Montag, 9. Oktober 2017

Schwere Krankheit und Bedarfsgemeinschaft ...

... und wie das vor Hartz IV gewesen wäre

Wie ungerecht die Einführung der Bedarfsgemeinschaft mit Einführung von Hartz IV gewesen ist, soll ein Beispiel zeigen, von dem ich zufällig erfahen habe.

Das passt auch gut zum Post einer Bekannten vor ein paar Wochen, die satt und zufrieden mit gut verdienendem Ehemann in ihrem Einfamilienhaus auf einem Dorf wohnt und auf einen meiner Posts hier schrieb, wie ich uns als bettelarm bezeichnen könnte, schließlich hätten wir doch Pferde ... und damit nicht nur mich, sondern auch viele meiner Freundinnen sehr wütend machte, denen solche Äußerungen sogar schon unterkommen sind, weil sie nur einen Hund halten, den viele Menschen, die noch nicht von ALG II oder Grundsicherung bei Krankheit oder im Alter betroffen sind, ja diesen Menschen auch nichtmal mehr gönnen.

Das Beispiel, von dem ich rede:

Eine junge Frau hat einen Ehemann, der kein Vermögen verdient, einen Job und ein Pony, das schon zweimal an Hufrehe erkrankt ist, aber vor ein paar Monaten noch gut drauf war .. die beiden alten Reheschübe liegen einige Jahre zurück. Damals war diese junge Frau noch gesund und arbeitsfähig.

Ein Problempferd zu verkaufen, wäre alles, aber nicht richtig. Dem Tier könnte sonstwas passieren, denn es ist ja nicht wirklich oder gar nicht mehr reitbar.

Außerdem lieben die meisten Menschen ihre Pferde, das geht ja nicht nur uns so.

Tja .. das Schicksal ist nicht immer nett.

Die junge Frau hat Knochenkrebs bekommen, ist momentan in Chemotherapie. Es geht ihr also selbst alles andere als gut.

Durch die Krankheit verlor sie auch noch ihren Job, warum genau, weiß ich jetzt nicht, aber sowas dürfte auf dem heutigen Arbeitsmarkt leicht zu sein, alleine schon durch Leiharbeit und Zeitverträge bedingt.

Ich weiß aus Erfahrung von meinem ja auch früher wegen seiner Arthrose chronisch kranken Ex-Mann und auch der ebenfalls an Krebs erkrankten Schwester einer meiner Schwägerinnen, dass die Krankenkassen einen nach einigen Monaten "als gesund" aussteuern, wenn man zu lange krank geschrieben ist.

Ich sehe noch heute das Gesicht meines Ex .. und meins dürfte damals nicht besser ausgesehen haben .. als er diese Post unserer Krankenkasse aufmachte.

Das wird heute nicht anders sein.

Damals bedeutete das für meinen Ex, statt Krankengeld dann Arbeitslosenhilfe zu bekommen.

Für diese junge Frau allerdings bedeutete das heute, dass sie kein Geld mehr bekommt, von keiner Seite .... ihr Mann verdient noch mehr als der gemeinsame Bedarf beim ALG II hoch wäre und da er zu ihrer Bedarfsgemeinschaft gehört, bekommt sie keinen Cent jetzt, obwohl sie schwer krank, nämlich ja an Knochenkrebs erkrankt ist.
...

Wie wäre das früher gewesen?

Vor der Einführung von Hartz IV hätte diese Frau solange, bis sie wieder einen Job gefunden hätte, also gesund genug dafür geworden wäre, Arbeitslosenhilfe bekommen, die sich in der Höhe prozentual auf ihren letzten Verdienst bezogenhätte.

Ihr Ehemann hätte sie finanziell nur unterstützen müssen, wenn er ein wirklich sehr gutes Einkommen gehabt hätte .. so viel wird er nicht verdienen, denn sonst würde sie nicht davon sprechen, dass sie beide jetzt finanzielle Problemehaben.

...

Was ist noch passiert?

Das Pony hat seit 6 Wochen eine Belastungsrehe auf einem Huf, weil es von einem anderen Pferd gejagt worden ist.

Sowas ist schnell zu bei einem Rehepferd. Wenn ein Pferd einmal im Leben Hufrehe gehabt hat, dann bleibt die Schwäche, das bei jeder Gelegenheit schnell wiederzukriegen, für den Rest seines Lebens erhalten.

Anfangs sah es sehr schlecht aus. Das Tier war regelrecht apathisch. Inzwischen wird es dank der Hilfe einer guten Tierheilpraktikerin wieder langsam besser. Aber auch diese Frau kann natürlich nicht umsonst arbeiten .. und Geld ist knapp in dieser Bedarfsgemeinschaft mit einen Alleinverdiener und seiner krebskranken Ehefrau, die eben dank der Einführung der Bedarfsgemeinschaften heute keinen Cent ALG II bekommt.

Und wer mir da noch erzählen will, dass Menschen, die ein Haustier haben, ja nicht von bettelarm reden dürften, dem gönne ich, sowas mal selbst erleben zu müssen.

Dann begreifen diese Menschen vermutlich eher, was es heißt, heute auf ALG II oder Grundsicherung angewiesen zu sein bei den viel zu niedrigen Regelsätzen und Mietobergrenzen.

LG
Renate



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen