen einzigen Fall mehr. Trotzdem sieht man Mutter-Kind-Paare mit Maske beim Einkaufen. Und das kann noch ewig so weitergehen. Falls man nämlich weiter so intensiv testet, wird es kaum je weniger positive Resultate geben. Und wenn man den Test dann auch noch gratis (also auf Kosten der Steuerzahler) anbietet, ist die Panik schon fast programmiert. Es gehört zwar zum Lehrbuchwissen, dass ein positiver Test nicht gleichbedeutend ist mit einer Ansteckung. Aber Wissen hilft nur, wenn man es auch nutzt.

69 Franken pro Corona-Verdacht

Mit der aktualisierten Beprobungsstrategie des BAG vom 24. Juni 2020 übernimmt der Bund die Kosten der ambulant durchgeführten molekularbiologischen und serologischen Analysen auf Sars-CoV-2 bei Personen, welche die Verdachts- und Meldekriterien erfüllen. Das ist ein Pauschalbetrag von 50 Franken für die ärztliche Konsultation plus 95 Franken für die molekularbiologische Analyse plus 24 Franken für die Auftragsabwicklung. Das macht also stolze 169 Franken pro Corona-Verdacht. Laut BAG wurden bis Anfang letzter Woche 686.349 Tests durchgeführt, was rund 116 Millionen Franken kostete. Die 158.075 Gratistests, welche seit dem 24. Juni durchgeführt wurden, schlugen mit 27 Millionen Franken zu Buche.

Wer so viel Geld ausgibt, sollte zumindest ausweisen, wie oft der Test ein falsches Resultat ergab. Die meisten PCR-Tests, die europaweit im Umlauf sind, haben eine Fehlerquote von über einem Prozent, wie Sars-2-Ringversuche zeigen (www.instand-ev.de). In der Schweiz werden leider weder Angaben zu Ringversuchen noch zur Bestätigung positiver Tests veröffentlicht. Wir müssen demnach davon ausgehen, dass die Mehrzahl der sogenannten Corona-Fälle seit dem 24. Juni „falsch positiv“ sind. Denn auf 158.075 Tests kamen 1.461 positive Resultate – was ziemlich genau der Fehlerquote von einem Prozent entspricht. In diesem Zeitraum sind in der Schweiz übrigens zwei Menschen an oder mit Sars-2 gestorben.

Der herbeigeredete Anstieg von „Infektionen“ hat dazu geführt, dass anscheinend über 70 Prozent der Bevölkerung eine Maskenpflicht im ÖV befürworten. Die frühere Maskenskepsis ist aus unerfindlichen Gründen verflogen. Derweil läuft in Amerika, wo Sars-2 weiterhin wütet (wobei es sich erfreulicherweise um einen neuen, abgeschwächten Virusstamm handelt), seit geraumer Zeit ein Experiment, das die Nutzlosigkeit der Maskenpflicht aufzeigt. Langsam versteht man nämlich, weshalb sich das Virus in den USA, anders als in Europa, hartnäckig hält.

Klimaanlagen als Virenschleudern

Man kann in Amerika wohl vielen eine Maske aufzwingen, aber auf keinen Fall die Klimaanlage wegnehmen. Doch ältere Klimaanlagen sind regelrechte Virenschleudern. Die Menschen versammeln sich drinnen, wie im Winter, allerdings weil es draußen zu heiß ist. Unter diesen Bedingungen werden die Laborstudien, mit denen man krampfhaft aufzeigen wollte, wie wirksam Gesichtsmasken eben doch seien, zur Makulatur. Es wäre daher sinnvoll, wenn man zuerst einmal die Klimaanlagen in unseren Bussen und Zügen unter die Lupe nähme, bevor man den Passagieren eine Placebo-Maske aufzwingt.

Diese nüchterne Betrachtungsweise wird kaum dazu beitragen, dass die Maskenpflicht bei uns aufgehoben wird. Die Gesichtsverhüllung ist längst eine Art Glaubensbekenntnis. Selbst die Ungläubigen werden weiterhin ihre Masken überziehen, da schließlich niemand als Asozialer gebrandmarkt und aus dem Zug geschmissen werden will. Jetzt, da sogar Donald Trump mal eine Maske angezogen hat, besteht höchstens eine leise Hoffnung, dass der missionarische Eifer etwas abflaut. Doch wenn sich maskierte Fussballer im Bus anstecken, kann man immer noch behaupten, es wären die Umarmungen in der Kabine gewesen.

 

Gute Trockenübung

Unter den gegebenen Umständen sollten wir die Maskenpflicht trotzdem subito abschaffen. Es war eine gute Trockenübung. Taucht mal wieder ein gefährliches Virus auf, kann jeder sein Lieblings-Lümpchen hervorholen, um etwas gegen die eigene Panik zu unternehmen. Selbstverständlich würde die Schweiz bunter, wenn alle, die das wollen, weiter mit Masken herumliefen. Selbst wenn damit das Vermummungsverbot verletzt wird, hätten Menschen ohne Maske sicher Verständnis für die religiösen Ängste.

 

Beda M. Stadler ist emeritierter Professor und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Uni Bern. Dieser Beitrag erschien zuerst in der Weltwoche.

 

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https://www.achgut.com/artikel/corona_aufarbeitung_warum_alle_falsch_lagen 

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Corona-Aufarbeitung: Warum alle falsch lagen

Das Coronavirus verzieht sich allmählich. Was hat sich in den vergangenen Wochen eigentlich abgespielt? Die Experten haben grundlegende Zusammenhänge übersehen. Die Immunantwort gegen das Virus ist viel stärker, als man dachte. 

Dies ist keine Anklageschrift, aber eine schonungslose Bilanz. Ich könnte mich selber ohrfeigen, weil ich das Virus SARS-Cov-2 viel zu lange mit Panik im Nacken betrachtet habe. Ein wenig ärgere ich mich auch über viele meiner Immunologen-Kollegen, die bislang die Diskussion rund um Covid-19 den Virologen und Epidemiologen überlassen haben. Mir scheint, es wäre Zeit, einige der hauptsächlichen und komplett falschen Aussagen rund um dieses Virus in der Öffentlichkeit zu kritisieren.

  • Erstens: Es war falsch, zu behaupten, das Virus sei neu. 
  • Zweitens: Noch falscher war es, zu behaupten, es bestünde in der Bevölkerung keine Immunität gegen dieses Virus.
  • Drittens: Es war sozusagen die Krönung der Dummheit, zu behaupten, man könne die Krankheit Covid-19 symptomlos durchmachen oder andere gar ohne Symptome anstecken. 

Nun aber der Reihe nach:

 

1. Ein neues Virus?

Ende 2019 tauchte in China das Coronavirus auf, das man als neuartig ansah. Nachdem aber die Gensequenz, also der Bauplan für das Coronavirus, identifiziert war und dieses einen verwandten Namen zu dem 2002 aufgetauchten SARS erhalten hatte, nämlich SARS-Cov-2, hätte man eigentlich bereits fragen sollen, wie weit diese Verwandtschaft eventuell bis zu anderen Coronaviren, die auch uns Menschen krank machen, reichen könnte. Nein, stattdessen hat man diskutiert, von welchem Vieh, das zugleich auch auf dem chinesischen Speiseplan existiert, das Virus wohl abstammen könnte. Inzwischen glauben allerdings viel mehr Menschen sogar daran, die Chinesen seien so dumm, dieses Virus im eigenen Land auf sich selber losgelassen zu haben. 

Jetzt, da es darum geht, Impfstoffe gegen das Virus herzustellen, tauchen hingegen wissenschaftliche Arbeiten auf, die aufzeigen, dass dieses sogenannte neue Virus stark verwandt ist mit SARS sowie mit anderen Beta-Coronaviren, unter denen wir jedes Jahr in der Form von Erkältungen leiden. Neben den reinen Sequenzhomologien, zwischen den verschiedenen für Menschen krankheitserregenden Coronaviren werden derzeit diverse Bereiche auf den Viren definiert, wie sie von den menschlichen Immunzellen erkannt werden. Dabei geht es also nicht mehr bloß um die genetische Verwandschaft, sondern wie das Virus für das Immunsystem aussieht, also welche Teile von SARS-Cov-2 aber auch anderen Coronaviren allenfalls als Impfstoff verwendet werden könnten. 

Also: SARS-Cov-2 ist gar nicht so neu, sondern eben ein saisonales Erkältungsvirus, das mutiert ist und wie alle anderen Erkältungsviren im Sommer verschwindet – was jetzt auch fast überall auf der Welt beobachtbar ist. Grippeviren mutieren übrigens in einem wesentlich höheren Masse, und niemand würde behaupten, ein neuer Grippevirus-Stamm sei etwas komplett Neues. Viele Tierärzte haben sich denn auch über die Behauptung vom komplett neuen Virus geärgert, schließlich verwenden sie seit Jahren Impfstoffe gegen Coronaviren bei Katzen, Hunden, Schweinen und Rindern. 

