Zwei Online-Blätter mit sehr kontroversen Nachrichten
Für Otto-Normalverbraucher als Leser ist sowas sehr verwirrend.
Was wollen unsere wütenden Bauern? Haben sie verstanden, dass sich was ändern muss und geht es ihnen um finanzielle Unterstützung oder sind viele Bauern auch so davor, dass sie gar nicht daran denken, Umwelt- und Tierschutz-Aspekte überhaupt in Erwägung zu ziehen und ernsthaft darüber nachzudenken, etwas an den momentan unhaltbaren Zuständen in der Landwirtschaft zu ändern?
Ich habe dazu zwei ganz unterschiedliche Texte gefunden .. werde Euch aus beiden einige Zitate rausziehen und bitte Euch, den Rest bei beiden Links bitte mal selbst zu lesen, um Euch auch ein Urteil bilden zu können.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-11/protest-agrarpolitik-bauernprotest-berlin?utm_source=pocket-newtab
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Tausende Bauern haben in Berlin gegen die Agrarpolitik demonstriert. Was stört sie am meisten? Was befürchten sie für ihre Höfe? Wir haben mit dreien gesprochen.
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26. November 2019, 18:02 Uhr
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Was wollen unsere wütenden Bauern? Haben sie verstanden, dass sich was ändern muss und geht es ihnen um finanzielle Unterstützung oder sind viele Bauern auch so davor, dass sie gar nicht daran denken, Umwelt- und Tierschutz-Aspekte überhaupt in Erwägung zu ziehen und ernsthaft darüber nachzudenken, etwas an den momentan unhaltbaren Zuständen in der Landwirtschaft zu ändern?
Ich habe dazu zwei ganz unterschiedliche Texte gefunden .. werde Euch aus beiden einige Zitate rausziehen und bitte Euch, den Rest bei beiden Links bitte mal selbst zu lesen, um Euch auch ein Urteil bilden zu können.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2019-11/protest-agrarpolitik-bauernprotest-berlin?utm_source=pocket-newtab
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Tausende Bauern haben in Berlin gegen die Agrarpolitik demonstriert. Was stört sie am meisten? Was befürchten sie für ihre Höfe? Wir haben mit dreien gesprochen.
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26. November 2019, 18:02 Uhr
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Peter (24) und Sabine Kromwijk
(22) leben mit ihren Eltern und einem jüngeren Bruder auf einem
Milchbauernhof auf der Insel Usedom. Ihre Eltern stammen aus den
Niederlanden, nach der Wende kamen sie nach Mecklenburg-Vorpommern, weil
es dort einfacher war, einen Bauernhof aufzumachen. Er ist gelernter
Agrarbetriebswirt, sie studiert Agrarwissenschaft. Mit 200 Kühen ist der
Hof für mecklenburg-vorpommersche Verhältnisse eher klein, für
westdeutsche dagegen recht groß. Beide würden den Hof gerne
weiterführen, haben aber Zweifel, ob sich das in Zukunft noch lohnt.
ZEIT ONLINE: Warum sind Sie heute zur Demonstration nach Berlin gekommen?
Sabine Kromwijk: Wir
würden den Hof unserer Eltern gerne weiterführen. Wir sind mit viel
Herzblut und Leidenschaft dabei, aber die ganzen Auflagen, die uns
bevorstehen, sehen wir als Problem. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir
von der Politik verstanden werden. Die entscheiden über uns und wir würden gerne mitentscheiden. Die Politiker legen einfach Regeln fest und sagen sich, die Landwirte werden schon irgendwie zurechtkommen.
ZEIT ONLINE: Was meinen Sie konkret?
Sabine Kromwijk: Ein
Problem für uns als fleischproduzierender Betrieb ist das
Mercosur-Abkommen. Es ermöglicht den Import billiger Agrarprodukte in
die EU, damit mehr Autos exportieren werden können. Wir produzieren
genfreies Fleisch und Weidemilch und arbeiten sehr nachhaltig, auch wenn
wir kein Biobetrieb sind. Wir wollen unsere Mitarbeiter gut bezahlen
und selbst von unserer Arbeit leben können. Aber wenn Fleisch zu
Schleuderpreisen importiert wird, ist das schwierig.
ZEIT ONLINE: Könnten Sie sich vorstellen auf Bio umzustellen?
Sabine Kromwijk: Das könnten wir uns vorstellen, aber der Markt ist begrenzt. Viele Menschen sagen, sie kaufen Bio, aber machen es gar nicht.
ZEIT ONLINE: Hat sich Ihre wirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahren verschlechtert?
Peter Kromwijk: Wir
bekommen pro Liter Milch 31 Cent. Das reicht nicht, um genug zu
verdienen – bei den hohen Standards, die wir einhalten müssen. Das
Problem ist: Alles wird teurer, Maschinen, Diesel, Futter – überall
ziehen die Preise, an nur nicht bei der Milch.
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und so weiter ...
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Walter Heuer ist 69 Jahre alt. Er hat seinen Bauernhof im niedersächsischen Elze, 30 Kilometer südlich von Hannover, vor vier Jahren seinem Sohn übergeben. Der Hof ist ein Ackerbaubetrieb mit 100 Hektar Land. Angebaut werden Getreide, Zuckerrüben und Silomais als Bioenergieträger.
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ZEIT ONLINE: Herr Heuer, was werfen Sie der Politik vor?
ZEIT ONLINE: Sollte man die Standards dann nicht lieber dort verschärfen statt sie hier zu senken?
Heuer: Das
wäre ein gangbarer Weg. Es müsste in ganz Europa einheitliche Standards
geben. Derzeit sind sie in den skandinavischen Ländern, in Holland und
in Deutschland am höchsten, die anderen produzieren munter drauf los.
Und auch die Sozialstandards sind in anderen Ländern viel niedriger. Das
ist ein Wettbewerbsproblem.
ZEIT ONLINE: Wie lange haben Sie Ihren Betrieb geführt?
Heuer: Ich
habe 45 Jahre gewirtschaftet. Aber meinen Kindern habe ich empfohlen,
eine außerlandwirtschaftliche Ausbildung zu machen, damit sie damit
ihren Lebensunterhalt finanzieren können. Mein Sohn, der den Hof
übernommen hat, ist nur noch Nebenerwerbslandwirt. Ich habe das noch als
Vollerwerb gemacht. Der Hof ist seit 300 Jahren in den Händen unserer
Familie. Aber wenn die Politik so weitermacht, gibt es keine
Überlebenschance.
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Und so weiter
und der Anfang vom nächsten Betrieb und den Problemen dort
,,,
Florian Frank kommt aus Bayreuth und betreibt einen Hof mit 100
Kühen und 220 Hektar Land. Außerdem bietet er Dienstleistungen für
andere Landwirte an. Der Hof ist seit mindestens 150 Jahren im Besitz
der Familie, so genau weiß Frank das gar nicht. Er bewirtschaftet den
Hof gemeinsam mit seinem Bruder und lebt dort mit seiner Frau, den fünf
Kindern und seinen Eltern.
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ZEIT ONLINE: Was regt Sie an der Politik besonders auf?
Florian Frank: In
Bayern gab es ja das Volksbegehren zum Bienensterben. Seither hat sich
bei mir sehr deutlich das Gefühl festgesetzt, dass immer an allem die
Landwirte schuld sind. Das ist schon belastend. Ich weiß nicht, ob ich
meinem ältesten Sohn guten Gewissens raten kann, Landwirt zu werden,
auch wenn er interessiert ist. Man weiß nicht, ob man sich das noch
antun soll.
ZEIT ONLINE: Die CSU-geführte Landesregierung hat die
Forderungen aus dem Volksbegehren weitgehend übernommen, obwohl sie
immer als Schutzmacht der Bauern galt. Enttäuscht Sie das?
Frank: Schon, die
CSU hat kampflos aufgegeben. Weil so viele dafür waren, wurde kein
Gegenvorschlag mehr gemacht. Wir Landwirte müssen es ausbaden. Mir geht
zum Beispiel Anbaufläche verloren durch Gewässerrandstreifen, die jetzt
vorgeschrieben werden. Das ist so, als würde ich in Ihren Garten
reinmarschieren und sagen, einen Teil davon können Sie jetzt nicht mehr
benutzen. Ich verstehe auch nicht, warum so etwas gerade in Bayern
passiert. Im Vergleich zu anderen Bundesländern haben wir die kleinsten
Betriebe, die kleinsten Flächen und die meisten Hecken. Trotzdem kriegen
wir jetzt einen drauf.
ZEIT ONLINE: Aber dass es genug Insekten gibt, ist doch gerade für die Landwirtschaft wichtig ...
Frank: Ich sehe schon, dass man was tun muss. Aber
dieses Volksbegehren tut denen, die zugestimmt haben, eben nicht weh.
Wie ginge wohl ein Volksbegehren darüber aus, dass der Normalverbraucher
sein Auto für Strecken unter fünf Kilometer nicht mehr benutzen darf
oder nur noch alle fünf Jahre in Urlaub fliegen darf? Dafür würde es
wohl kaum eine Mehrheit geben. Viele Menschen, die immer so auf
Klimaschutz machen, fliegen dreimal im Jahr in Urlaub. Und dann leisten
sie Kompensationszahlungen, um ihr Gewissen zu beruhigen. Ich als Bauer
muss mich an die Auflagen halten, die die Politik macht, ich kann mich
nicht freikaufen.
Ich glaube auch, dass viele gar nicht durchgelesen hatten, worum es beim
Volksbegehren eigentlich ging. Da wird gefordert, Biolandbau zu
fördern, aber für Bio ist ja der Markt gar nicht da. Wenn alle, die da
unterschrieben haben, Bio kaufen würden, müssten wir viel mehr
Bioprodukte verkaufen können.
