Dienstag, 28. Juli 2020

Corona: Nicht Intensivbetten, sondern zu wenig und überlastetes Pflegepersonal waren das Problem

Ein sehr interessantes Interview mit den Direktor der Uniklinik Hamburg-Eppendorf

Was ich da gefunden habe, zeigt sehr deutlich, wie sehr die Probleme rund um Corona in Deutschland vertuscht werden ... eigentlich war das gar nicht verwunderlich, denn man hat es ja schon lange vorher erlebt, dass sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Pflegeheimen viel zu wenig Pflegepersonal da war .. und da nun noch mehr gebraucht wurde, klar doch erst recht.

Es macht es auch nicht gut, wenn es in anderen Ländern noch viel schlechter sein mag als bei uns in Deutschland.

Es war bei uns in Deutschland ja nicht immer so schlecht und ist nur durch die Hartz-IV-Politik und dieses gottverfluchte Privatisieren von allem und jedem als angebliches Allerheilmittel doch von Jahr zu Jahr immer schlimmer geworden.

Hier spricht ein Chefarzt Klartext zum Thema, und das finde ich ganz toll.

Ich übernehme nur den Anfang dieses Textes unmittelbar aus der Quelle ... den Rest beschreibe ich mit eigenen Worten und bitte Euch, den Text bitte unbedingt dann mal selbst zu lesen, denn das lohnt sich um zu begreifen, wo bei uns der Schuh in Sachen Corona wirklich drückt.

Und nicht nur da.

Quelle:
...

"Es ist ganz viel über angeblich fehlende Beatmungsgeräte geredet worden"


Nein, Intensivbetten und Ventilatoren waren nicht das größte Problem in der Corona-Pandemie, sagt Hermann Reichenspurner, Direktor an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. Davon gab es genug, gefehlt hat Personal.

Ein Interview von Martin U. Müller

...
Also der Direktor dieser Uniklinik sagt, dass wir im Vergleich mit unseren Nachbarländern wirklich das beste Gesundheitssystem habenm also an Intensivbetten und Ausstattung fehlt es unseren Kliniken gar nicht, sagt er.

Aber was auch bei uns nicht mehr gut ist, ist die Ausstattung mit genug Personal in den Krankenhäusern.

Er sagt, die Leute haben schuften müssen wie die Tiere in der Krise.

Einmal sind die Schutzkleidung, die FFP-Masken und davor noch ein Plexiglasvisier furchtbar zu tragen und so zurechtgemacht noch Schwerstarbeit zu leisten, ist unglaublich anstrengend, der Schweiß läuft einem in Strömen von Körper runter, er hat das selbst ausprobiert.

Dieser Direktor sagt, dass unsere Politiker und angeblichen Spezialisten, die dann später diese Auskünfte ans Volk weitergeben, keine Ahnung davon haben, wie eigentlich ein Krankenhaus funktioniert.

Es lag nie daran, dass zu wenig Intensivbetten dagewesen wären oder andere Dinge .. es lag an zu wenig Personal. Das Intensivpersonal alleine hätte die Krise gar nicht bewältigen können, sagt er ... aber selbst auf den Normalstationen fehlt es an Personal.

Die Leute sind so wenig, die dann noch da sind, die schuften sich regelrecht halb tot.

Es wäre wichtig, sich seitens der Regierung um zwei Dinge ernsthaft Gedanken zu machen, nämlich einmal die Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte zu verbessern und dann auch für eine anständige Bezahlung der Pflegekräfte zu sorgen.

Er sagt, die Krankenhäuser alleine können das nicht bezahlen, das muss also über die Krankenkassen finanziert werden .. sprich über höhere Beitragssätze, damit die Kassen mehr Geld zur Verfügung haben.

Es müssen nicht nur mehr Leute eingestellt werden, damit die bleiben oder überhaupt kommen, braucht es mindestens 20 % Gehaltserhöhung für das Pflegepersonal, das viel zu schlecht bezahlt wird.

Selbst Ärze verdienen kein Vermögen mehr.

Den Chefärzten sind die Gehälter gekürzt werden, aber die verdienen immerhin noch genug, um auch in Hamburg die Miete bezahlen zu können. Das schaffen auch die schlechter bezahlten Assistenzärzte noch, auch wenn die kein Vermögen verdienen.

Wer aber viel zu wenig verdient, sind die Pflegekräfte, denn mit so wenig Geld kann man nicht zurechtkommen.

Er sagt, das Beklatschen der Corona-Helden ist ja gut und schön. hilft aber nicht weiter.

Ohne diese Pflegekräfte geht jede Klinik in die Knie, die Ärzte brauchen die Pflegekräfte, und zwar genug davon, um gute Arbeit leisten zu können.

Er sagt in diesem Interview übrigens auch, dass ein guter Intensivpfleger mit viel Berufserfahrung oft jeden jungen Assistenzarzt vom Wissen her in die Tasche steckt.

Diese Leute werden dringend gebraucht, um alles am Laufen zu halten.

Von ca. 625.000 Pflegekräften, die in den letzten 25 Jahren ausgebildet worden sind, haben 335.000 aufgehört.

Das hat zwar nicht nur was mit den schlechten Arbeitsbedingungen zu tun, weil viele auch wegen der Kinder irgendwann gehen, aber es hat auch was mit schlechten Arbeitsbedingungen zu tun.

Viele Leute gehen von da aus aber auch in andere Branchen, wo die Arbeit einfach ist und besser bezahlt wird.

Und dieser Direktor sagt, in Krankenhäusern ist es im Vergleich zur Altenpflege oder ambulanten Pflege sogar noch gut, denn da ist es noch viel schlechter.

Es muss da endlich was passieren in Deutschland.

Dann spricht er über die Digitalisierung.

Er sagt, in der Pflege wird die Digitalisierung weniger eine Rolle spielen als bei den Ärzten, wo viel eher dadurch was ersetzt werden kann .. nicht aber in der Pflege, die wird so bleiben wie bisher, weil es gar nicht anders geht.

Und zum Schluss sagt er noch, wenn die Leiter einer Klinik und auch die Ärzte die Pflegekräfte respektieren, tun es meistens auch die Kranken und holen sich dann von diesen Pflegekräften, die sie viel häufiger sehen als Ärzte, auch einmal den einen oder anderen Rat.

Es muss sich also dringend auch in Deutschland was ändern .. und zwar beim Pflegepersonal, nicht beim Equipment in den Kliniken.

LG
Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen