Titel des Buches: "„Heart's Fear. Hartz IV. Geschichten von Armut und Ausgrenzung
Quelle: Wikipedia |
Auch im Prinzip ausgesprochen erfolgreiche Menschen kann Hartz IV treffen, und umso älter man wird, umso eher kann es einen auch treffen, selbst wenn man mal so gut davor war wie diese Frau.
Bettina Knter-Götte hat sich wieder gefangen, aber auch und vor allen Dingen aus krankheitsbedingen Gründen und Altersgründen eine schlimme Zeit hinter sich und sie schreibt, wer das nicht persönlich erlebt hat, was Hartz IV wirklich bedeutet, der glaubt einem das häufig gar nicht.
Mein Mann und ich glauben das, wir sind seit 12 Jahren Aufstocker und ich immer noch davon betroffen, obwohl ich schon recht lange Rentnerin bin, aber über die Bedarfsgemeinschaft darf ich mich nach wie vor über die Schikanen des Jobcenters schwarz ärgern.
Ich kopiere Euch mal Ausschnitte aus zwei Texten über die Erlebnisse von Bettina Kenter-Götte raus und ganz unten auch noch was darüber, wie erfolgreich diese Frau durchaus zwischendurch war.
Bettina Knter-Götte hat sich wieder gefangen, aber auch und vor allen Dingen aus krankheitsbedingen Gründen und Altersgründen eine schlimme Zeit hinter sich und sie schreibt, wer das nicht persönlich erlebt hat, was Hartz IV wirklich bedeutet, der glaubt einem das häufig gar nicht.
Mein Mann und ich glauben das, wir sind seit 12 Jahren Aufstocker und ich immer noch davon betroffen, obwohl ich schon recht lange Rentnerin bin, aber über die Bedarfsgemeinschaft darf ich mich nach wie vor über die Schikanen des Jobcenters schwarz ärgern.
Ich kopiere Euch mal Ausschnitte aus zwei Texten über die Erlebnisse von Bettina Kenter-Götte raus und ganz unten auch noch was darüber, wie erfolgreich diese Frau durchaus zwischendurch war.
https://www.sueddeutsche.de/politik/hartz-iv-sanktionen-arbeitslosigkeit-armut-1.4674013?utm_source=pocket-newtab
...
Bettina Kenter-Götte arbeitet Jahrzehnte als Schauspielerin. Dann wird sie Hartz-IV-Empfängerin und erkennt: Die "Schreckenskammer der Gesellschaft" ist "absurd, brutal, menschenverachtend".
...
...
Hartz IV:"Man kriegt auch Sklaven in die Gänge"
...Bettina Kenter-Götte arbeitet Jahrzehnte als Schauspielerin. Dann wird sie Hartz-IV-Empfängerin und erkennt: Die "Schreckenskammer der Gesellschaft" ist "absurd, brutal, menschenverachtend".
...
Nach Jahrzehnten als Schauspielerin und Medienschaffende wurde Bettina Kenter-Götte krankheitsbedingt Empfängerin von Hartz IV - danach war ihr Leben geprägt von Angst vor Sanktionen.
Wenn
diese Kürzungen mehr als 30 Prozent betragen, sind sie dem
Bundesverfassungsgericht zufolge nicht zumutbar. Das Arbeitsministerium
und die Bundesagentur für Arbeit hatten trotzdem weiterhin höhere
Kürzungen geplant. Nach einem Bericht der SZ darüber erklärte
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, Kürzungen von mehr als 30 Prozent
werde es nicht mehr geben.
...
Sie haben ein Buch geschrieben über Phasen in Ihrem Leben
mit Hartz IV, am 12. Dezember lesen Sie daraus im Bundestag auf
Einladung der Linken-Fraktion. "Heart's Fear" heißt Ihr Buch,
Herzensangst. Bekommt man die als Hartz-IV-Bezieher?