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Und so weiter ...
Nun mal zu dem anderen Text, der in eine ganz andere Richtung geht.
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https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bauern-demo-berlin-kommentar-1.4698331?utm_source=pocket-newtab
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Die Proteste der Landwirte waren längst überfällig. Wie im Getöse Tatsachen verdreht werden, ist jedoch bedenklich. Was die Bauern wirklich brauchen, ist finanzielle Unterstützung für umweltschonende Arbeit.
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Bauernproteste:Die Bauern stellen die falschen Forderungen
...Die Proteste der Landwirte waren längst überfällig. Wie im Getöse Tatsachen verdreht werden, ist jedoch bedenklich. Was die Bauern wirklich brauchen, ist finanzielle Unterstützung für umweltschonende Arbeit.
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Es ist eine beeindruckende Demonstration. Tausende Landwirte
sind mit ihren Traktoren nach Berlin gerollt, um auf ihre schwierige
Lage aufmerksam zu machen. Auch in anderen Städten kommt es seit Wochen
zu Protestaktionen. Das hat es in dieser Form seit der Wende nicht
gegeben - ein Zeichen dafür, dass sich viel Frust aufgestaut hat. Und
der ist nachvollziehbar. Die wirtschaftliche Lage vieler Bauern
ist tatsächlich prekär. Es sind vor allem kleine und mittelgroße
Familienbetriebe, die dem Druck nicht standhalten und aufgeben müssen.
Vor
diesem Hintergrund ist die Welle des Protests längst überfällig. Nur
dass die Bauern mit den falschen Forderungen nach Berlin gezogen sind.
Anstatt mehr Geld für umwelt- und klimafreundliches Wirtschaften auf
Äckern, Feldern und in Tierställen zu fordern, beharren sie darauf, dass
möglichst alles so bleibt, wie es ist. Nicht sie selbst sehen sich in
der Pflicht zu handeln und sich anzupassen, sondern vor allem Politik,
Verbraucher und Handel. Nach echter Dialogbereitschaft sieht das
nicht aus.
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Inakzeptabel ist, wie die Wortführer des Netzwerks "Land
schafft Verbindung", die den Auftritt in Berlin organisiert haben, die
gewaltigen Herausforderungen der Zukunft verharmlosen. Klimawandel,
Artensterben, die negativen Folgen der intensiven Tierhaltung und der
zunehmenden Wasserverschmutzung - für all das braucht es tragfähige
Lösungen. Denn der globale Umbruch wird vor allem auch die Landwirtschaft unter Druck setzen.
Wie
im Getöse des Protests Tatsachen verdreht und Fakten ignoriert werden,
ist bedenklich. Tierhalter, die mit ihren Ställen jede Menge schädliches
Methan freisetzen, werden zu Klimaschützern umdeklariert. Aus
Erzeugern, die in Monokulturen Mais, Raps oder Getreide anbauen und jede
Menge Pestizide freisetzen, werden plötzlich Umweltschützer. Doch
Schönreden allein hilft hier nicht, dafür ist die Lage viel zu ernst.
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Vor allem aber entsteht der völlig falsche Eindruck, dass hinter dem
Protest alle Bauern stehen. Das ist definitiv nicht der Fall. Viele
Landwirte haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und passen ihre
Produktionsweise an, das gilt nicht nur für Bio-Landwirte, sondern auch
für viele konventionelle. Nur wird ihre Stimme in Berlin nicht gehört.
Der Klimawandel verlangt schnelles und entschlossenes Handeln
Was
diese Erzeuger brauchen, ist mehr finanzielle Unterstützung für
umweltschonende Leistungen. Ihnen ist nicht damit geholfen, wenn
umstrittene Düngeregeln aufgeweicht und ein hoher Pestizideinsatz
aufrechterhalten wird. Wer weniger Gülle auf Felder schüttet und weniger
Tiere hält, die dafür aber mehr Lebensraum bekommen, muss dafür
entlohnt werden. Dafür braucht es Anreize, die Bund und Länder zusammen
mit der EU entwickeln müssen.
All das muss rasch geschehen. Der rasant fortschreitende Klimawandel
verlangt schnelles und entschlossenes Handeln. Das machen auch die Daten
deutlich, die Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag
vorgelegt hat. Sie belegen, dass die Durchschnittstemperatur in
Deutschland 2018 deutlich höher lag als noch 2013 erwartet. Das zeigt:
Auch die Landwirtschaft muss sich anpassen. Dieser Wandel geht alle
Bürger etwas an, und es muss alles auf den Tisch. Dazu gehört ein
Umdenken in der europäischen Subventionspolitik, aber auch im Handel und
bei den Verbrauchern. Die Zeiten, in denen Lebensmittel wie Fleisch und
Milch zu Dumpingpreisen verramscht werden, müssen der
Vergangenheit angehören.
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Tja .. das mal als Info an alle, die das interessiert.
LG
Renate
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