Mittwoch, 22. März 2017

Gedanken der SPD zur Digitalisierung und Industrie 4.0

Wer digitale Arbeit kennt und sowas liest, kann nur mit dem Kopf schütteln

 Mehr Gerechtigkeit für die Menschen in Deutschland fordert die SPD und allen voran ihr neues Lieblingskind der Partei Martin Schulz.

Aber schaut man auf die Homepage der SPD, dann fehlt da nach wie vor jeder Ansatz davon, sich Gedanken darüber zu machen, etwas an der Höhe der Regelsätze, etwas an der Arbeit der Jobcenter und ihrer Sanktionspraxis, etwas an der Höhe der Mietobergrenzen für Sozialhilfe- oder ALG-II-Empfänger und Aufstocker zu ändern.

 Beim Stöbern, ob sich nicht doch noch in irgendeiner Ecke die ersten Gedanken über diese Dinge finden lassen könnten, stieß ich dann auf einen ellenlangen Text zum Thema Digitalisierung der Arbeitswelt, den die SPD ausgearbeitet hat.

Es war viel und ich habe nicht von allen Themen, die da angesprochen worden sind, auch wirklich Ahnung.

 Es ist unumgänglich, dass Deutschland sich mit der nächsten industriellen Revolution, nämlich Industreie 4.0, den Anforderungen der Wirtschaft anschließen muss, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu bleiben, wird da gesagt.

Ich möchte dem nicht widersprechen. Das ist sicherlich richtig.

Das heißt, die rasante Digitalisierung der Arbeitswelt wird kommen, und das rasend schnell.

 Schon heute sind auf diese Art und Weise sicherlich Millionen früher gut bezahlter Bürojobs sang- und klanglos verschwunden.

Schon morgen kommen die Jobs von weiteren Millionen von heute noch gut bezahlten Facharbeitern dazu, denn auch das lässt sich digitalisieren.

Die Arbeit wird nach wie vor gemacht werden .. nur anders, eben digital.
 

Auch die Büroarbeiten, die gestern noch gut bezahlte Tätigkeiten für Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen waren, werden ja auch heute gemacht.

Zum Beispiel machen Jürgen und ich seit über 5 Jahren bereits so etwas .. nur eben nicht mehr fest angestellt, sondern freiberuflich.

Nun wird über die Portale, auf denen Menschen wie Jürgen und ich uns derzeit tummeln, gesagt, die müssten nun in Zukunft in die Pflicht genommen werden, dafür zu sorgen, dass digitale Arbeit wieder sichere, gut bezahlte, versicherungspflichtige und ... und ... und ... Arbeit wird.

Ja wie bitteschön, liebe SPD, stellt Ihr Euch das denn vor???

Jürgen und ich haben ein Lieblingsportal. Es gibt andere, die diesem Konkrrenz machen und die Wortpreise so für uns Texter nach unten drücken.

Warum können die das?

Nun ganz einfach ...da sind die Kunden, die diese Aufträge an die Portale vergeben.

Das können ganz kleine neue Onlineshops sein, denen schon wenige hundert Euro schwer fallen aufzubringen, damit sie Texte für ihre Produkte kriegen.

Das sind andere Crowdworker, die anders als wir Texter ganze Websites für ihre Kunden zusammenstellen oder aber über eigene Blogs davon leben, Plätze für Backlinks zu verkaufen.

Da sind aber auch millionenschwere Großunternehmen, die solche Texte ebenfalls bestellen und garantiert nicht mehr dafür bezahlen als die kleinen Onlineshops, die das gar nicht können, obwohl sie es vermutlich könnten.

Oder auch nicht .. weil die auf dem Weltmarkt, wie die SPD so schön vermutet, ja konkurrenzfähig bleiben müssen .. und der Weltmarkt fordert es nunmal, dass alles digitalisiert und damit immer billiger gemacht werden kann.

Wie also bitteschön wollt Ihr uns digitale Arbeiter denn gerecht bezahlen, gut bezahlen, gut absichern .. sozialversichern und und und ... , liebe SPD????

Bisher finde ich auf Eurer Homepage nur leeres Gerede über Dinge, von denen Ihr weitaus weniger Ahnung zu haben scheint als die Menschen, die derartige Jobs bereits seit vielen Jahren ausüben und sich damit auskennen.

So kann ich Euch bisher nicht mit gutem Gewissen wählen !!!!

Ihr bietet mir gar nichts außer Gewäsch über eine Gerechtigkeit, die ja gut und schön sein mag .. aber der die Grundlagen fehlen, um sie Realität werden zu lassen.

Gerecht wäre, wenn Ihr den heute schon unzähligen Menschen, die bereits durch das Thema Industrie 4.0 in prekäre Beschäftigungsverhältnisse reingeraten sind, jedenfalls genug an Regelsatz zum Aufstocken anbieten würdet und später eine Mindestrente, von der man halbwegs leben kann und auch die Mietobergrenzen endlich an die Realität anpassen würdet.

Das wäre der wichtigste Schritt, den Ihr tun könntet, der sich auch realisieren ließe ... danach könnt Ihr Euch den Kopf darüber zerbrechen, wie ihr die immer mehr werdenden Portalarbeiter in Deutschland gerecht bezahlen könnt, wie Ihr denen Sicherheit anbieten könnt. Denn um das durchzusetzen, werdet Ihr Jahrzehnte brauchen .. es wird aber nur einige Jahre dauern, bis Millionen von Menschen nur noch derartige Jobs ausüben wie Jürgen und ich bereits heute.

LG
Renate

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen