Sonntag, 5. Juli 2020

Es tut sich was bei Werksverträgen, Tierhaltung und so weiter, aber .....

... reicht das wirklich aus, sämtliche Misstände in diesem Land endlich abzuschaffen?

Nur beim Fleisch so zu handeln, reicht sicher nicht, denn Werksverträge dieser Art und Ausbeutung speziell auch von Arbeitern aus dem Ausland gibt es auch in der Landwirtschaft bei den Erntehelfern, im Gartenbau, wo ich sowas selbst schon vor Jahrzehnten kennengelernt habe, als die polnischen Kolonnen-Arbeiter so billig waren, dass wir Hausfrauen uns überlegen mussten, dass wir für so wenig Geld ja nichtmal mehr das Benzingeld raushatten, um zur Arbeit zu fahren, wenn diese Saisonjobs anlagen .. und in den Jahren davor waren das mal nette Jobs, die zwar nicht gigantisch gut bezahlt wurden, aber immer ein gutes Zubrot für Urlaub und Anschaffungen waren .. dann später halt nicht mehr.

Gut sie reden auch davon, dass eben mehr Tierwohl, was wirklich wichtig wäre und auch bessere Arbeitsbedingungen in dieser Branche auch sozialverträglich sein müsste.

Klar ist das so .. die Regelsätze müssen schon lange drastisch rauf ... auch die Mietobergrenzen müssen endlich mal realistisch angesetzt werden .. dann können sich nämlich auch arme Leute Dinge leisten, wo bei der Produktion keine Tiere gequält, keine Arbeiter ausgebeutet worden sind und so weiter.

Klar muss sowas Hand in Hand gehen.

In der Opposition wird das ja auch schon seit Jahren angeprangert, aber die Regierung hat es schlicht überhört oder wollte es nicht hören.

Da wir normalen Menschen es doch auch wissen, kann mir keiner erzählen, dass solche Zustände der aktuellen Regierung nun neu sein könnten .. die haben nur bisher beide Augen zugemacht.

Genau genommen kann man froh sein, dass es durch den Tönnies-Skandal endlich mal so sehr publik wurde, dass Millionen von Menschen das nun tatsächlich mitbekommen haben und die Regierung handeln muss.

Na ja .. lest mal unten.

Es ist ein Anfang .. aber reichen tut das noch lange nicht.

In diesem Land ist so viel faul .. das muss alles geändert werden.

Die fleischverarbeitende Industrie und die Massentierhaltung sind nur die Spitze eines Eisbergs, und zwar eines Eisbergs, den es ohne Hartz IV vermutlich in der Form gar nicht geben würde.


Quelle:

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Nach zahlreichen Corona-Ausbrüchen in Schlachtbetrieben und mehr als 1500 infizierten Mitarbeitern allein bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück steigt der Druck auf die deutsche Politik. Zwar sind die Missstände seit langem bekannt. Die «Geiz ist geil»-Mentalität durchzieht die Branche von der Ferkelaufzucht bis in den Supermarkt, wo ein Kilo Schweinefleisch nicht selten für 3 Euro 99 verramscht wird. Doch erst nach den jüngsten Corona-Ausbrüchen, seit ganze Landkreise zurück in den Lockdown versetzt werden, kommt Bewegung in die Reformvorhaben. Manches könnte schon an diesem Freitag auf den Tisch kommen. Die deutsche Agrarministerin Julia Klöckner (CDU), ihre nordrhein-westfälische Amtskollegin Ursula Heinen-Esser und Niedersachsens Ressortchefin Barbara Otte-Kinast haben kurzfristig einen Fleischgipfel in Düsseldorf einberufen.

1. Würdige Wohn- und Arbeitsbedingungen

Über Jahre hinweg hat sich in der Branche ein ausbeuterisches System etabliert. Die Arbeiter in den Schlacht- und Zerlegebetrieben kommen meist aus Rumänien, Bulgarien oder Polen und sind bei Subunternehmern angestellt. Zwar verdienen die Arbeiter mittlerweile den Mindestlohn, doch die Sub-Firmen finden Wege, trotzdem die Lohnkosten zu drücken, etwa über Arbeitstage von mehr als zehn Stunden. Vielfach ziehen die Subunternehmer den Angestellten auch die Kosten für ihre Unterkünfte oder den Anfahrtsweg zur Arbeitsstätte vom Lohn ab. Von übervollen Unterkünften werden die Arbeiter in übervollen Bussen zur Arbeitsstätte gekarrt. Auch das hat die Ausbreitung des Virus begünstigt.
Ebendieses System will Arbeitsminister Hubertus Heil nun mit einem Verbot von Werkverträgen aufbrechen. Werkverträge führen laut dem Minister dazu, dass die Verantwortung für die Arbeitnehmer und die Kontrolle der Arbeitsbedingungen von einem Subunternehmer zum nächsten weitergereicht werden kann. Jüngstes Beispiel ist die Razzia, mit der sich die Behörden in Nordrhein-Westfalen Zugriff auf die Adressen der Mitarbeiter von Tönnies verschaffen mussten. Das Unternehmen hatte zuvor sinngemäss erklärt, man könne die Daten nicht herausgeben, dafür seien die Subunternehmer zuständig.
Den Gesetzentwurf will Heil im Sommer vorlegen. Juristisch ist das Verbot heikel, weil es nur eine bestimmte Branche betrifft. Offenbar wollen die Grossen der Branche nun aus eigenem Antrieb auf Werkverträge verzichten. Tönnies und der Konkurrent Westfleisch kündigten an, alle Beschäftigten selbst anzustellen.

