Samstag, 28. September 2019

Die Ossis lehnen uns Wessis ab und nicht umgekehrt ....

... nur nach fast 30 Jahren Ablehnung kommt heute allmählich die Retourkutsche der Wessis

Also da meine Leute mal am Ende des 2. Weltkriegs aus dem heutigen Ostdeutschland in den Westen geflüchtet sind und auch nicht alle, sondern ein großer Teil unserer Verwandtschaft auch später in der Ex-DDR gelebt hat, hatte ich vor der Wende garantiert nichts gegen Ossis .. im Gegenteil, ich hab mich total gefreut, dass sie endlich raus konnten und nicht nur die Rentner, die uns ja ab und zu haben besuchen dürfen.

Wir waren auch oft drüben und haben unsere Leute drüben auch mit Päckchen versorgt.

Ich habe ganz ehrlich auch nach der Wende, auch wenn es inzwischen, da sie ja auch alle im Alter meiner Großeltern und Mutter waren, nun keinen Verwandten-Kontakt mehr nach drüben gibt, ganz sicher nichts gegen Ossis gehabt.

Der Papa von einem meiner Enkel stammt ursprünglich aus Leipzig, wir waren auch drüben, seine anderen Großeltern besuchen, solange meine Tochter noch mit Raphaels Papa zusammen war .. hat nur ja nicht gehalten mit den zwei .. der hat immer gesagt, mein Enkel ist ein Wossi .. und ich fand das lustig, aber ganz sicher nicht schlimm.

Den sächsischen Dialekt fand ich nur oberdrollig.

Ich habe auch lange mit allen möglichen Leuten aus der Ex-DDR virtuell geklönt, viele davon waren wie Jürgen und ich auch Aufstocker beim Jobcenter, es gab deshalb viele Parallelen bei uns .. und nein ich hatte auch da immer noch nichts gegen Ossis.

Das hat sich irgendwie erst in den letzten allerhöchstens 2 Jahren plötzlich geändert.

Weil die uns neuerdings ja sowas von anfeinden, ganz viele die AfD wählen, dass einem ganz anders wird .. und dann das Krakehl, wie Wessis hätten die Ossis nie aufgenommen und ihnen nicht geholfen und so .. also ehrlich .. das ist ober krass und auch ich habe da angefangen wie viele Leute hier drüben zu sagen, ja dann stellt doch die Mauer wieder auf, aber bitte doppelt so hoch.

Und Jürgen, mein Mann, geht da noch nen Schritt weiter und sagt .. aber bloß dabei nicht vergessen, die Selbstschussanlagen und Minen wieder mit unterzubringen, damit sie auch ganz bestimmt drüben bleiben.

Nun fand ich bei Panorama den Text unten .. und auch aus dem liest man supergut raus .. es sind die Ossis, die immer aggressiver gegen die Wessis wettern . nicht umgekehrt. Also ja wohl kein Wunder, dass da Gegenwehr aus dem Westen kommt dann. Ich ziehe mal ein paar Textauszüge unten raus .. Rest bitte selbst lesen.

https://www.gmx.net/magazine/panorama/osten-deutschland-suche-selbst-34023546



Die Unterschiede zwischen dem Osten und Westen Deutschlands verschwinden immer mehr. Trotzdem gibt es 30 Jahre nach dem Mauerfall immer noch Verlierer – und zwar beiderseits der einstigen Grenze.
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Euphorie spricht aus den Bildern des abendlichen 9. Novembers 1989. Ost- und Westdeutsche liegen sich an der einst innerdeutschen Grenze im Trabi-Qualm in den Armen. Die Mauer ist gefallen, die Grenzen sind offen, 328 Tage später ist Deutschland wiedervereint. Und drei Jahrzehnte später?
Es herrscht Ernüchterung im Land und Katerstimmung, manche Gräben sind neu entstanden, andere Barrieren nie verschwunden. Ein Drittel der Ostdeutschen gab im Sommer bei einer Allensbach-Umfrage im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an, im vereinten Deutschland noch nicht angekommen zu sein. Erst kürzlich sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: "Viele Ostdeutsche fühlen sich bis heute nicht gehört, geschweige denn verstanden."
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Im Alltag verschwinden die Unterschiede zwischen Ost und West augenscheinlich immer mehr. Die meisten Städte und Dörfer haben sich nach dem Verfall herausgeputzt. In die Restaurierung der oft maroden Altstädte zwischen Kap Arkona und dem Süden Thüringens sind nach 1989 Milliarden an Städtebaufördermitteln geflossen. Ein Großteil der Straßen, Schulen, öffentlichen Gebäude sind saniert.
Selbst die Arbeitslosigkeit ist im Osten deutlich zurückgegangen, die Einkommen und Renten sind im Durchschnitt gestiegen und damit die Zufriedenheit der eigenen finanziellen Lage. "Die Situation im Osten ist viel besser als ihr Ruf", sagte der Ostbeauftragte der Regierung, Christian Hirte, gerade erst der Deutschen Presse-Agentur. Am Mittwoch stellte er den Bericht zum Stand der Deutschen Einheit vor. "Unterm Strich gibt es eine extrem positive Entwicklung." Doch trotzdem spürt ein Viertel der Ostdeutschen große Unterschiede bei den Lebensverhältnissen.
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Dieses Gefühl belegen Zahlen. Zwar hat sich das verfügbare Einkommen in den rund 30 Jahren in Ostdeutschland mehr als verdoppelt. Trotzdem liegt das durchschnittliche Einkommen laut Bundesagentur für Arbeit in Westdeutschland bei 3434 Euro brutto im Monat, im Osten erhält der Arbeitnehmer mehr als 700 Euro weniger: 2707 Euro brutto. Das Verdienst-Schlusslicht ist der sächsische Landkreis Görlitz. Vollzeitbeschäftigte erhalten dort durchschnittlich 2272 Euro brutto im Monat. Zum Vergleich: In der Audi-Metropole Ingolstadt gehen die Menschen mit mehr als doppelt so viel Gehalt nach Hause: 4897 Euro brutto.
Generell nähert sich das verfügbare Einkommen der Ost- und Westdeutschen aber immer mehr an. Im Osten habe es laut dem Jahresbericht der Regierung einen massiven Aufholprozess gegeben. Löhne und Renten seien überproportional angestiegen, das Einkommen sei wegen der niedrigeren Lebenshaltungskosten auf einem vergleichbaren Niveau mit dem Westen.
Boomende Regionen gibt es zudem auch in Ostdeutschland, zum Beispiel die Städte Leipzig, Dresden und Jena. In der thüringischen Universitätsstadt verdienen die Menschen im Schnitt mehr als in Cloppenburg, dem westdeutschen Kreis mit dem niedrigsten mittleren Lohn mit 2609 Euro brutto pro Monat.
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Während die Menschen in Westdeutschland über hohe Mieten, Lebenshaltungskosten, Verkehrsdichte und einen unzureichenden ÖPNV klagen, monieren die Ostdeutschen - neben fehlendem Nahverkehr - Ärztemangel, den Wegzug der ausgebildete Arbeitskräfte und die Unattraktivität der eigenen Region. Die große Mehrheit ist überzeugt, dass die beruflichen Chancen für junge Menschen im Westen immer noch besser sind als im Osten. Doch wo die Jungen gehen, geht eben auch die Zukunft.  
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Dennoch: 30 Jahre nach dem Mauerfall sind Trabi-Qualm und Euphorie verflogen. Das neue ostdeutsche (Identitäts-)Gefühl begründet Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auch damit, dass die Geschichten der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen noch kein selbstverständlicher Bestandteil eines gemeinschaftlichen Wir-Gefühls geworden sind. 30 Jahre nach dem Mauerfall sei es aber höchste Zeit, das zu ändern, damit sich wirklich alle gleich fühlen.
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LG
Renate

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