Sonntag, 19. Februar 2017

Arm sein und Pferde oder andere Haustiere halten

Unter unserem ganz privaten Blickwinkel betrachtet

 Jürgen und ich und viele unserer Freunde sind das, was man arm nennt, also auf komplette oder aber ergänzende Sozialleistungen angewiesen, um in Deutschland überhaupt überleben zu können.

Eigentlich sieht das System der sozialen Absicherung in unserem Land für Menschen, die Sozialleistungen beziehen, nicht vor, sich ein Haustier leisten zu können. Auch Freundschaften oder der Kontakt mit Familienmitgliedern, die nicht mehr zu Hause leben, ist nicht vorgesehen.

 Es ist nicht vorgesehen, dass man sich Zimmerpflanzen aufs Fensterbrett stellen kann, Schnittblumen in eine Vase stellt, ein Grab eines Familienangehörigen pflegen darf, zu einer Hochzeit, Beerdigung oder anderen Familienfeiern gehen kann und vieles mehr.

Wer das trotzdem möchte, muss das Geld woanders abzweigen, wofür es vorgesehen ist .. und an allen diesen Stellen natürlich auch sehr wenig davon.

 Wer arbeitet und deshalb nur ergänzende Sozialleistungen bekommt, darf bestimmte Freibeträge behalten. Wer das einigermaßen geschickt anstellt, wird dabei für die sogennanten Werbungskosten nicht alles wieder ausgeben. Wer es nicht geschickt anstellt, kann auch Pech haben und mehr ausgeben, als er an Freibeträgen fürs Arbeiten bekommt.
Wer Erfahrung damit sammelt, wird mit der Zeit lernen, dass etwas übrig bleibt. Man lernt, in diesem "Sozialstaat" zu überleben, wenn man länger hier damit zu tun hat.

 Haustiere, Freunde, Familie ... wer nichts mehr davon hat, kann sich auch gleich die Schachtel Schlaftabletten reinwerfen ... denn dieser Mensch hat dann in unserem "Sozialstaat, der weder Haustiere noch Freunde noch Familie für arme Menschen vorsieht, sondern am besten nur schlecht bezahlte Sklavenarbeit", nichts mehr, wofür es sich zu leben lohnen würde.
Die meisten armen Menschen haben deshalb irgendwas davon trotz Geldmangel.

 Das ist bei Jürgen und mir ganz genauso. Wir beide hatten mal die falschen 1. Ehepartner. Das lässt sich nicht mehr ändern. Unsere Ursprungsfamilie hat sich bei uns beiden, nachdem wir in Hartz IV gefallen sind, weitgegehend verabschiedet, auch wenn sie natürlich sagen, das wäre nicht der Grund dafür. Seltsamerweise waren sie vorher aber noch da.

Manchmal sind es in meinem Fall zwei meiner Kinder auch heute noch, aber selten. Ich bin auch für diese beiden zu negativ besetzt. Dabei bin ich das gar nicht wirklich. Ich bin ein lebensfroher Mensch und versuche, trotz Armut glücklich zu sein.

 Jürgen und ich lieben unsere beiden Gnadenbrotpferde, unseren Hund Boomer, oben mit Lusi, der Hündin unserer Reitbeteiligungsfamilie um Maike und ihre Tochter Vanessa herum.

Es gibt auch Anke und ihre sehr große Familie, mit denen wir über die Pferde Kontakt gefunden haben und die auch Reitbeteiligung bei uns ist.

Durch diese Reitbeteiligungen wird es auch leichter, die Pferde zu versorgen, und alle haben was davon, wir und auch unsere Reitbeteiligungen.

 Die Pferde und unser Hund ersetzen uns das, was früher in Form einer großen Familie um uns rum war. Der Mensch braucht etwas zum Liebhaben, sonst stirbt er. Für uns sind das unsere Haustiere und über diese Haustiere auch ein Freundeskreis, der vermutlich sonst gar nicht da wäre.

Unten unsere Freundin Ines, die mit uns jedes Wochenende bei den Pferde ist ... mit ihrer Hündin Püppi, die sie auch vom Sozialhilfesatz ernährt, auch wenn dafür eigentlich kein Geld vorgesehen ist. Ohne Püppi wäre sie allein in ihrer Wohnung.

