Ein Interview darüber, dass Morddrohungen an Politiker öffentlich wahrgenommen werden, bei Privatleuten eher nicht und meistens aus dem rechtsradikalen Lager kommen
Das ist bei uns und der Frau, die uns hier die Wohnungstür eingetreten hat und nun auch noch andeutete, sie hätte unseren Hund Boomer mit Giftködern umgebracht, ganz genauso.
Auch die und ihre Lebensgefährtin kommen aus der rechtsradikalen Szene von Preetz und es ging los, als hier ein Ausländer seine Freundin wohl unter Wahnvorstellungen erstochen hat und dann wegen paranoider Schizophrenie in die Psychiatrie kam.
Darüber diskutierten vor allein Dingen viele rechtsradikale Preetzer in Preetzbook 2.0 und als ich dann sagte, jeder Deutsche mit Wahnvorstellungen wäre auch in der Psychiatrie gelandet, stand diese Frau, die uns vorher nur immer auf der Straße gedroht hatte, sie würde wissen, wo wir wohnen und uns in unserer Wohnung mit dem Messer abstechen, stand sie plötzlich bei uns vor der Tür. Ich hatte da schon 110 angerufen und die Polizei kam.
Es passierte der Frau, obwohl sie wegen Drogenbesitz verurteilt und nur auf Bewährung draußen ist und auch noch andere Leute mit Morddrohungen und dergleichen hier attackiert, nichts.
Die Staatsanwaltschaft kam wieder damit, wir müssten uns per Privatklage wehren.
Wir haben deshalb eine Dienstaufsichtsbeschwerde geschrieben.
Eine neue Anzeige läuft, weil sie nun auch noch schrieb, unser Hund wäre an Giftködern gestorben und es sich so liest, als hätte sie das selbst getan.
Lasse Petersdotter sagt, er hätte früher nie Anzeige erstattet, man sollte das immer tun, auch privat und wenn man nicht wie er ein doch recht bekannter Politiker sei. Das wäre sehr wichtig.
Also wir machen das .. ich möchte Euch dieses Interview einmal verlinken und ein paar wichtige Sätze rauskopieren und hier reinstellen .. Rest bitte selbst lesen.
KN-Interview
Lasse Petersdotter und die Schatten der Gewalt
Der
Grünen-Politiker Lasse Petersdotter (29) muss mit ständigen Bedrohungen
von Rechtsextremen leben. Er sagt im Interview: "Angst habe ich nicht.
Aber man muss die Gefahr wirklich ernst nehmen."
...
Kiel
Lasse Petersdotter (29) ist in der Grünen-Landtagsfraktion für Strategien gegen Rechtsextremismus
zuständig. Für sein Engagement zahlt er einen hohen Preis: Er muss mit
Morddrohungen leben. Nach dem rechtsextremmotivierten Politikermord an Walter Lübcke am 2. Juni 2019 haben diese Drohungen für ihn eine neue Brisanz.
...
Lasse Petersdotter: Die Tat überrascht mich spätestens seit den NSU-Morden
nicht wirklich, aber sie erschreckt. Mich beschäftigt grundsätzlich die
Frage, ob der oder die Täter so etwas wie ein Vorbild in der rechten
Szene werden. Ich erhalte zwar seit Jahren ähnliche Drohungen wie Walter Lübcke, möchte die Gefährdung aber nicht vergleichen. Vorsichtig bin ich trotzdem.
Was wird Ihnen angedroht?
Ich
erhalte zum Beispiel Gewaltandrohungen, wie „Kann man Dir nicht mal auf
die Fresse hauen“, oder Kommentare: „Wenn man den nachts erwischen
würde“. Vor Weihnachten
habe ich eine Broschüre mit Argumentationshilfen gegen
rechtspopulistische Aussagen herausgebracht, daraufhin kamen viele
Anfeindungen und auch Morddrohungen.