2. Die Mär von der fehlenden Immunität

Von der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zu den Facebook-Virologen haben alle behauptet, das Virus sei besonders gefährlich, weil keine Immunität dagegen vorherrsche, da es ein neues Virus sei. Sogar Anthony Fauci, der wichtigste Berater der Trump-Regierung, betonte anfänglich bei öffentlichen Auftritten jedes Mal, die Gefahr des Virus bestünde darin, dass es dagegen keine Immunität gebe. Tony und ich hatten seinerzeit in den USA oft nebeneinander gesessen in Immunologie-Seminaren am National Institute of Health in Bethesda, weil wir damals auf verwandten Gebieten arbeiteten. Also war ich eine Zeit lang seiner Aussage gegenüber ziemlich unkritisch, schließlich stammte sie von einem respektablen Kollegen.

Der Groschen fiel bei mir erst, als ich realisierte, dass der erste kommerzielle Antikörpertest aus einem alten Antikörper bestand, der eigentlich SARS erkannte. Bei dieser Art von Test schaut man, ob im Blut Antikörper vorhanden sind und die in einem früheren Kampf gegen das Virus so entstanden sind. Aus einem Lama wurden sogar Antikörper isoliert, die gleichermaßen SARS, SARS-Cov-2 und MERS erkennen. Zudem wurde bekannt, dass in China an Orten, wo SARS gewütet hatte, SARS-Cov-2 weniger Unheil anrichtete. Das sind klare Befunde, die zwingend nahelegen, dass unser Immunsystem zumindest SARS und SARS-Cov-2 als teilweise identisch betrachtet und wahrscheinlich das eine Virus uns vor dem anderen schützen könnte.

Ich realisierte da, dass die ganze Welt einfach behauptete, es gebe keine Immunität, aber in Wirklichkeit hatte gar niemand einen Test zur Hand, um eine solche Behauptung zu belegen. Das war keine Wissenschaft, sondern bloß eine Spekulation aus dem Bauchgefühl, die von allen nachgeplappert wurde. Bis heute gibt es nämlich keine Antikörper-Tests, die all die verschiedenen möglichen immunologischen Situationen beschreiben, wie etwa: Ob man immun ist, seit wann, wogegen die neutralisierenden Antikörper gerichtet sind und wie viele Strukturen auf anderen Corona Viren existieren, die ebenfalls zu Immunität führen.

Mitte April erschien dann eine Arbeit aus der Gruppe von Andreas Thiel von der Charité in Berlin. Es war eine Arbeit mit dreißig Autoren, unter anderem auch mit dem Virologen Christian Drosten. Darin wurde gezeigt, dass bei 34 Prozent der Berliner, die nie Kontakt gehabt hatten mit dem SARS-Cov-2 Virus, trotzdem eine T-Zellen-Immunität (eine andere Art der Immunreaktion, siehe unten) dagegen festgestellt werden konnte. Das heißt, unsere T-Zellen, also weiße Blutkörper, erkennen gemeinsame Strukturen auf SARS-Cov-2 und den normalen Erkältungsviren und bekämpfen somit beide.

Eine Studie von John P. A. Ioannidis an der Stanford University, gemäß der Einstein Stiftung in Berlin einer der zehn meistzitierten Wissenschaftler auf der Welt, zeigte zudem auf, dass die Immunität gegen SARS-Cov-2, gemessen mit Antikörpern, wesentlich höher ist als bislang angenommen. Ioannidis ist sicher kein Verschwörungstheoretiker, der bloß gegen den Strom schwimmt, er wird jetzt trotzdem kritisiert, weil keine wirklich präzisen Antikörperteste verwendet worden seien. Die Kritiker geben damit zu, dass auch sie keine solchen Tests haben. Im Übrigen ist John P. A. Ioannidis ein derartiges wissenschaftliches Schwergewicht, dass alle deutschen Virologen zusammengenommen dagegen ein Leichtgewicht sind.

 

3. Das Versagen der Modellbauer

Die Epidemiologen gingen dem falschen Glauben, es gebe keine Immunität im Volk, ebenfalls auf den Leim. Zudem wollten sie auch nicht wahrhaben, dass Coronaviren eben saisonale Erkältungsviren sind und im Sommer verschwinden. Sonst wären ihre Kurvenmodelle anders ausgefallen. Nachdem die anfänglichen Worst-Case-Szenarien nirgendwo aufgetreten sind, klammern sich manche nun noch an Computer-Modelle, die das Auftreten einer zweiten Welle voraussagen. Lassen wir ihnen diese Hoffnung, ich habe noch nie einen Wissenschaftszweig gesehen, der sich selber derart ins Abseits manövriert hat. Ich habe auch nicht verstanden, weshalb Epidemiologen derart interessiert sind an der Anzahl der Todesfälle anstatt daran, wie viele Leben zu retten wären.

4. Die Immunologie des gesunden Menschenverstandes.

Als Immunologe vertraue ich einem natürlichen Modell, nämlich dem menschlichen Organismus, der ein erprobtes und lernfähiges Immunsystem ausgebildet hat. Ende Februar auf der Rückfahrt nach einer SRF-Arena-Sendung äußerte ich, eingeklemmt im Fiat 500 von Daniel Koch, ihm gegenüber meine Vermutung, dass es im Volk eine Grundimmunität gegen SARS-Cov-2 gibt. Er bestritt diese Ansicht. Ich habe ihn trotzdem später verteidigt, als er darlegte, Kinder seien kein treibendes Moment für diese Pandemie. Er vermutete, Kinder hätten keinen Rezeptor für das Virus, was natürlich Unsinn ist. Aber man muss ihm zugutehalten, dass seine Beobachtung richtig war. Dass ihm dann jedoch Wissenschaftler an den Karren fuhren und entsprechende Studien verlangten, birgt doch eine gewisse Ironie. Schließlich verlangte man auch keine Studien, um zu demonstrieren, dass Menschen aus der Risikogruppe sterben.

Als nach den ersten Statistiken aus China und dann auch aus der weltweiten Datenlage ebenfalls der gleiche Trend zu beobachten war, dass nämlich praktisch nie ein Kind unter zehn Jahren erkrankt, hätte eigentlich jedermann aufs Argument kommen müssen, dass Kinder offensichtlich immun sind. Bei jeder anderen Krankheit, bei der eine bestimmte Gruppe von Menschen nicht krank wird, würde man davon ausgehen, dass diese Gruppe immun ist. Wenn in einem Altersheim Menschen leider sterben, aber am gleichen Ort Pensionäre mit den gleichen Risikofaktoren völlig unbehelligt bleiben, sollte man eigentlich ebenfalls davon ausgehen, dass diese eben immun waren.

Dieser gesunde Menschenverstand ist aber einigen Menschen abhandengekommen, also nennen wir sie hier spaßeshalber „Immunitätsleugner“. Diese neue Gattung der Leugner musste beobachten, dass der allergrößte Teil der Menschen, die positiv auf dieses Virus getestet wurden, denen also Viren im Rachen nachgewiesen wurden, gar nicht krank werden. Man hat dafür den Begriff „silent Carrier“ aus dem Hut gezaubert, „stille Träger“, und behauptet, man könne krank sein, ohne Symptome zu haben. Das wäre ja pikant. Sollte sich dieses Prinzip in der Medizin von nun an einbürgern, hätten die Krankenkassen ein Problem, aber auch etwa Lehrer, da von nun an Schüler jede Krankheit vorgaukeln können, um die Schule zu schwänzen, schließlich braucht es ja gar keine Symptome mehr, um krank zu sein. 

Der nächste Witz, den gewisse Virologen verbreitet haben, war die Behauptung, dass diese symptomlos Kranken trotzdem andere Menschen anstecken könnten. Diese „gesunden“ Kranken würden im Rachenraum so viele Viren beherbergen, dass bei einer normalen Unterhaltung zwischen zwei Menschen der eine „Gesunde“ den anderen Gesunden anstecke. Nun muss man sich vergegenwärtigen, was da alles abläuft. Falls sich irgendwo im Körper, eben auch im Rachen, Viren bilden, heißt das, dass menschliche Zellen zugrunde gehen. Wenn Zellen sterben, wird sogleich das Immunsystem alarmiert, und es entsteht eine Entzündung. Eines der fünf Kardinalsymptome einer Entzündung ist der Schmerz. Es ist verständlich, dass leidende Covid-19-Patienten sich nicht mehr an das anfängliche Kratzen im Hals erinnern können und dann allenfalls behaupten, sie hätten vor ein paar Tagen noch keine Symptome gehabt. Daraus als Arzt oder Virologe eine Story von „gesunden“ Kranken zu machen, die Panik verursacht und oft ein Grund war für strengere Lockdown-Massnahmen, zeigt, wie schlecht der Witz in Wirklichkeit war. Wenigstens hat die WHO die Behauptung der asymptomatischen Ansteckung nicht übernommen und zweifelt diese Behauptung sogar auf ihrer Webpage an.

