Dienstag, 19. November 2019

Über die Arbeit im Bundestag .. etwas das mich sehr erstaunt hat

Lohnt sich zu lesen .. wirklich !!!!

Man denkt ja immer, unsere Parlamentarier verdienen ihre Diäten im Schlaf und tun nix dafür.

Dass das ganz anders ist, habe ich neulich mit Erstaunen gelesen. Schaut Euch den Text im Link mal fairerweise an, weil da sind Aussagen drin, da fällt man echt vom Glauben ab, unter was für Umständen die Leute da arbeiten müssen, nicht nur wie viel, sondern auch unter was für gesundheitsschädlichen Bedingungen.

Verstehen muss man davon vieles nicht, warum das überhaupt so gemacht wird.

Ich kopier mal das Krasseste raus .. Rest lest bitte wie immer in den Texten hier im Link, denn ich darf ja nicht einfach alles übernehmen.


Im Bundestag brechen innerhalb eines Tages zwei Politiker zusammen. Die Linken-Abgeordnete Anke Domscheit-Berg macht die Arbeitsbelastung verantwortlich. Hier spricht sie über Dauerstress, Nachtsitzungen und Trinkverbote.
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Donnerstag, 07.11.2019   18:40 Uhr


Mitten in seiner Rede hielt Matthias Hauer plötzlich inne, der Blick starr, seine Hände zitterten. Kollegen eilten dem CDU-Bundestagsabgeordneten zu Hilfe. Hauer musste sich noch im Plenum hinlegen, wurde später ins Krankenhaus gebracht.

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Der Fall Hauer beschäftigt die Parlamentarier noch Stunden später. Die Fraktionen verständigen sich darauf, an diesem Donnerstag bereits um 22 Uhr Schluss zu machen - deutlich früher als geplant. Es gehe um ein Zeichen des Innehaltens, heißt es. Doch nur wenig später erleidet eine Abgeordnete ebenfalls einen Schwächeanfall.
Anke Domscheit-Berg, netzpolitische Sprecherin der Linksfraktion, will nun eine Debatte über die Arbeitsbedingungen im Bundestag anstoßen. Auf Twitter berichtet sie in mehreren Botschaften über die Belastungen in ihrem Alltag. Im Interview mit dem SPIEGEL erklärt sie die Hintergründe.
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SPIEGEL: Frau Domscheit-Berg, direkt nach dem Zusammenbruch Ihres Kollegen Matthias Hauer haben Sie sich auf Twitter über die Arbeitsbedingungen der Abgeordneten beklagt. Warum?

Domscheit-Berg: Ich weiß natürlich nicht, was in diesem Fall die Ursache war. Aber man merkt einfach zu oft, dass unsere Arbeit körperliche Folgen hat, die sie nicht haben dürfte. Wenn man sich politisch engagieren möchte, darf das nicht Leben und Gesundheit gefährden.


SPIEGEL: Was meinen Sie?

Domscheit-Berg: Wir hatten doch gerade erst die Debatte über Angela Merkels Zitteranfälle. Sahra Wagenknecht musste wegen eines Burn-outs kürzertreten. In dieser Legislatur sind zwei Kollegen gestorben. In meinem Kreisverband ist ein Genosse einfach tot umgefallen - mit Mitte 40. Es sind einfach so viele Fälle. Der Preis ist zu hoch
 
SPIEGEL: Was ist so schwer?

Domscheit-Berg: Wir arbeiten unter menschenfeindlichen Bedingungen. Wir sitzen zum Beispiel stundenlang und häufig bis weit nach Mitternacht im Plenum, dürfen dort aber nicht einmal trinken. Als ich 2017 neu im Bundestag war, habe ich mir im Foyer an einem Spender einen Becher Wasser gezapft und wollte damit ins Plenum gehen. Ein Saaldiener hielt mich damals auf und sagte mir, das gehe gegen die Würde des Hauses, es sei hier ja keine Imbissbude. Das ist irrational, es geht ja nicht darum, Cola-Dosen auf die Tische zu stellen. Auch Essen ist verboten. Abgeordnete knabbern dann heimlich unter den Tischen Studentenfutter oder schieben Schokopralinen in sich rein, weil sie einfach oft Hunger haben, es keine Pausen gibt und man bei Debatten aus dem eigenen Fachgebiet schlecht rausgehen kann.


SPIEGEL: Haben Sie die strengen Regeln überrascht?

Domscheit-Berg: Absolut. Mir war auch nicht klar, dass die Debatten so oft bis in die Puppen gehen. Das ist in dieser Legislaturperiode aber auch besonders extrem.

SPIEGEL: Warum?

Domscheit-Berg: Zum einen haben wir jetzt sechs statt zuvor vier Fraktionen, die alle Arbeit produzieren, Gesetzesvorschläge und Anträge einbringen. Früher war es aber auch üblich, gegen Mitternacht geplante Reden einfach zu Protokoll zu geben. Das verweigert die AfD. Und da niemand den Rechten die Bühne überlassen will, reden dann eben auch alle anderen weiter.
 
SPIEGEL: Was stört Sie noch?

Domscheit-Berg: Ich hatte in meinem Leben schon sehr anstrengende Jobs, war beispielsweise Projektleiterin bei McKinsey. Aber das hier toppt alles. Besonders anstrengend ist, dass wir keine Pausen in unseren mit Terminen vollgestopften Tagen haben und dass man kaum Zeit hat, sich auf Dinge vorzubereiten. Das können spontane Presseanfragen sein, aber auch Anträge, zu denen ich sprechen soll, die ich aber am Vortag zum ersten Mal sehe. Wichtige Briefings zu Ausschussanhörungen kann ich oft nur überfliegen, wenn es schon losgeht. Gleichzeitig muss ich den Experten zuhören und mir Fragen für sie ausdenken. Wir sind extrem tief in unseren jeweiligen Fachgebieten drin, das sind hochkomplexe Themen, bei denen Oberflächlichkeit sich verbietet. Aber ich habe das Gefühl, ich mache nur Multitasking von morgens bis abends.

SPIEGEL: Was macht das mit Ihnen?

Domscheit-Berg: Fast alle Bundestagskollegen leiden unter chronischem Schlafmangel. Wenn ich nachts nach Hause komme, kann ich auch nicht sofort ins Bett, ich brauche dann noch mindestens eine Stunde, um runterzukommen. Nach dem ersten Jahr war ich auch dem Burn-out nahe. Ich hatte Herzrhythmusprobleme und Schlafstörungen.
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 Hättet Ihr Euch das so schlimm vorgestellt?

Ich nicht.

Es geht noch eine ganze Weile so weiter in dem Text.

Es lohnt sich, sich das mal durchzulesen. Man betrachtet die Arbeit unserer Parlamentarier danach mit ganz anderen Augen.

LG
Renate


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