Die
Angst ist die größte Macht in dieser Schreckenskammer der Gesellschaft.
Obwohl ich seit sechs Jahren nicht mehr im Hartz-IV-Bezug bin, war es
erst nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts, als sei ich aus
dieser Schreckenskammer entlassen. Die Angst vor Sanktionen ist prägend
für das Leben von Betroffenen. Das Jobcenter war der einzige Ort auf
dieser Welt, wo ich mich nach den ersten Erfahrungen nicht alleine
hingetraut habe - und ich war schon an sehr vielen Orten dieser Welt.
...
Wie sind Sie denn in Hartz IV geraten?
Ich
war dreimal betroffen, einmal als junge alleinerziehende Mutter, das
war noch im alten Sozialhilfesystem, nach zehn Berufsjahren als
Schauspielerin. Nach weiteren 25 Berufsjahren war ich während einer
Branchenflaute kurze Zeit sogenannte Aufstockerin. Und schließlich war
ich fünf Jahre krank. Als freie Bühnen- und Medienschaffende hatte ich
keinen Anspruch auf Krankengeld und landete, als nach zwei Jahren meine
Ersparnisse aufgebraucht waren, nach 40 erfolgreichen Berufsjahren bei
der Armentafel und bei Hartz IV.
...
Wer wird denn sanktioniert?
Nach
offizieller Statistik werden acht Prozent der Hartz-IV-Beziehenden
sanktioniert, oft mehrfach. Das sind übrigens nicht nur Arbeitslose. Es
wurden und werden auch Menschen, die arbeiten, sanktioniert. Viele
ALG-II-Beziehende sind aufstockende Niedrigentlohnte, Single-Mütter, die
nicht arbeiten können wegen ihrer Kinder, pflegende Angehörige, Kranke,
wie ich damals. Und sanktioniert wird nicht nur bei angeblichen
Pflichtverletzungen, sondern auch nach Quote. Das weiß man seit dem Buch
der Jobvermittlerin Inge Hannemann, "Die Hartz-IV-Diktatur".
Wie war es bei Ihnen?
Ich
bekam einmal, weil ich angeblich eine Frist nicht eingehalten hatte,
eine 100-Prozent-Sanktion. Diese Sanktion war schon nach damaliger
Rechtslage rechtswidrig und musste zurückgenommen werden. Und eine
Sanktionsandrohung bekam ich, weil ich einen Antrag auf Bedürftigkeit
"zu früh" gestellt hatte. Danach wusste ich: Hartz IV ist absurd,
brutal, menschenverachtend, kontraproduktiv und in weiten Teilen
rechtswidrig. Es sind ja auch schon Menschen verhungert bei
Vollsanktionen. Ich hatte in Stuttgart Theaterproben, da war ich noch
nicht ganz gesund und im Bezug. Das Jobcenter hatte eine widerrechtliche
Kürzung vorgenommen, Gage kam erst später, und da hab ich gehungert.
Ein Freund ist nach Stuttgart gereist, um mit mir Lebensmittel
einzukaufen. Geld hätte er mir nicht überweisen können, das wäre als
Einkommen wieder abgezogen worden.
...
30-Prozent-Sanktionen zur Sanktionierung von
Pflichtverletzungen hat das Bundesverfassungsgericht aber als
verfassungsgemäß eingestuft. Halten Sie das auch für absurd?
Wenn
man über Pflichtverletzungen spricht: Die größte Pflichtverletzung
liegt auf Seiten des Staates. Die Jobcenter haben über fast 15 Jahre
Millionen von unbescholtenen Bürgerinnen und Bürgern verfassungswidrig
behandelt. Das ist der schlimmste Rechtsbruch. Was sonst im Rechtsstaat
undenkbar ist, war bislang in der Martermühle Hartz IV Alltag: Ohne
Vorliegen einer Straftat, ohne Gerichtsverhandlung, ohne Urteil verhängt
der Fallmanager des Jobcenters - als Ankläger, Richter und Vollstrecker
in Personalunion - existenzbedrohende Strafen.
