Sonntag, 18. November 2018

Der Tagesspiegel zum Antiliberalismus im Osten und Liberalismus im Westen

Warum 1989 beim Mauerfall Welten aufeinanderprallten und es heute noch immer tun

Das ist ein Text in dem Link, wo es darum geht, warum ohne dass wir es damals geahnt haben, beim Mauerfall Welten aufeinandergeprallt sind .. und sich das bis heute auch nicht wirklich verändert hat.

Denn wie wichtig Freiheit für den Menschen ist, darüber herrscht in Ost und West bis heute ein komplett gespaltenes Gefühl.

Der typische Wessi wurde so erzogen, dass Freiheit das A und O ist, der typische Ossi aber nicht .. sondern so, dass wirtlichschaftliche Gleichheit das A und O ist.

Und hat hat bis heute eine emotionale Mauer aufgebaut und wird sicher auch noch Jahrzehnte dauern, bis sich da wirklich was ändern wird, weil irgendwann der Einfluss der älteren Generationen geringer wird, der sich ja auch noch über die Kinder, die von der älteren Generation erzogen, nach wie vor fortsetzt.

Ich ziehe wieder ein paar Zitate raus .. Rest wie immer dann selbst im Link nachlesen.

https://www.tagesspiegel.de/politik/9-november-freiheit-ist-wunderbar-und-verwundbar/23596524.html

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9. November 

 Wir erleben heute eine anti-liberale bis reaktionäre Bewegung. Sie hat Wurzeln sowohl im Jahr 1918 als auch 1989. 
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Es gibt keinen Tag, an dem Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte sich so verbinden wie am 9. November. An diesem Datum wurde die Weimarer Republik ausgerufen, nach dem gescheiterten Anlauf von 1848 die erste Demokratie auf deutschem Boden. Exakt 20 Jahre später ging ein organisierter Mob auf jüdische Gotteshäuser, Geschäfte und Privathäuser los, ein Vorgriff auf die bevorstehende Vernichtung der europäischen Judenheit. Dagegen fällt auf den 9. November 1989 ein helles Licht. An jenem denkwürdigen Tag öffnete sich der „Eiserne Vorhang“, der Deutschland und Europa nach dem Zweiten Weltkrieg teilte.

Der 100. Jahrestag der Ausrufung der ersten deutschen Demokratie, der 80. Jahrestag der Pogromnacht und der Jahrestag der Maueröffnung fallen in eine seltsam aufgeladene Stimmung.
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 Der Liberalismus – die Idee und Praxis individueller Freiheit und Gleichheit, Weltoffenheit und gesellschaftlicher Vielfalt – wird heute weltweit infrage gestellt. Er wird angefochten von Putins Russland und einer selbstbewusst ausgreifenden chinesischen Führung, von Donald Trump im Zentrum der amerikanischen Demokratie, in Polen und Ungarn, in Italien und Brasilien, die Liste lässt sich fortsetzen. Nach den Jahren der Ausbreitung des Liberalismus seit 1989 befinden wir uns heute in einer Phase der Reaktion. Auch in Deutschland gibt es zunehmenden Gegenwind bis in die Mitte der Gesellschaft.
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Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, drängen sich Parallelen zur antiliberalen Revolte gegen die Weimarer Republik auf, die dem Nationalsozialismus den Weg bahnte. Das Gedenken an die Geburtsstunde der ersten deutschen Demokratie wird vom Wissen um ihr Scheitern getrübt. Auch der 9. November 1989, für die allermeisten Zeitzeugen ein Tag der Freude, löst heute eher nachdenkliche Empfindungen aus. Wie konnte es dazu kommen, dass der große Aufbruch von 1989 in chronischen Unmut mündete und die nationalkonservative bis rechtsextreme Gegenbewegung von heute ihre Hochburgen vor allem in Ostdeutschland hat?
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Der 9. November erscheint heute mehr denn je als ein zwiespältiges Datum. Er steht für demokratische Revolution und antidemokratische Reaktion, für Befreiung und Hadern mit der Freiheit, für Liberalismus und Antiliberalismus. Das reaktionäre, antidemokratische Gedankengut der konservativen Eliten von Weimar lebt wieder auf. In Ostdeutschland vereinigt es sich mit einem autoritären Denken, das durch die DDR geprägt wurde. Der heutige Antiliberalismus zieht seine Kraft aus der Reaktion auf die Weimarer Republik ebenso wie aus der Reaktion auf den 9. November 1989.
Die Weimarer Republik war von Anfang an heftig umkämpft, von links wie von rechts. Es war tragisch, dass eine Lichtgestalt wie Rosa Luxemburg, die noch kurz zuvor hellsichtig vor einer Diktatur der bolschewistischen Führer in Russland gewarnt hatte, 1918 gegen die Errichtung einer „bürgerlichen Scheindemokratie“ und die Sozialdemokraten als Hilfstruppe der Reaktion wütete. Das Dogma, dass es nur im Sozialismus „wahre Demokratie“ geben könne, vergiftete das Verhältnis der radikalen Linken zur „bürgerlichen Demokratie“ auf Jahrzehnte hinaus.
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Die nationale Idee spielte auch in der Revolution von 1989 eine größere Rolle, als bisher gesehen wurde. Der demokratische Aufbruch im Osten mündete in eine Bewegung für die Wiedervereinigung. Die Vorbehalte gegenüber einer bloßen Auflösung der DDR in die Bundesrepublik wurden durch den Druck der Straße weggefegt. Die Botschaft der Demonstranten im Osten wandelte sich vom trotzig-selbstbewussten „Wir sind das Volk“ zum patriotischen „Wir sind ein Volk“. Es ging um Deutschland. Wer das übersieht, versteht die Popularität der AfD im Osten nicht.
Mit der Wende prallten zwei verschiedene Vorstellungswelten aufeinander. 1989 gehörte es im Westen zum guten Ton, post-national und multikulturell eingestellt zu sein. Im Osten hingegen schlummerte ein restauratives Deutschlandbild, das sich unter der Oberfläche des DDR-Sozialismus erhalten hatte. Es ging um eine ethnisch und kulturell verstandene nationale Identität.
In der alten Bundesrepublik wurde die konservativ-autoritäre Tradition durch einen Prozess der Verwestlichung aufgebrochen. Popkultur und antiautoritäre Studentenbewegung, Bürgerinitiativen und Frauenemanzipation haben die Republik verändert. In Ostdeutschland wurde die nationalsozialistische Diktatur durch einen sozialistischen Obrigkeitsstaat abgelöst. Nonkonformistisches Verhalten und freies Denken wurden allenfalls in Nischen toleriert.
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 Und so weiter .. wie gesagt lohnt es sich, im Link alles zu lesen.

LG
Renate



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