Donnerstag, 25. Juni 2020

Randale in Stuttgart und die Fragen warum?

Diese Fragen haben mich schon 1991 beschäftigt, und sie sind seitdem nicht kleiner geworden

Ich habe schon mehrfach hier Texte aufgegriffen, die sich damit beschäftigt haben, dass die Coronakrise totsicher dazu führen wird, dass sich soziale Probleme verschärfen werden, die schon vorher da gewesen und auch sehr schlimm gewesen sind.

Das wird weltweit so sein und mag auch in anderen Ländern auf der Welt noch viel schlimmer sein als im vergleichsweise gegenüber vielen Ländern sozial noch fast gut abgesicherten Deutschland.

Aber auch in Deutschland ist schon lange nicht mehr alles Gold, was glänzt.

Mir persönlich ist das schon aufgefallen, als ich vor Jahrzehnten als recht alte Frau im Alter zwischen 35 und 38 auf einem normalen Fachgymnasium mit lauter Jugendlichen im Alter meiner beiden älteren Kinder das Abitur nachgemacht habe und die Probleme der Jugendlichen gesehen habe, die nicht da waren, als ich 20 Jahre vorher Realschülerin war und noch jeder Mensch, sogar der schlecht ausgebildeste Hilfsschüler in diesem Land eine reale Überlebenschance hatte.

Das heißt, auch Hilfsschüler mit wirklich schlechten Schulnoten hatten nicht nur eine Überlebenschance. Die konnten heiraten, sich eine Eigentumswohnung oder ein Haus kaufen, eine Frau und Kinder ernähren, ohne dass diese Frau mitarbeiten musste und sogar dabei noch ab und zu in Urlaub fahren, normal am Leben teilhaben, so wie sich das gehört.

Das war in der Zeit von 1988 bis 1991 aber schon nicht mehr so.

Und damals gab es noch nicht Hartz IV.

Trotzdem habe ich erlebt, wie viele junge Leute, die merkten, sie schaffen das Abitur nicht oder keine gute Note, anfingen Drogen zu nehmen. Ich hatte nicht vor, Psychologie zu studieren, als ich auf diese Schule ging, ich wollte nur schauen, ob ich mit dieser Idee meiner Großen bei den Hausaufgaben helfen könnte, die damals den Plan hatte, Tiermedizin zu studieren und ich wusste, ich bin eine sehr gute Schülerin und nahm an, ihr so besser helfen zu können.

Und dann erlebte ich als Mitschülerin dieses Elend mit.

In meiner Jugend waren Partydrogen eher eine Seltenheit und lustig, wir haben uns nicht zugedröhnt, um unsere Probleme zu vergessen. Wir hatten solche Probleme nämlich gar nicht. Mit diesem Thema wollte ich mich schon damals in diesem Studium, das ich dann wählte, gern auseinandersetzen.

Ich habe das selbst im Prinzip aus den gleichen Gründen dann auch nicht geschafft .. es war aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten schon damals einfach nicht möglich für mich, das durchzuziehen. Private Probleme gab es zwar auch, aber die waren nicht der Hauptgrund, dass ich doch wieder aufgehört habe.

Ich habe damals immer gesagt, nur noch die Leistungsfähigsten haben in der modernen Gesellschaft heute eine Perspektive, alle anderen gehen einfach unter und das kann es ja wohl nicht sein.

Aber es ist so . .und genauso muss man das, was in Stuttgart passiert ist, auch verstehen.

Corona trifft alle die, die sowieso schon keine Perspektive mehr haben, noch viel härter als die, die noch eine haben.

Und Corona sorgt dafür, dass viele dazu kommen, die nun auch keine Perspektive mehr haben.

Die Angst vor Ansteckung oder gar Tod, was ja passieren kann, kommt nur noch dazu.

Das ist ein sehr gefährliches Gemisch, das in meinen Augen das Potenzial für eine Revolution bekommen kann.

Und nun möchte ich Euch den Artikel dazu verlinken, den ich in der Frankfurter Rundschau fand, wo genau das nämlich angesprochen wird.


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