Kann man nicht, zumindest durch leichte Sanktionen, auch in die Gänge kommen, auch einen neuen Arbeitsplatz finden?
Jobcenter
haben überhaupt keine guten Arbeitsplätze zu vergeben, das sind
Resterampen für Niedriglohnjobs. Und es wird ein wahnsinniger Zwang
ausgeübt, die schlimmsten Jobs anzunehmen oder unsinnige Maßnahmen über
sich ergehen zu lassen. Zum Beispiel musste ich einen Buchhaltungskurs
machen - nach 40 Jahren als Schauspielerin. Und ich musste einen
Bewerbungskurs machen - nach 40 Jahren als Schauspielerin -, und noch
dazu bei einer Frau, die in einer Mail sieben Fehler gemacht hat. Es war
hanebüchen! Aber wenn ich gesagt hätte, das mache ich nicht, das ist
Steuergeldverschwendung, dann wäre ich vollsanktioniert worden. Oder zu
60 Prozent. Ja, natürlich, man kriegt auch Sklaven in die Gänge, wenn
man auf sie eindrischt, man kriegt auch Kinder in die Gänge, indem man
auf sie eindrischt. Lange Zeit dachte man auch, man könne auf Frauen
eindreschen, wenn sie nicht gehorsam sind. Diese Rohrstockpädagogik
gehört dem Mittelalter an.
...
Warum glauben Sie, dass unsere Gesellschaft das System Hartz IV trotzdem hinnimmt?
Weil
kaum jemand weiß, was dort passiert. Und ich hoffe, jetzt wachen alle
auf. Das Vertrackte ist, dass die einzelnen Geschichten oft so absurd
und kompliziert sind, dass man sie nicht glaubt. Sogar ich habe die
Erfahrung gemacht. Es waren die schlimmsten Momente überhaupt bei Hartz
IV, wenn ich meine Geschichten meinen Freunden und Freundinnen erzählt
habe, und sie haben mir nicht mehr geglaubt.
...
https://www.hallo-muenchen.de/muenchen/suedost/muenchenharlaching-schicksalsschlaege-hartz-bettina-kenter-goette-spricht-ueber-leben-13015348.html
...
...
Ihre
Geschichte bewegt: Nach einer Krankheit lebte die erfolgreiche
Schauspielerin Bettina Kenter-Götte von Hartz IV – nun spricht sie
darüber in Harlaching.
Harlaching
– Bettina Kenter-Götte weiß, wie es sich anfühlt, wenn man auf Spenden
angewiesen ist. Die 68-jährige Schauspielerin kann sich genau daran
erinnern, was für ein Gefühl das war, als sie das erste Mal in ihrem
Leben Lebensmittel von der Tafel holte.
...
„Es war sehr schwer erträglich“, sagt sie. „Ich hatte das Gefühl, mir schlägt die Armut von mehreren Jahrtausenden entgegen.“
Dabei
hatte ihre Karriere erfolgreich begonnen: Sie stand stand mit Romy
Schneider, Willy Millowitsch und Monica Bleibtreu vor der Kamera, war
eine gefeierte und preisgekrönte Schauspielerin. Doch dann wurde Bettina
Kenter-Götte, die im Umkreis Münchens lebt, schwanger. „Ich war von
Anfang an alleinerziehend“, erzählt sie.
...
Schicksalsschläge zehrten an finanziellen Rücklagen
Um
sich um ihre Tochter zu kümmern, musste sie beruflich zurückstecken.
Als sie Jahre später dann erkrankte – eine schwere Form von Rheuma sowie
mehrere Operationen setzten sie beinahe fünf Jahre außer Gefecht –
waren ihre finanziellen Rücklagen schnell aufgebraucht.
Und
Kenter-Götte wurde zur HartzIV-Bezieherin. Erst nach einer Weile
erkannte sie: „Die Beschämung kommt von außen. Um meine Würde
zurückzugewinnen, musste ich darüber sprechen und der Armut eine Stimme
geben.“
Verpönt sei es nämlich in
ihrer Branche, über die schlechten Arbeitsbedingungen und Löhne zu
sprechen – vor allem Frauen hätten es sehr schwierig. So begann die
Schauspielerin zu schreiben. Unter anderem das Buch „Heart’s Fear –
HartzIV – Geschichten von Ausgrenzung und Armut“, in dem sie diese
schreckliche Episode in ihrem Leben verarbeitet hat.
...
Noch heute wird sie wütend, wenn sie
an einige Situationen zurückdenkt. „Die Leute werden auch willkürlich
sanktioniert – das sind Hungerstrafen“, schimpft sie. Wer Anträge nicht
fristgerecht oder auch zu früh einreicht wird demnach sanktioniert – und
bekommt weniger Geld. Betroffen sind nicht wenige: Allein in München
leben mehr als 47 500 Menschen von Hartz IV.
Erzählungen ihrer Leser bewegen sie zutiefst
Die
Geschichten, die Menschen ihr auf ihrer Lesereise erzählt haben, sind
noch schlimmer, erzählt sie und denkt zum Beispiel an eine junge Frau,
die im fünften Monat schwanger war. „Da hat ihr Fallmanager ihr doch
glatt gesagt, sie solle jetzt noch nicht daran denken, Babyausstattung
zu beantragen – es könnte ja eine Totgeburt werden.“
Für
Bettina Kente-Götte zumindest ist jenes Kapitel abgeschlossen. „Heute
bin ich gesund, habe deshalb auch wieder gut zu tun, bekomme außerdem
Rente – und 2015 habe ich sogar geheiratet“, erzählt sie. Kennen gelernt
hat sie ihren Mann übrigens auf einer Veranstaltung zu HartzIV – ein
Journalist, der sie interviewen wollte.
...
...
Bettina Kenter-Götte (* 10. März 1951 in Wiesbaden) ist eine deutsche Schauspielerin, Autorin, Synchronsprecherin, und Regisseurin.
...
Bettina Kenter setzt sich seit geraumer Zeit gegen den Sozialabbau im Medienbereich und für die Enttabuisierung der zunehmenden Armut bei Bühnen- und Fernsehschaffenden ein. In der ZDF-Fernsehsendung 37 Grad vom 4. Oktober 2011 sprach sie sehr offen über ihre damalige Armut, bedingt durch eine längere Krankheitspause und dem geringen Rollenangebot für ältere Schauspielerinnen.[2]
2018 wurde ihr Buch „Heart's Fear. Hartz IV. Geschichten von Armut und Ausgrenzung“ veröffentlicht.[3][4][5][6][7] Kenter ist verheiratet und lebt im Großraum München.
...
LG
Renate
Bettina Kenter-Götte (* 10. März 1951 in Wiesbaden) ist eine deutsche Schauspielerin, Autorin, Synchronsprecherin, und Regisseurin.
...
Bettina Kenter setzt sich seit geraumer Zeit gegen den Sozialabbau im Medienbereich und für die Enttabuisierung der zunehmenden Armut bei Bühnen- und Fernsehschaffenden ein. In der ZDF-Fernsehsendung 37 Grad vom 4. Oktober 2011 sprach sie sehr offen über ihre damalige Armut, bedingt durch eine längere Krankheitspause und dem geringen Rollenangebot für ältere Schauspielerinnen.[2]
2018 wurde ihr Buch „Heart's Fear. Hartz IV. Geschichten von Armut und Ausgrenzung“ veröffentlicht.[3][4][5][6][7] Kenter ist verheiratet und lebt im Großraum München.
...
LG
Renate
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen