Samstag, 9. November 2019

Angela Merkel über den Mauerfall vor 30 Jahren

Ein interessantes Interview aus dem Spiegel

Quelle: Wikipedia
Heute ist ja der Tag des Mauerfalls vor 30 Jahren.

In dem folgenden Link findet Ihr ein Interview mit Angela Merkel bei Spiegel online darüber, wie sie die Zeit vor dem Mauerfall, den Mauerfall selbst und die Zeit danach sowie die Anfeindungen gegen sich selbst ausgerechnet durch viele Ex-DDR-Bürger und den aktuellen Erfolg der AfD vor allen Dingen in ihrer alten Heimat DDR erlebt hat.

Ich werde unter dem Link ein paar Kommentare schreiben, nichts kopieren, bitte bei Interesse selbst lesen.
 Der Artikel mit diesem Interview ist vom 5.11.19.

Als die Mauer fiel, war Angela Merkel 35 Jahre alt und Ostdeutsche.

Heute ist sie 65 Jahre alt und unsere Bundeskanzlerin, und das bereits in der vierten Amtszeit und hat damit Helmut Kohl, der vier Amtsheiten Bundeskanzler war, fast eingeholt.

Als die Mauer gefallen war, begann die politische Karriere von Angela Merkel damit, dass sie zuerst  im März 1990 stellvertretende DDR-Regierungssprecherin wurde. Sie trat dann bald in die CDU ein und wurde dann nach der Wiedervereinigung auch noch 1990 Frauenministerin unter Helmut Kohl.

Noch zu DDR-Zeiten hatte Angela Merkel sich immer gewünscht, im Rentenalter einmal eine Reise nach Amerika zu machen. Da die Frauen in der Ex-DDR mit 60 in Rente gingen, wäre dieser Traum dann ohne den Mauerfall vor 5 Jahren möglich gewesen, sagte sie.

Über das, was sie in Sachen Politik nach der Wiedervereinigung erlebt hat, sagt sie, dass Fehler gemacht worden sind und dass der Dialog zwischen Ost und West hätte besser sein müssen. Sie hält nichts von einer Annäherung der CDU an Partei Die Linke und sagt über den Erfolg der AfD vor allen Dingen in den neuen Bundesländern, die Menschen wären jetzt frei, auch in der Ex-DDR, und deshalb hätten die Menschen drüben auch das Recht zu sagen, was sie denken und zu wählen, was sie möchten.

Wenn es keine Wiedervereinigung gegeben hätte, sagt Angela Merkel, wäre ihr Traum zuerst eine USA-Reise gewesen, aber auch die Bundesrepublik hätte sie sich später gern angeschaut. Sie wäre gern mit einem Auto durch die Staaten gefahren, um die Vielfalt der Landschaft und Kultur Amerikas zu erleben, nicht gerade mit einem Trabant, aber aus Autos würde sie sich eigentlich ansonsten nichts machen.

Über die Zeit vor dem Mauerfall sagt Angela Merkel, dass sie sehr viel auch einfach vergessen hätte, was früher war .. sie müsste da sehr genau drüber nachdenken, um es wieder in die Erinnerung zurückzuholen. Die vielen neuen Eindrücke nach der Wende wären so gewesen, dass es sicher nicht nur ihr alleine, sondern vielen anderen DDR-Bürgern auch so gegangen wäre, dass das viele Neue, was auf die Menschen, auch auf sie selbst, dann eingestürmt sei, viel von dem Alten einfach überschrieben hätte.

Aber sie meint auch, dass wohl jeder Mensch sich anders erinnern würde.

Angela Merkel sagt, vor dem Mauerfall war ja nicht jeden Tag immer alles schlecht in der Ex-DDR, auch wenn die Menschen dort immer eine gewisse Wachsamkeit vor dem Auge des Staates hätten an den Tag legen müssen. Aber auch sie hätten drüben Freunde und Familie und ihr Leben gehabt und seien ja auch nicht grundsätzlich unglücklich gewesen, bevor die Mauer fiel. Das wäre den Menschen im Westen so schwer zu vermitteln gewesen. Sie sagt, es gibt eben viele Menschen, die heute dazu neigen würden, die alten Zeiten in der Ex-DDR zu romantisieren.

Sie sagt aber auch, für sie selbst sei der Mauerfall ein Glücksmoment gewesen.

Sie sagt, das sei so, weil so viele Menschen vor dem Mauerfall von Freiheit geträumt hätten, einmal von der Reisefreiheit wohin auch immer, aber auch davon, ihre Meinung öffentlich ohne Angst vor Strafe sagen zu dürfen. Und das sei heute ja nach wie vor so.

Angela Merkel sagt, auch wenn es heute viele Ostdeutsche gibt, die auf dem Dorf leben, wo oft die jungen Leute alle weggezogen sind, die über den schlechten öffentlichen Nahverkehr, die schlechte ärztliche Versorgung und andere politische Unzulänglichkeiten klagen, es gibt ihnen trotzdem keiner das Recht, ihre Frustration mit Verachtung, Hass oder gar Gewalt gegenüber anderen auszuleben. Das dürfte auch nicht toleriert werden, weil es falsch sei.