Auf meinen Anrufbeantworter hatte einer gesprochen: „Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie messerreiche Weihnachten.“
Mir wurde auch angedroht: „Die Zeit wird kommen, da werden wir Sie zur
Rechenschaft ziehen.“ Das sind alles Ankündigungen, mit denen man einen
Umgang finden muss, ich habe ihn schon früh gefunden, lange bevor ich
Politiker wurde.
....
Gab es dafür einen Anlass?
Ja. Mit 15 wurde ich von einem Neonazi verhauen, er war weit über 20 und mehrfach vorbestraft. Ich habe ihn daraufhin wegen Körperverletzung
angezeigt. Bis zur Gerichtsverhandlung blieb dann sehr viel Zeit für
Einschüchterungen: Er hat mir gedroht, wenn Du die Anzeige nicht
zurückziehst, dann bringe ich dich um. Also habe ich versucht, die
Anzeige zurückzuziehen, das ging aber nicht.
Damals hatte ich
keinen Schutz, ich bin kaum zur Schule gegangen, weil der Mann bei mir
im Viertel wohnte. Er wurde dann zwar verurteilt, hat aber nach Absitzen
seiner Gefängnisstrafe auf der Kieler Woche 2007 jemanden erstochen. Da war für mich klar, ich muss mich damit auseinandersetzen.
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Lasse Petersdotter (29) wurde in Preetz geboren und wuchs in Kiel auf. Nach dem Abitur 2011 studierte er Politik- und Islamwissenschaft an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
und machte 2016 seinen Bachelor. 2015 wurde er Mitglied im Parteirat
der schleswig-holsteinischen Grünen, arbeitete als Sprecher der
Landesarbeitsgemeinschaft Medien- und Netzpolitik der Grünen und als
Mitarbeiter für Netzpolitik, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der
Landtagsfraktion. Seit 2017 ist Lasse Petersdotter Landtagsabgeordneter. Er ist unter anderem Sprecher für Finanzen, Tierschutz und Strategien gegen Rechtsextremismus.
....
Wenn ich heute bedroht werde, habe ich als Politiker die Möglichkeit,
das zur Debatte zu machen. Als ich damals verhauen wurde, hat das
niemanden interessiert, außer meinem privaten Umfeld. Man darf nicht
vergessen, Politiker sind zwar gefährdet, aber die allermeisten
rechtsextremistischen Taten richten sich gegen Menschen mit
Migrationshintergrund, gegen Lesben, Schwule, Transpersonen und
Obdachlose – alles Menschen, die oft nicht die Möglichkeit haben, sich
Öffentlichkeit zu verschaffen.
...
2016 stand ich auf einer Kieler Liste, eine Internetseite, auf der linke
Menschen aufgelistet wurden. Dort stand, was ich gesagt habe, wo ich
mich aufhalte, in welche Kneipen ich gehe. Die rechte Szene hatte mich
also auf dem Radar. Auch das habe ich damals öffentlich gemacht. Und ich
habe mich nicht davon abhalten lassen, weiterhin in diese Kneipen zu
gehen.
....
Das Wichtigste für mich ist: weiterhin keine Möglichkeit auslassen,
Widerspruch gegen Rechts zu leisten. Und ich habe ich mir vorgenommen,
ab jetzt alle Drohungen und Vorfälle zur Anzeige zu bringen.
Das heißt, bisher haben Sie nichts zur Anzeige gebracht und stehen nicht mit den Sicherheitsbehörden in Kontakt?
Nein, bisher nicht. Das ist falsch, man muss konsequent die Dinge
anzeigen. Leider hat das oft keine juristischen Konsequenzen, weil die
Drohungen über Twitter oder Facebook
von den Absendern schnell wieder gelöscht werden. Das ist Teil der
rechten Strategie. Dann können sie nämlich nicht belangt werden, die
Verfahren werden wieder eingestellt, weil es heißt, die Drohung sei aus
einer Laune heraus entstanden.
....
Tja .. also anzeigen und sich nicht einschüchtern lassen.
Irgendwann muss ja wohl mal was passieren, egal ob man nun zu den bekannten Politikern gehört oder eben nur ein reiner Privatmensch ist.
LG
Renate
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