Montag, 2. Dezember 2019

Rund um die Bauerndemos momentan

Zwei Online-Blätter mit sehr kontroversen Nachrichten

Für Otto-Normalverbraucher als Leser ist sowas sehr verwirrend.

Was wollen unsere wütenden Bauern? Haben sie verstanden, dass sich was ändern muss und geht es ihnen um finanzielle Unterstützung oder sind viele Bauern auch so davor, dass sie gar nicht daran denken, Umwelt- und Tierschutz-Aspekte überhaupt in Erwägung zu ziehen und ernsthaft darüber nachzudenken, etwas an den momentan unhaltbaren Zuständen in der Landwirtschaft zu ändern?

Ich habe dazu zwei ganz unterschiedliche Texte gefunden .. werde Euch aus beiden einige Zitate rausziehen und bitte Euch, den Rest bei beiden Links bitte mal selbst zu lesen, um Euch auch ein Urteil bilden zu können.

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-11/protest-agrarpolitik-bauernprotest-berlin?utm_source=pocket-newtab
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 Tausende Bauern haben in Berlin gegen die Agrarpolitik demonstriert. Was stört sie am meisten? Was befürchten sie für ihre Höfe? Wir haben mit dreien gesprochen. 
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 26. November 2019, 18:02 Uhr
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Peter (24) und Sabine Kromwijk (22) leben mit ihren Eltern und einem jüngeren Bruder auf einem Milchbauernhof auf der Insel Usedom. Ihre Eltern stammen aus den Niederlanden, nach der Wende kamen sie nach Mecklenburg-Vorpommern, weil es dort einfacher war, einen Bauernhof aufzumachen. Er ist gelernter Agrarbetriebswirt, sie studiert Agrarwissenschaft. Mit 200 Kühen ist der Hof für mecklenburg-vorpommersche Verhältnisse eher klein, für westdeutsche dagegen recht groß. Beide würden den Hof gerne weiterführen, haben aber Zweifel, ob sich das in Zukunft noch lohnt.
ZEIT ONLINE: Warum sind Sie heute zur Demonstration nach Berlin gekommen? 

Sabine Kromwijk: Wir würden den Hof unserer Eltern gerne weiterführen. Wir sind mit viel Herzblut und Leidenschaft dabei, aber die ganzen Auflagen, die uns bevorstehen, sehen wir als Problem. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir von der Politik verstanden werden. Die entscheiden über uns und wir würden gerne mitentscheiden. Die Politiker legen einfach Regeln fest und sagen sich, die Landwirte werden schon irgendwie zurechtkommen.
ZEIT ONLINE: Was meinen Sie konkret? 
Sabine Kromwijk: Ein Problem für uns als fleischproduzierender Betrieb ist das Mercosur-Abkommen. Es ermöglicht den Import billiger Agrarprodukte in die EU, damit mehr Autos exportieren werden können. Wir produzieren genfreies Fleisch und Weidemilch und arbeiten sehr nachhaltig, auch wenn wir kein Biobetrieb sind. Wir wollen unsere Mitarbeiter gut bezahlen und selbst von unserer Arbeit leben können. Aber wenn Fleisch zu Schleuderpreisen importiert wird, ist das schwierig.
ZEIT ONLINE: Könnten Sie sich vorstellen auf Bio umzustellen?
Sabine Kromwijk: Das könnten wir uns vorstellen, aber der Markt ist begrenzt. Viele Menschen sagen, sie kaufen Bio, aber machen es gar nicht.
ZEIT ONLINE: Hat sich Ihre wirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahren verschlechtert?
Peter Kromwijk: Wir bekommen pro Liter Milch 31 Cent. Das reicht nicht, um genug zu verdienen – bei den hohen Standards, die wir einhalten müssen. Das Problem ist: Alles wird teurer, Maschinen, Diesel, Futter – überall ziehen die Preise, an nur nicht bei der Milch. 
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und so weiter ...

Der Anfang vom nächsten Bauern:
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Walter Heuer ist 69 Jahre alt. Er hat seinen Bauernhof im niedersächsischen Elze, 30 Kilometer südlich von Hannover, vor vier Jahren seinem Sohn übergeben. Der Hof ist ein Ackerbaubetrieb mit 100 Hektar Land. Angebaut werden Getreide, Zuckerrüben und Silomais als Bioenergieträger. 
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ZEIT ONLINE: Herr Heuer, was werfen Sie der Politik vor?
Walter Heuer: Wir leiden unter den hohen Auflagen beim Pflanzenschutz. Viele Pflanzenschutzmittel dürfen nicht mehr verwendet werden, obwohl wir sie gezielt einsetzen und das auch EDV-gestützt dokumentieren. Nur mit Pflanzenschutzmitteln können wir die Produktion so gestalten, dass es gerade noch wirtschaftlich ist. Jetzt ist ja eine neue Düngeverordnung in der Diskussion, weil das Nitrat das Grundwasser verseucht. Das akzeptieren wir. Aber man sollte keine pauschalen Verbote erlassen, sondern muss in jedem Einzelfall untersuchen, wo die Nitratverseuchung herkommt. Hier fehlt die wissenschaftliche Begleitung. Ein Teil des Nitrats kommt über Kläranlagen und das Abwassersystem ins Grundwasser. Wir Landwirte sollen das ausbaden, das kann nicht richtig sein. Grundsätzlich bin ich für die Düngeverordnung, aber die muss dann auch in ganz Europa gelten und nicht nur in wenigen europäischen Ländern. Ich war gerade in Portugal, da kennt man so was gar nicht. 
 