 Rechts Ines und unser Freund Kalli ...auch Kalli ist Aufstocker, arbeitet genauso wie Jürgen und ich, aber gerade für Menschen, die schon etwas älter sind, gibt es doch kaum noch Jobs heutzutage, die so gut bezahlt werden, dass man damit ganz vom Jobcenter weg käme.

Kalli kommt uns oft bei den Pferden besuchen und freut sich darauf, dass wir im Sommer mal bei den Pferden feiern können. Auch wir haben uns mal über eine Freundin und ein soziales Netzwerk kennengelernt.

 Die Menschen, die wie Ines, Maike und Familie, Anke und Familie oder Kalli sehr oft mit uns zusammen sind, sind nicht die einzigen, die es gibt.

Es gibt auch noch mehr langjänrige Freundinnen und Freunde, mit denen wir uns über einige soziale Netzwerke regelmäßig schreiben und auch ab und zu besuchen. Wäre das Geld nicht so knapp, vermutlich häufiger, aber das ist in diesem Land nunmal Mangelware.

 Kennengelernt haben wir alle miteinander über unsere gemeinsame Liebe zu Haustieren. So wächst man zusammen.

Jürgen und ich hatten im Frühling 16 da Glück, ein Stück Land pachten zu können. Das macht die Pferdehaltung für uns preisgünstiger und hat sogar dazu geführt, dass so über die Ersparnis an Pensionsstallkosten wieder ein altes Auto für uns drin ist ... das nun im Winter viel zum Heufahren gebraucht wird. Rechts kriegen Chiwa und Prima gerade eine Portion neues Heu. Im Sommer reicht das Gras auf unserer Pachtweide aus.

 Rechts unsere uralte Katze Blanka. Die hat mal meiner verstorbenen Mutter gehört und ist schon 25 Jahre alt. Als Karthäuser hat sie sehr weiches Fell, das sie inzwischen nicht mehr richtig pflegt und das trotz ständigem Bürsten total verklattert. Ich bin unsicher, ob es sie nicht zu sehr aufregen würde, wenn man das alles mal abschert .. ich lasse das besser so. Blanka ist steinalt und sieht eben auch so aus. Bürsten muss reichen, auch wenn sie so nie mehr das wird, was chic ist.

 Tja .. und das oben und auf den nächsten Fotos ist der Lenny. Vermutlich wird er im April als drittes Pferd mit zu Chiwa und Prima kommen. Unsere Reitbeteiligungen freuen sich schon sehr auf ihn. Gefunden hat ihn Anke vor ein paar Tagen und gestern haben wir ihn besucht und beschlossen, er passt zu uns. Ich weiß gar nicht genau, ob er wirklich Lenny heißt oder ob das nur sein Spitzname ist. Das ermittel ich halt noch und auch alles weitere.

In Eigenregie sind drei Pferde besser als zwei, das sind praktische Erfahrungen.

So seltsam wie es klingen mag. Die Preise auch in günstigen Pensionsställen sind immer höher für zwei Pferde als das, was man bei einer günstig ergatterten Pachtweide für drei Pferde ausgibt und dort viel mehr Freude an der Pferdehaltung hat, weil man alles so machen kann, wie man es selbst für richtig hält. Da Pferde aber Herdentiere sind, ist eine Zweiergruppe immer ein Risiko. Es kann selbst bei jungen Tieren einmal eines schwer krank werden oder sogar sterben. Lenny dazuzuholen wird uns also für Chiwa und Prima Sicherheit geben, dass dort auch immer alles glatt laufen wird und wir alle zusammen rund um dieses Pferdehobby alle immer unsere Freunde haben werden.

Was hier hier damit einmal ausdrücken wollte war ...fast alle Menschen, die wir gerade darüber, dass wir selbst jetzt schon lange arm sind, kennengelernt haben, weil sie es auch sind .. .die hätten keine Freude mehr am Leben, wenn sie nicht trotzdem Haustiere und Freunde oder einen Partner .. also was zum Liebhaben hätten.

Unsere Regierung hat allerdings bis heute nicht begriffen, was sie Millionen von Menschen, die hier in Deutschland geboren sind, eigentlich mit ihrer Politik angetan hat, die nur noch darauf abzielt, die einfachen Menschen auszubeuten, damit die ganz Reichen noch mehr verdienen können.

Nun die meisten davon leben trotzdem immer noch ... und irgendwann bekommt jeder seine Rechnung .. auch so eine Regierung.

Es sind ja bald Wahlen.

LG
Renate



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