Angela Merkel sagt aber auch, es wäre nicht fair, wenn Menschen mit einer westdeutschen Biografie sich die neuen Bundesländer anschauen gingen und dann sagen, es sei da heute immer noch nicht besser als in der früheren DDR, denn das sei so einfach nicht wahr.

Angela Merkel sagt dazu, dass gerade so viele Ostdeutsche von ihrer ja aus Ostdeutschland stammenden Kanzlerin so enttäuscht seien und gerade dort so viele deshalb auch die AfD wählen würden, sie würde es so sehen .. sie hätte die Aufgabe, allen Deutschen zu dienen in ihrem Amt und würde das für das ganze Volk tun, auch die Menschen, die gegen sie seien. Sie sagt, die Wende brachte den Menschen die Freiheit, und diese Freiheit bedeutet eben auch, dass sie sagen können, was sie wollen und auch wählen, wen sie wollen.

Angela Merkel erzählt, bei der Wende hatte sie mit vier Nachteilen zu tun, sie sei weiblich gewesen, protestantisch, jung und dazu noch ostdeutsch und trotzdem sei sie nun seit bereits 14 Jahren die Bundeskanzlerin von Gesamtdeutschland .. und nein es sei nicht ihre Aufgabe, sich nur um die Menschen in den neuen Bundesländern zu kümmern, sondern sie sei dafür da, sich um alle Deutschen zu kümmern in diesem Amt.

Sie meint, die Menschen aus Ost und West müssten noch viel mehr miteinander reden, um einander besser verstehen zu können, weil die Lebenserfahrungen von Westdeutschen und Ostdeutschen eben meistens sehr unterschiedlich wären.

Auf die Frage, was Angela Merkel heute anders machen würde, könnte man es tun, was würde sie heute anders machen.

Sie sagt, die Wende kam so plötzlich und alles ging so schnell und es sind damals viele Fehler gemacht worden.

Zum Beispiel seien bei den komplizierten Eigentumsverhältnissen damals viele Fehler gemacht worden, weil alles so überstürzt passierte.

Angela Merkel erzählt, es wäre schön, wenn die Menschen aus dem Westen die Leistung des Mauerfalls an sich mehr würdigen würden.

Sie erzählt, vielen Wessis wäre es schon ein zu großes Risiko gewesen, mal ein Buch in den Osten zu schmuggeln.

(Dazu meine persönliche Erfahrung: Ich kann das gut verstehen. Meine Leute in Ost-Berlin waren zum Teil bei den Zeugen Jehovas und diese Religion war damals drüben unter Strafe streng verboten. Ich habe diese Schriften sowohl für meine schon in Rente befindliche Großtante besorgt und sie hat sie reingeschmuggelt, aber wir haben auch Hefte von den Zeugen Jehovas bei unseren Besuchen in Ost-Berlin selbst mit rübergeschmuggelt . und ganz ehrlich, mit keinem guten Gefühl .. denn keiner von uns hat genau gewusst, was uns blühen würde, wenn man uns damit erwischt hätte .. wir wussten nur, die Ossis verstehen da überhaupt keinen Spaß. Wir sind nie erwischt worden. Deshalb kann ich auch keine Erfahrung außer Angst beim Rüberschmuggeln beisteuern.)

Zum Thema Meinungsfreiheit und ob die Ossis die Freiheit hier falsch eingeschätzt hätten, sagt Angela Merkel. Natürlich hätten sie drüben nicht gelernt, ihre Kinder zur Freiheit zu erziehen und es würde auch heute noch immer viel Nachholbedarf gegenüber den Menschen aus dem Westen geben. Trotzdem wäre es nicht richtig, daraus für die Ossis nun gleich ein Widerspruchsverbot zu machen. Sie wären jetzt frei und dürften widersprechen, denn genau das sei die Freiheit, die sie sich doch drüben gewünscht hätten.

Sie sagt, selbst das, was wir heute Shitstorm nennen, müsste man eben unter dem Aspekt der Meinungsfreiheit aushalten.

Nun kommt, warum die CDU in Thüringen nicht mit den Linken zusammenarbeiten will. Angela Merkel sagt, auch wenn Bodo Ramelow aus dem Westen ist, er ist nunmal heute Parteimitglied der Linken und die Linke hätte bis heute die Aufarbeitung der DDR-Geschichte nicht geschafft, und genau das sei das Problem. Und es würde nicht mit der Einstellung der CDU zusammenpassen.

Angela Merkel sagt, natürlich würden sie trotzdem mit den Linken reden, aber bisher wüssten sie ja nichtmal, ob die Linken in Thüringen überhaupt wegen einer Koalititon mit der CDU reden wollen.

Dass es heute noch immer so einen großen Unterschied zwischen Spitzenpositionen bei Ost und West gibt, ja das sei nicht gut, sagt Angela Merkel, aber an ihrem eigenen Beispiel sagt sie, sieht man auch, es ist möglich und die Menschen von drüben müssten dann auch wirklich an ihrer Karriere arbeiten .. sie nennt das ein bisschen laut sein, um Karriere zu machen, sei so wichtig, was viele von drüben noch nicht so gut könnten.

LG
Renate



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