ZEIT ONLINE: Sollte man die Standards dann nicht lieber dort verschärfen statt sie hier zu senken?
Heuer: Das wäre ein gangbarer Weg. Es müsste in ganz Europa einheitliche Standards geben. Derzeit sind sie in den skandinavischen Ländern, in Holland und in Deutschland am höchsten, die anderen produzieren munter drauf los. Und auch die Sozialstandards sind in anderen Ländern viel niedriger. Das ist ein Wettbewerbsproblem.
ZEIT ONLINE: Wie lange haben Sie Ihren Betrieb geführt? 
Heuer: Ich habe 45 Jahre gewirtschaftet. Aber meinen Kindern habe ich empfohlen, eine außerlandwirtschaftliche Ausbildung zu machen, damit sie damit ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Mein Sohn, der den Hof übernommen hat, ist nur noch Nebenerwerbslandwirt. Ich habe das noch als Vollerwerb gemacht. Der Hof ist seit 300 Jahren in den Händen unserer Familie. Aber wenn die Politik so weitermacht, gibt es keine Überlebenschance.  
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 Und so weiter

und der Anfang vom nächsten Betrieb und den Problemen dort
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Florian Frank kommt aus Bayreuth und betreibt einen Hof mit 100 Kühen und 220 Hektar Land. Außerdem bietet er Dienstleistungen für andere Landwirte an. Der Hof ist seit mindestens 150 Jahren im Besitz der Familie, so genau weiß Frank das gar nicht. Er bewirtschaftet den Hof gemeinsam mit seinem Bruder und lebt dort mit seiner Frau, den fünf Kindern und seinen Eltern. 
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ZEIT ONLINE: Was regt Sie an der Politik besonders auf?
Florian Frank: In Bayern gab es ja das Volksbegehren zum Bienensterben. Seither hat sich bei mir sehr deutlich das Gefühl festgesetzt, dass immer an allem die Landwirte schuld sind. Das ist schon belastend. Ich weiß nicht, ob ich meinem ältesten Sohn guten Gewissens raten kann, Landwirt zu werden, auch wenn er interessiert ist. Man weiß nicht, ob man sich das noch antun soll. 
 ZEIT ONLINE: Die CSU-geführte Landesregierung hat die Forderungen aus dem Volksbegehren weitgehend übernommen, obwohl sie immer als Schutzmacht der Bauern galt. Enttäuscht Sie das? 

Frank: Schon, die CSU hat kampflos aufgegeben. Weil so viele dafür waren, wurde kein Gegenvorschlag mehr gemacht. Wir Landwirte müssen es ausbaden. Mir geht zum Beispiel Anbaufläche verloren durch Gewässerrandstreifen, die jetzt vorgeschrieben werden. Das ist so, als würde ich in Ihren Garten reinmarschieren und sagen, einen Teil davon können Sie jetzt nicht mehr benutzen. Ich verstehe auch nicht, warum so etwas gerade in Bayern passiert. Im Vergleich zu anderen Bundesländern haben wir die kleinsten Betriebe, die kleinsten Flächen und die meisten Hecken. Trotzdem kriegen wir jetzt einen drauf.
ZEIT ONLINE: Aber dass es genug Insekten gibt, ist doch gerade für die Landwirtschaft wichtig ... 
 Frank: Ich sehe schon, dass man was tun muss. Aber dieses Volksbegehren tut denen, die zugestimmt haben, eben nicht weh. Wie ginge wohl ein Volksbegehren darüber aus, dass der Normalverbraucher sein Auto für Strecken unter fünf Kilometer nicht mehr benutzen darf oder nur noch alle fünf Jahre in Urlaub fliegen darf? Dafür würde es wohl kaum eine Mehrheit geben. Viele Menschen, die immer so auf Klimaschutz machen, fliegen dreimal im Jahr in Urlaub. Und dann leisten sie Kompensationszahlungen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Ich als Bauer muss mich an die Auflagen halten, die die Politik macht, ich kann mich nicht freikaufen. 
 Ich glaube auch, dass viele gar nicht durchgelesen hatten, worum es beim Volksbegehren eigentlich ging. Da wird gefordert, Biolandbau zu fördern, aber für Bio ist ja der Markt gar nicht da. Wenn alle, die da unterschrieben haben, Bio kaufen würden, müssten wir viel mehr Bioprodukte verkaufen können. 
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 Und so weiter ...
Nun mal zu dem anderen Text, der in eine ganz andere Richtung geht.
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https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bauern-demo-berlin-kommentar-1.4698331?utm_source=pocket-newtab
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Bauernproteste:Die Bauern stellen die falschen Forderungen

