Freitag, 2. August 2019

Sind die Generationen X, Y und Z zu sehr verwöhnt worden ...

...jemand schreibt, wir haben lauter Narzisten erzogen

Ich werde unter diesen Link einfach wieder nur ein paar Zitate aus den Text setzen .. welche, die mir besonders aufgefallen sind oder noch deutlicher .. wo ich unsere eigenen Erziehungsmethoden wiedererkenne.

Wir sind die Nachkriegsgeneration. Wir wollten alles gut machen. Diese Psychologin aber sagt, wir haben eventuell unseren Kindern zu wenig Grenzen gesetzt, auch zu wenig Leistung von ihnen verlangt, sie zu sehr verwöhnt

Und das, was wir so schmerzvoll erleben, haben wir das alles durch eine viel zu lasche Erziehung und dass wir unsere Kinder so maßlos verwöhnt haben, selbst verbockt?

Und machen unsere Kinder das womöglich mit unseren Enkeln jetzt genauso oder vielleicht sogar noch schlimmer, als wir es mit ihnen gemacht haben?

Einfach mal lesen. Es ist ein Text, der einen ins Grübeln bringt.

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/viele-kinder-werden-narzissten-14169998.html
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Erziehung : „Viele Kinder von heute werden totale Narzissten“
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 Immer mehr Eltern versagen kläglich, wenn es darum geht, den Nachwuchs zu erziehen, sagt die Kinder- und Jugendtherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger. Das wird gravierende Folgen für das spätere Zusammenleben und die zukünftige Gesellschaft haben
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 Frau Leibovici-Mühlberger, Sie schreiben in Ihrem Buch, früher seien drei bis vier Kinder in einer Schulklasse seltsam gewesen, heute seien hingegen nur noch drei bis vier Kinder normal.
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Das ist die Aussage einer älteren Pädagogin, die vor dreißig Jahren schon im Dienst war. Sie beobachtet in ihrem Alltag das, was ich auch im meiner Praxis beobachte: Immer mehr Kinder sind verhaltensoriginell, tyrannisch und voller Widerstand.

Ist das nicht ein bisschen pauschal?

Nein. Die Zahl der psychotherapeutischen Behandlungen in Österreich hat sich seit 2005 verdoppelt. 
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Warum rebellieren diese Kinder denn?

Weil sie nicht in einer kindgerechten Umgebung aufwachsen. Die Eltern dieser Kinder machen ihren Job nicht. Sie wollen lieber die Freunde ihrer Kinder sein, als sie zu erziehen. Aber eigentlich müssten sie Verantwortung für ihre Kinder übernehmen und ihnen einen geschützten Raum zur Verfügung stellen, in dem sie sich entwickeln können. Sie müssten altersadäquate Grenzen ziehen und dem Kind in diesem Rahmen Gelegenheit geben, sich auszuprobieren.
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Ich sehe bei vielen Eltern eine extreme Angst, ihren Kindern durch zu strenge Regeln irgendwas zu verbauen oder sie zu zerstören. Sie vermitteln ihrem Kind, dass es tun kann, was es will, und trauen sich nicht, von ihm zu verlangen, dass es sich anstrengen soll. Sie sagen zum Beispiel: „Hauptsache, du bleibst nicht sitzen. Deine Noten sind nicht so wichtig.“ Oder, anderes Beispiel: Bei mir in der Beratung habe ich einen Neunjährigen, der schläft noch immer im Ehebett zwischen seinen Eltern, einem älteren Akademikerpaar. Wenn sie sagen, dass er das nicht mehr machen soll, schlägt er sie. Und das lassen sie sich gefallen. Aber Eltern müssen stark sein und ihre Führungsautorität behalten! Sonst wird das Kind früh autonom und wechselt in eine Peergroup. Es sagt dann zum Beispiel: „Ich gehe nicht mehr mit euch Klamotten kaufen, sondern mit meinen Freunden.“

Das ist doch nicht so schlimm.

Es kommt darauf an, in welchem Alter das passiert. Dadurch, dass die Pubertät heute schon viel früher einsetzt als noch vor einer Generation, kann das heute schon mit 12 der Fall sein statt mit 17. Da wird dann also mit 12 die Bindung, die ein Kind eigentlich noch zu seinen Eltern haben sollte, auf ein führendes Peergroup-Mitglied übertragen. Das bedeutet im Klartext, dass dann der Einäugige den Blinden führt, denn der Altersabstand zwischen beiden ist gering. Das ist kulturhistorisch absurd. Werte wurden Jahrtausende lang immer von einer Generation zur nächsten weitergegeben und dann in der Pubertät von der nachfolgenden Generation in Frage gestellt und transformiert. So ist die Ordnung, so sind die Regeln. Jetzt aber haben wir eine horizontale Übertragung innerhalb der Peergroup, mit 13 oder 14. Das ist eine Novität und führt zu absurden Betriebskulturen, die narzisstisch und brutal sind. So wird Potential vernichtet, denn diese Kinder sind ja nicht dümmer als wir. Aber sie können ihren Intellekt nicht nutzen, oder sie kehren der Gesellschaft den Rücken zu.
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Und warum können die Eltern keine Grenzen mehr setzen?