2. Mehr Kontrollen

Tönnies-Mitarbeiter dicht gedrängt im Pausenraum: Diese Zustände brachte vor wenigen Tagen ein Video an die Öffentlichkeit, das der südwestdeutschen Rundfunkanstalt SWR zugespielt wurde. Deutlich sichtbar: Die Auflagen zum Infektionsschutz wurden nicht eingehalten. Das wirft auch ein Schlaglicht auf die Kontrollen durch die Behörden. Warum wurde der Betrieb normal weitergeführt, wenn Abstand halten schon aus Platzgründen nicht möglich ist? 


Will man verhindern, dass das Virus weiter in der Fleischbranche zirkuliert, müssen zudem Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftaustausch verbessert werden. Nach Einschätzung des Bonner Hygiene-Experten Martin Exner ist auch das Lüftungssystem bei Tönnies für den Corona-Ausbruch verantwortlich. Bei sechs bis zehn Grad zerlegen die Arbeiter bei hohem Tempo die geschlachteten Schweine. Um die Luft zu kühlen, werde diese aus dem Raum gezogen, gekühlt und zurück in den Raum gebracht – ohne vorher gefiltert zu werden. So blieb das Virus ständig im Raum. Der Einbau von Hochleistungsfiltern, wie sie schon in Operationssälen von Krankenhäusern zum Einsatz kommen, könnte das ändern.

3. Mehr Tierschutz

Seit Jahrzehnten duldet der Staat die grausame Haltung von Sauen. Das sieht so aus: Ferkelzüchter stecken die Tiere in Käfige mit Metallstäben und Gitterböden, die so eng sind, dass sich die Tiere zwischen den Stäben nicht drehen und nicht einmal hinlegen können. Kastenstand nennt man das, eigentlich ist es verboten. Seit 1992 legt ein Gesetz fest, wie viel Platz die Tiere bei der Aufzucht bekommen müssen. Mehrere Gerichte urteilten, die derzeitige Praxis sei rechtswidrig, geduldet wird sie dennoch. Landwirtschaftsministerin Klöckner hat zuletzt einen Gesetzentwurf erarbeitet, in dem sie den Landwirten weitere 17 Jahre Übergangszeit gewähren will. Die Länder unter grüner Regierungsbeteiligung wollen dem Gesetz im Bundesrat nicht zustimmen. Nun könnte sich auch die Union bewegen und einem Kompromiss zustimmen. Der Branchendienst «topagrar» und der «Spiegel» berichten über einen Vorschlag, der vorsieht, die Kastenhaltung nach einer Übergangsfrist von acht Jahren nur noch für einen kurzen Zeitraum während der Besamung zuzulassen. Abgesehen von diesen Stunden sollen die Sauen in Gruppen gehalten werden.

4. Ende von Schnäppchenpreisen beim Fleisch

«Fleisch ist zu billig», sagte Klöckner vor wenigen Tagen – es sind neue Töne aus dem Landwirtschaftsministerium, das lange die Hand über die Branche gehalten hat. Im Gespräch ist nun eine Tierwohlabgabe, eine Art EEG-Umlage für die Fleischbranche. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) enthält eine Umlage, die in Deutschland die Ökostrom-Förderung finanziert. Analog dazu könnten die Verbraucher an der Kasse einen Aufpreis auf Fleischprodukte bezahlen. Der Staat würde das Geld dazu nutzen, den Umbau der Branche mitzufinanzieren. Eine Expertenkommission des Ministeriums hat die Tierwohlabgabe bereits im Februar empfohlen. Denkbar wären Aufschläge von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch und Wurst, 2 Cent pro Kilo für Milch und Frischmilchprodukte. Eine solche Abgabe müsse allerdings «sozialpolitisch flankiert» sein, hiess es von der Kommission. Man müsse gewährleisten, dass sich auch Geringverdiener weiterhin Fleisch leisten könnten. Verbraucherschützer kritisieren den Vorschlag: «Ein höherer Preis durch eine neue Fleischsteuer oder Tierwohlabgabe garantiert leider keine bessere Qualität, kein höheres Tierwohl oder Arbeitssicherheit in Schlachtereien», sagte Klaus Müller, der Chef der deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) gegenüber der «Rheinischen Post». Nötig seien bessere Standards und Kontrollen sowie Informationen auf der Packung, um Qualität erkennen zu können.

5. Bessere Information für Verbraucher

Der VZBV-Chef meint damit etwa die Kennzeichnung der Haltungsform auf der Fleischverpackung. Seit 2019 gibt das Kennzeichen die Haltungsform 1 bis 4 an. Die Nummer 1 entspricht der «Stallhaltung», die Nummer 4 entspricht Bio-Fleisch. Mehr als diese Zahl erfährt der Verbraucher nicht. Stattdessen prangt auf der Verpackung meist das Logo «deutsches Qualitätsfleisch», was den Eindruck erweckt: alles in Ordnung. Demnächst sollen die Hersteller dazu gebracht werden, zusätzlich das staatliche Tierwohlkennzeichen auf die Verpackung zu drucken. Es gibt an, inwiefern Produzenten im Tierschutz über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Tierschützer kritisieren, dass die Kennzeichnung freiwillig ist. 
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 LG
Renate

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