Donnerstag, 1. Dezember 2016

Unsere Regeln und Gesetze verstehen viele Menschen nicht wirklich

Was ich unlängst in Sachen helfen wollen bei Hartz IV und Sozi erlebt habe


Es geht sehr schnell in Ecken wie dieser, wo wir leben, dass man eben mal zum Buhmann der Nation wird, obwohl man doch versucht hat zu helfen.

Durch diverse Umstände kamen wir der Frau eines Paares mit zwei Kindern, davon eines schwerbehindert, das andere ein Teenager, so viel näher, dass die Frau uns mehrmals in Notsituationen um Hilfe bat.

Es wurde mir dabei klar, wie schwer es eigentlich manchen Menschen fällt zu verstehen, welche Form von Buchführung hinter unserer Sozialgesetzgebung steckt.

Zuerst wurde ich damit konfrontiert, dass man der Familie den Strom abgestellt hatte. Ich hatte als erste die Idee, sie zur Diakonie zu schicken, um nach Hilfe zu fragen, aber sie meinte das ginge nicht, weil ihr Mann Vorstand der Bedarfsgemeinschaft sei und da schon wegen eines Wutausbruchs Ärger gehabt hätte.

Ich habe das nicht geglaubt, denn diese Hilfen sind nicht an einen Haushaltsvorstand oder so gefunden. Das Geld kommt von Menschen, die in der Kirche sind und es spenden, um gezielt armen Menschen in Notlagen zu helfen und es gibt dort keine Bürokratie.

Ganz anders wieder beim Jobcenter oder Sozialamt, wo es oft richtig kompliziert wird und für Menschen mit wenig Bildung oft wirklich schwer zu verstehen, was sie tun und was sie tun sollten.

Die gleiche Frau erzählte mir Wochen später, sie sei schon jahrelang nicht krankenversichert. Das ginge nicht, weil sie Sozialgeld bekäme und nicht arbeitsfähig sei.

Natürlich geht das. Ich habe stundenlang gesucht, um den entsprechenden Paragraphen zu finden. Sie muss sich bei einer der üblichen Kassen freiwillig versichern, darf da natürlich nicht was Teures, sondern das Billigste an Möglichkeit aussuchen, dann zahlt das Jobcenter das auch bei Sozialgeldanspruch .. muss es auch zahlen. Ich hab nur noch mitbekommen, dass sie bei der Krankenkasse war, nicht mehr, was daraus wurde, weil ihr Mann dann einen Heidenkrach mit mir anfing .. und zwar weil ich seiner Frau geholfen habe, sie aber nicht verstanden hat, was sie ja selbst eigentlich gemacht hat.

Sie hatten sich gestritten und er war wütend für etliche Tage zu einem Freund gefahren, hatte eines der Kinder mitgenommen, das andere, über das der Streit begonnen hatte, aber zu Hause gelassen.

Er hatte ihr kaum Geld da gelassen, sobar den Tafelausweis mit auf die Reise genommen.

Er maulte und sie wusste nicht genau, kommt er nun wieder oder tut er es nicht. Vor allen Dingen hatte sie gar kein Geld mehr und wir hatten auch nicht mehr viel davon .. und sie hatteAngst wegen des anderen Kindes, das er mitgenommen hatte .. das Sorgerecht wäre ihrs, sagte sie mir.

Sie wusste, wo ihr Partner sich aufhält, aber eben nicht, wann und ob er wieder heim kommt.

Ich versuchte ihr zu erklären, was sie tun könnte, sie verstand es aber offensichtlich nicht.

Also habe ich rumtelefoniert.

Sie hätte zum Sozialamt gehen können, für sich und ihre Kinder Sozialhilfe beantragen, denn ohne den Partner, der ja maulte, hatte sie keinen Anspruch mehr auf Sozialgeld, das es nur in funktionierenden Bedarfsgemeinschaften für nicht arbeitsfähige Familienmitglieder gibt.

Das Sozialamt hatte an dem Tag, wo nun gar nichts mehr im Haus war, geschlossen.

Die Tafel hätte sogar erst zwei Tage später wieder auf gehabt. Mag sein, dass die auch ohne Tafelausweis erstmal geholfen hätten .. ich vermute ja .. aber die waren eben nicht da, als es bei ihr brannte.

Telefonisch kriegte ich erfragt, dass es möglich wäre, Lebensmittelgutscheine auch beim Jobcenter zu bekommen .. also gab ich an, wie sie heißt und zu welcher Bedarfsgemeinschaft sie gehört, es wurde Zeit, auch das Jobcenter hatte nicht mehr lange auf, um da noch was tun zu können.

Ich war nicht dabei, als sie drinnen war, habe draußen auf sie gewartet, Jürgen genauso. Der im Auto mit unserem Hund. Ich im Vorraum.