Unsere gesamte Gesellschaft verändert sich immerzu. Das ist normal. In den letzten 25 Jahren wehte das Banner der Freiheit und Selbstverwirklichung. Das klingt gut: Ich muss nicht mehr Schuster werden, weil mein Vater Schuster war. Sondern ich soll das machen, was ich will.

Warum hat sich das gerade in der letzten Generation geändert?

Das hängt an der politischen Entwicklung. Früher hatten wir den Kalten Krieg, aber den hat der Westen „gewonnen“, der Westen mit seinem Kapitalismus und den Möglichkeiten der freien Entfaltung des Individuums. Und weil alle Eltern das Beste für ihr Kind wollen, denken viele von ihnen nun, dass diese maximale Freiheit auch das Beste für ihre Kinder sei. Sie denken sich: Wir wollen keine Untertanen erziehen, sondern einen freien Geist!
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 Was ist so falsch daran?

 Alles. Wenn Kinder immer nur machen dürfen, was sie wollen, lernen sie weder Durchhaltevermögen noch Konzentration, sie lernen nicht, zurückzustecken und ihre eigenen Bedürfnisse zu verschieben, und sie lernen auch nicht, vorausschauend zu sein. Erste Folgen dieser freiheitlichen Erziehungsmethode zeigen sich, wenn das Kind in die Schule mit ihren knallharten Leistungs- und Konkurrenzgedanken kommt. Da kann es dann mit seinem Wortbeitrag nicht abwarten, wenn ein anderes Kind spricht, oder es guckt die ganze Zeit zum Fenster raus, und es macht zum ersten Mal die Erfahrung, dass nicht jeder seiner Striche bewundert wird. Es erlebt also zum ersten Mal Frustration und wird entsprechend auffällig. 
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Denn die Eltern haben ihn sein Leben lang wie einen Prinzen oder eine Prinzessin behandelt und ihm gesagt, dass er sich nicht anzustrengen braucht oder dass ihnen seine Schulnoten nicht so wichtig sind. Jetzt aber sind sie plötzlich unzufrieden mit ihm, weil er sich nicht anstrengen mag. Das führt zu großen Aggressionen bei dem jungen Menschen. Ich habe in meiner Praxis viele Jugendliche, die sagen, dass sie ihre Eltern hassen, und die sich von ihnen abwenden.

Hat sich denn nicht in der Phase, als die Eltern ihrem Kind noch seinen Willen gelassen haben, eine tragfähige Bindung zwischen Eltern und Kind etabliert, von der beide Seiten in dieser Krise profitieren könnten?

Nein. Sie verwechseln da was. Es ist nicht so, dass Kinder ihre Eltern automatisch lieben, wenn die nur alles für sie tun. Ganz im Gegenteil, solche Kinder haben keinen Respekt vor ihren Eltern, weil die ihnen keine Grenzen vorgeben und ihr Kind nicht „festhalten“. Es fühlt sich alleine und hat keine Struktur auf der Welt. Die Kinder solcher Eltern sehen in ihren Eltern keine Personen, sondern Diener, und fühlen sich selbst als Chef. Das führt aber dazu, dass sie keine Grundsicherheit spüren, sie wissen nicht, wer sie beschützen könnte und auf wen sie sich verlassen können.
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Was für Folgen hat das im Erwachsenenalter? 

Es wird diesen Menschen erstmals schlechter gehen als ihren Eltern. Sie haben keine Bereitschaft, sich anzustrengen, und keinen Leistungswillen. Sie wollen nicht erst lange dienen, bevor sie Chef werden. Und noch etwas: Diese Menschen werden die ältere Generation nicht mehr pflegen. Sie haben eine Grundausrichtung, die ihnen sagt: Nur ich bin wichtig, und mich für andere zu engagieren oder gar aufzuopfern kollidiert massiv mit meinen Bedürfnissen. Sie haben eine Ich-Brille auf, sie beurteilen ihre Umgebung nur danach, was sie ihnen für Vorteile bietet. Das ist der reine Narzissmus. 
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 Tja ... ich erkenne uns und unseren Erziehungsstil da oft wieder .. ja klar haben wir es nur gut gemeint ...rückgängig machen kann man das nicht mehr jetzt.

Und was zuletzt gesagt wird, das mit der Ich-Brille ...in Bezug auf ihre Kinder ist das wohl nicht so .. aber wie sagt der Jürgen immer, unsere Kinder werden Kinder erziehen, die noch schlimmer sind als sie selbst .. und vielleicht erst dann, wenn sie ganz alt sind erkennen, wie weh das eigentlich tut, was sie selbst mit uns gemacht haben .. weil sie genau das dann auch selbst erleben werden.

Sie machen ja die gleichen Erziehungsfehler.

LG
Renate

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