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Die Proteste der Landwirte waren längst überfällig. Wie im Getöse Tatsachen verdreht werden, ist jedoch bedenklich. Was die Bauern wirklich brauchen, ist finanzielle Unterstützung für umweltschonende Arbeit.
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Es ist eine beeindruckende Demonstration. Tausende Landwirte sind mit ihren Traktoren nach Berlin gerollt, um auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen. Auch in anderen Städten kommt es seit Wochen zu Protestaktionen. Das hat es in dieser Form seit der Wende nicht gegeben - ein Zeichen dafür, dass sich viel Frust aufgestaut hat. Und der ist nachvollziehbar. Die wirtschaftliche Lage vieler Bauern ist tatsächlich prekär. Es sind vor allem kleine und mittelgroße Familienbetriebe, die dem Druck nicht standhalten und aufgeben müssen.
Vor diesem Hintergrund ist die Welle des Protests längst überfällig. Nur dass die Bauern mit den falschen Forderungen nach Berlin gezogen sind. Anstatt mehr Geld für umwelt- und klimafreundliches Wirtschaften auf Äckern, Feldern und in Tierställen zu fordern, beharren sie darauf, dass möglichst alles so bleibt, wie es ist. Nicht sie selbst sehen sich in der Pflicht zu handeln und sich anzupassen, sondern vor allem Politik, Verbraucher und Handel. Nach echter Dialogbereitschaft sieht das nicht aus.
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 Inakzeptabel ist, wie die Wortführer des Netzwerks "Land schafft Verbindung", die den Auftritt in Berlin organisiert haben, die gewaltigen Herausforderungen der Zukunft verharmlosen. Klimawandel, Artensterben, die negativen Folgen der intensiven Tierhaltung und der zunehmenden Wasserverschmutzung - für all das braucht es tragfähige Lösungen. Denn der globale Umbruch wird vor allem auch die Landwirtschaft unter Druck setzen.
Wie im Getöse des Protests Tatsachen verdreht und Fakten ignoriert werden, ist bedenklich. Tierhalter, die mit ihren Ställen jede Menge schädliches Methan freisetzen, werden zu Klimaschützern umdeklariert. Aus Erzeugern, die in Monokulturen Mais, Raps oder Getreide anbauen und jede Menge Pestizide freisetzen, werden plötzlich Umweltschützer. Doch Schönreden allein hilft hier nicht, dafür ist die Lage viel zu ernst.
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 Vor allem aber entsteht der völlig falsche Eindruck, dass hinter dem Protest alle Bauern stehen. Das ist definitiv nicht der Fall. Viele Landwirte haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und passen ihre Produktionsweise an, das gilt nicht nur für Bio-Landwirte, sondern auch für viele konventionelle. Nur wird ihre Stimme in Berlin nicht gehört.


Der Klimawandel verlangt schnelles und entschlossenes Handeln

Was diese Erzeuger brauchen, ist mehr finanzielle Unterstützung für umweltschonende Leistungen. Ihnen ist nicht damit geholfen, wenn umstrittene Düngeregeln aufgeweicht und ein hoher Pestizideinsatz aufrechterhalten wird. Wer weniger Gülle auf Felder schüttet und weniger Tiere hält, die dafür aber mehr Lebensraum bekommen, muss dafür entlohnt werden. Dafür braucht es Anreize, die Bund und Länder zusammen mit der EU entwickeln müssen.

All das muss rasch geschehen. Der rasant fortschreitende Klimawandel verlangt schnelles und entschlossenes Handeln. Das machen auch die Daten deutlich, die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag vorgelegt hat. Sie belegen, dass die Durchschnittstemperatur in Deutschland 2018 deutlich höher lag als noch 2013 erwartet. Das zeigt: Auch die Landwirtschaft muss sich anpassen. Dieser Wandel geht alle Bürger etwas an, und es muss alles auf den Tisch. Dazu gehört ein Umdenken in der europäischen Subventionspolitik, aber auch im Handel und bei den Verbrauchern. Die Zeiten, in denen Lebensmittel wie Fleisch und Milch zu Dumpingpreisen verramscht werden, müssen der Vergangenheit angehören.
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Tja .. das mal als Info an alle, die das interessiert.

LG
Renate
 

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