Hier auf griffige Art und speziell für die Immunitätsleugner nochmals eine ganz kurze Zusammenfassung, wie wir Menschen von Keimen angegriffen werden und reagieren: Hat es in unserer Umgebung krank machende Viren, so werden alle Menschen, egal ob immun oder nicht, vom Virus befallen. Ist man immun, beginnt jetzt der Zweikampf mit dem Virus. Als erstes versuchen wir mit Antikörpern zu verhindern, dass sich das Virus an unsere Zellen bindet. Dies gelingt natürlich nur teilweise, nicht alle werden blockiert, und viele Viren werden sich in den geeigneten Zellen einnisten. Das muss nicht zu Symptomen führen, ist aber eben auch keine Krankheit. Denn die zweite Garde des Immunsystems kommt jetzt zur Hilfe. Das sind die oben bereits erwähnten sogenannten T-Zellen, weiße Blutzellen, die von außen feststellen können, in welchen anderen Zellen sich die Viren verstecken, um sich dort zu vermehren. Solche Zellen, die quasi Viren ausbrüten, werden dann im ganzen Körper gesucht und von den T-Zellen umgebracht, bis das letzte Virus ausgerottet ist.

Macht man also bei einem immunen Menschen einen PCR-Corona-Test, wird ja kein Virus detektiert, sondern nur ein kleines Stück des viralen Genoms. Der Test wird so lange positiv sein, bis keine Trümmer des Virus mehr vorhanden sind. Richtig, auch wenn längst keine infektiösen Viren mehr vorhanden sind, kann ein Corona-Test also noch positiv ausfallen, weil durch die PCR-Methode selbst ein kleines Stück des viralen Genmaterials im Test genügend vervielfältigt wird. So geschehen, als aus Korea die Meldung rund um den Globus ging und von der WHO übernommen wurde, dass mehr als zweihundert Koreaner, die Covid-19 durchgemacht hatten, wieder angesteckt worden seien, dass also wahrscheinlich keine Immunität gegen dieses Virus entstehe. Die Erklärung des wahren Sachverhalts und die Entschuldigung kamen erst etwas später, als man feststellte, dass die immunen Koreaner alle kerngesund seien und nur einen kurzen Zweikampf mit dem Virus hatten. Der Haken war eben, dass die Virustrümmer mit dem allzu sensitiven Test noch erfasst wurden und das Signal „positiv“ auslösten. Wahrscheinlich beruhen bei uns eine Großzahl der täglich rapportierten Ansteckungen bloß auf solchen Virustrümmern.

Der PCR Test mit seiner enormen Empfindlichkeit war also am Anfang goldrichtig, um herauszufinden, wo das Virus sein könnte. Der Test kann aber nicht feststellen, ob die Viren noch intakt, also noch ansteckend sind. Leider hat dies auch dazu geführt, dass einige Virologen die Stärke des Test-Signals mit der Viruslast, also der Menge an Viren, gleichgesetzt haben, die man ausatmen könne. Zum Glück blieben unsere Kitas trotzdem offen. Da deutsche Virologen wahrscheinlich aus Prinzip nicht in andere Länder blicken, in den die Fallzahlen schneller sinken als zu Hause, ging das an ihnen vorbei.

 

5. Corona-Immunität als Problem.

Was heißt das für die Praxis? Die überaus lange Inkubationsperiode von 2 bis 14 Tagen und Berichte über 22 bis 27 Tage sollte jeden Immunologen aufschrecken. Genauso wie die Behauptung, die meisten Patienten würden nach 5 Tagen kein Virus mehr ausscheiden. Beides legt nämlich wiederum den Schluss nahe, dass es – quasi im Hintergrund – eine Grundimmunität geben muss, die zu einer Verzerrung der Vorgänge führt, wie man sie normalerweise erwarten würde – eben zu langen Inkubationszeiten und zu rascher Immunität. 