Als sie raus kam, habe ich mitbekommen, dass sie am kommenden Tag einen festen Termin beim örtlichen Sozialamt hatte, um dort für sich und die Kinder Sozialhilfe zu beantragen, das hatte die Sachbearbeiterin vom Jobcenter für sie so arrangiert.

Sie hatte in der Zwischenzeit jemand vom Jugendamt angerufen, die sich wohl schon länger um die Probleme dieser Familie kümmert. Die erklärte ihr, sie könne versuchen, ihr Kind von der Polizei nach Hause holen zu lassen, aber es sei auch möglich, dass die das so nicht machen würden, sondern sie zuerst beim Gericht einen Beschluss holen müsse, dass sie das Sorgerecht hätte und auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht für dieses Kind, damit die Polizei eine Handhabe hätte, das Kind zu holen.

Wir machten ab, da ich nur noch 5 Euro im Haus hatte übers Wochenende und die Tankuhr schon leuchtete, dann muss sie beim Sozialamt nach Geld zum Tanken fragen, sonst kämen wir nicht nach Plön und zurück, sei zu weit.

Sie war froh und erzählte ihrem Mann auch ganz stolz, sie hätte nun alleine Geld zum Einkaufen besorgt bzw. solche Gutscheine besorgt.

Sie hat aber nicht verstanden, warum sie die bekommen hat und er offensichtlich auch nicht.

Natürlich weil er mit recht viel Geld weg gefahren war, Frau und ein Kind mit kaum Geld tagelang alleine zurück gelassen hatte und ihr auch nicht sagen wollte, ob und wann er wieder kommt.

Er kam dann allerdings doch an dem Tag heim, als sie eigentlich bereits sehr früh zum Sozialamt gehen sollen.

Das hat sie nicht getan.

Er wollte sie zuerst alleine aus der Wohnung schmeißen, dann rauften sie sich wieder zusammen und beschlossen, sie versuchen es alle nochmal wieder miteinander.

Und eine Woche später hatte dann ich den Ärger, weil der Bescheid ins Haus geflattert kam, sie hätten sich getrennt, sie und die Kinder würden jetzt Sozialhilfe erhalten und er müsse an seinem nun neuen Wohnort erneut ALG II für sich alleine beantragen.

Buchhalterisch betrachtet ist das vollkommen korrekt.

Das Jobcenter hatte logisch denn Mann und auch die Frau und ihre Kinder abgemeldet. Sie sollte ja am Folgetag zum Sozialamt gehen. Das Jobcenter konnte nicht wissen, dass sie das nicht getan hat.

Das Sozialamt hatte sie noch gar nicht aufgenommen, natürlich kann so von dort auch kein Geld kommen.

Sie hatten aber dem Jobcenter auch nicht gemeldet, dass sie nun doch wieder zusammen sein wollten, sie also Sozialgeld über ihn als Vorstand der Bedarfsgemeinschaft bekäme und die Kinder eben nun auch zur Bedarfsgemneinschaft des Paares doch zählen würden, also dann nicht beim Sozialamt, sondern Jobcenter dazu gehörten.

Wütend ging dieser Mann auf mich los, er würde mich anzeigen, verklagen, sonstwas, weil er nicht begriff .. ich konnte doch gar nichts dafür, ich war ja nichtmal mit drinnen und selbst wenn .. den Antrag auf Lebensmittelgutscheine hatte seine Frau gestellt und natürlich auch angegeben, wo ihr Mann denn hin sei.

Ich wusste nichtmal, wo er war, habe so genau da gar nicht zugehört, weil das nur für die Polizei und das Gericht in Plön wichtig gewesen wäre, um ihren Sohn zu holen.

Es ist mir bei allem Ärger und den Entschluss, den beiden helfe ich garantiert kein zweites Mal, egal was ist, dann einen wutschnaubenden Mann brauchen wir hier ganz sicher nicht, um uns nur Probleme zu schaffen ... es ging mir dabei durch den Kopf, wie schwer es eigentlich für viele Leute hier auf der Ecke ist, sich mit der Bürokratie vom Sozialamt oder dem Jobcenter zurechtzufinden, die ja alles, aber nicht einfach zu verstehen ist.

Menschen ohne viel Bildung und eher wenig Intelligenz haben es verdammt schwer und werden so, obwohl die besonders schlecht in der Lage sein werden zu rechnen, noch schlechter als unsereins garantiert, sicher oft wegen solcher Fehler auch noch oft weniger Geld bekommen als ihnen zusteht.

Denn um alles auszunutzen, was man bekommen hat, muss man in unserem Land eher gewitzt sein und ganz sicher nicht eher dumm.

Tja ...eigentlich bräuchten viele Menschen, die so davor sind, generell Hilfe bei diesem Papierkrieg, damit sie nicht untergehen.

Nachdenkliche Grüße
Renate

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