Genau diese Immunität scheint auch bei den Patienten mit ernsthaftem Verlauf das Problem zu sein. Unsere Antikörpertiter, also die Treffsicherheit des Abwehrsystems, nehmen nämlich mit zunehmendem Alter ab. Aber auch bei Menschen, die falsch oder unterernährt sind, kommt es zu einer Immunschwächung, weshalb das Virus ja nicht nur die medizinischen Probleme eines Landes aufzeigt, sondern auch einen Teil der sozialen Missstände. 

Hat ein Angesteckter also zu wenig Antikörper, also eine zu schwache Immunabwehr, wird sich das Virus langsam, aber stetig über den ganzen Körper verteilen. Jetzt da nicht mehr genügend Antikörper vorhanden sind, bleibt nur noch das zweite Bein der Immunantwort übrig: Die T-Zellen beginnen überall im Körper gegen die vom Virus befallenen Zellen zu kämpfen. Dies kann zu einer überschießenden Immunreaktion führen, quasi zu einem gewaltigen Gemetzel, das wird dann Zytokin-Sturm genannt. Ganz selten kann dies auch bei Kleinkindern passieren und wird dann als Kawasaki Syndrom bezeichnet. Mit diesem Spezialfall bei Kindern hat man auch bei uns versucht, Panik zu schüren. Interessant ist allerdings, dass dieses Syndrom einfach und gut zu behandeln ist. Den Kindern werden nämlich Antikörper von gesunden Blutspendern verabreicht, also von Menschen, die Coronavirus-Erkältungen durchgemacht haben. Somit wird hier die totgeschwiegene Immunität in der Bevölkerung trotzdem therapeutisch eingesetzt.

Was nun?

Das Virus ist erst mal weg. Wahrscheinlich wird es im Winter zurückkommen, das wird aber keine zweite Welle sein, sondern eben eine Erkältung. Wer als gesunder junger Mensch derzeit mit einer Maske herumläuft, sollte deshalb gescheiter einen Helm tragen, da das Risiko, dass einem etwas auf den Kopf fallen könnte, größer ist als eine schwere Erkrankung mit Covid-19. 

Sollte in vierzehn Tagen nun trotzdem ein signifikanter Anstieg an Ansteckungen zu beobachten sein, wüssten wir wenigstens, dass eine der Lockerungsmaßnahmen von vorher eine sinnvolle Einschränkung war. Ansonsten empfehle ich allen die Lektüre von John P. A. Ioannidis‘ neuester Arbeit, in der er die Situation bezogen auf die weltweite Datenlage vom 1. Mai 2020 beschreibt: Unter 65-Jährige ohne Vorerkrankung machten demnach bloß 0,7 bis 2,6 Prozent aller Covid-19-Todesfälle aus. Um der Pandemie Herr zu werden, reiche eine Strategie aus, die sich auf den Schutz der über 65-jährigen Risikopersonen beschränke. Wenn ein Top Experte dieser Ansicht ist, wird ein erneuter Shut-Down zu einem No-Go.

Zurück auf dem Weg zur Normalität, würde es uns Bürgern jetzt guttun, wenn sich einige Panikmacher entschuldigen würden. Etwa Ärzte, die eine Triage der über 80-jährigen Covid-19-Patienten forderten, damit diese nicht mehr beatmet werden. Auch Medien, die mehrmals Panik-Videos aus italienischen Spitälern gezeigt haben, um damit etwas zu illustrieren, das so nie existiert hat. Alle Politiker, die TESTEN, TESTEN, TESTEN forderten, ohne überhaupt zu wissen, was der Test misst. Oder der Bund für eine App, die nie funktionieren wird und mich auch dann warnen wird, wenn jemand in meiner Nähe positiv, aber nicht ansteckend ist.

Im Winter, wenn dann die Grippe und andere Erkältungen wieder grassieren werden, können wir uns dann etwas weniger oft küssen, aber die Hände waschen sollte man ja auch ohne Viren. Und Menschen, die trotzdem etwas aufgelesen haben, sollen dann die Masken hervornehmen und allen zeigen, wie viel sie aus dieser Pandemie gelernt haben. Und falls wir immer noch nicht gelernt haben, unsere Risikogruppen zu schützen, müssen wir auf einen Impfstoff warten, der hoffentlich auch bei den Risikopersonen funktionieren wird.

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Professor Dr. Beda M. Stadler ist emeritierter Professor für Immunologie und ehemaliger Direktor des Instituts für Immunologie an der Universität Bern. Neben der wissenschaftlichen Tätigkeit ist er auch publizistisch tätig. Dieser Beitrag erschien auch in der Schweizer Weltwoche.

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LG

Renate