Samstag, 3. Oktober 2020

Corona-Forschung: Neue Studie zeigt Fehler im Immunsystem bei schweren Verläufen

 Ungefähr 14 % der schweren Verläufe lassen sich so erklären

Quelle:

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-09/schwere-covid-19-verlaeufe-studie-immunschwaeche-genetisch-bedingt?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Das meiste bitte im Link lesen .. ich ziehe nur paar wichtige Sachen raus:

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 Schon lange rätseln Forschende, warum Covid-19 manche Menschen besonders hart trifft. Nun zeigen zwei Studien: Fehler in der Immunabwehr spielen wohl eine große Rolle. 

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 Ein Teil der schwer kranken Covid-19-Patienten hat möglicherweise eine Immunschwäche, die eine effektive Abwehr von Sars-CoV-2 verhindert. Das haben Forschende schon seit einer Weile vermutet. Nun haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutliche Hinweise gefunden, wo die Schwäche in der Körperabwehr liegt. Zusammen könnten die Erkenntnisse fast 14 Prozent der schweren Covid-19-Fälle erklären. Gleichzeitig bieten sie eine mögliche Erklärung dafür, warum Männer häufiger schwer an Covid-19 erkranken als Frauen, und liefern Ansätze für eine verbesserte Behandlung. 

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 Betroffen ist eine bestimmte Art von Signalstoffen, die Typ-1-Interferone. Sie bilden die erste Verteidigungslinie, wenn ein Virus eine gesunde Körperzelle befällt: Zum einen sorgen Interferone dafür, dass die angefallene Zelle weitere gegen das Virus wirksame Proteine produziert. Und zum anderen rufen sie die eigentlichen Virusbekämpfer herbei: Immunzellen, die dem Virus den Garaus machen sollen. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass sich noch nicht befallene Zellen besser für den Angriff rüsten. Funktionieren diese Mechanismen nicht reibungslos, klafft eine gefährliche Lücke in den Abwehrreihen des Immunsystems. Und offenbar passiert das in Fällen von schwerem Covid-19 gar nicht so selten.

Fehlgeleitete Antikörper und genetische Mutationen

In der einen Studie untersuchte ein internationales Forschungsteam um den Infektionsgenetiker Jean-Laurent Casanova von der New Yorker Rockefeller University Blutproben von 987 Menschen mit einer lebensgefährlichen Covid-19-Infektion. Bei jedem Zehnten fanden sie Antikörper, die sich gegen das körpereigene Interferon richteten – die also einen körpereigenen Botenstoff fälschlicherweise als feindlich erkannten und ihn neutralisierten (Science: Bastard et al., 2020). In einer Kontrollgruppe mit 663 Personen mit milder oder asymptomatischer Covid-19-Infektion hatte kein einziger diese Autoantikörper im Blut. 

 "Das bedeutet, dass mindestens zehn Prozent der kritischen Covid-19-Verläufe von einer Autoimmunreaktion gegen das eigene Immunsystem ausgelöst werden", sagte Casanova dem Fachmagazin Science. Auffällig dabei: von dieser Immunschwäche waren fast nur Männer betroffen. Von 101 Personen, bei denen diese speziellen Antikörper festgestellt wurden, waren 95 männlich. Casanovas Hypothese ist, dass sich diese Art der Fehlregulation über das X-Chromosom weitervererben könnte. Frauen, die das Merkmal in ihren Genen tragen, könnten durch das zweite, nicht betroffene X-Chromosom geschützt sein. Bei Männern wäre das nicht möglich, denn sie haben ein X- und ein Y-Chromosom. Außerdem war in der Studie jeder zweite Patient mit Autoantikörpern älter als 65 Jahre alt. Wenn sie sich bestätigen, könnten die Ergebnisse also dazu beitragen zu erklären, warum Männer und ältere Menschen häufiger schwer an Covid-19 erkranken.

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Auch die Autorinnen und Autoren der zweiten Studie beschäftigten sich mit dem Zusammenhang zwischen einer gestörten Immunantwort und schweren Verläufen von Covid-19. Dabei legten sie ihren Fokus auf genetische Veränderungen (Science: Zhang et al., 2020). Sie untersuchten 13 Genabschnitte, die früheren Studien zufolge mit einem Defekt im Interferon-Mechanismus in Verbindung gebracht worden waren: dass Betroffene mit Mutationen in diesen Abschnitten ein höheres Risiko für einen lebensgefährlichen Infektionsverlauf haben können, ist aus der Forschung an anderen Viren bereits bekannt, etwa an Influenza-Erregern. Und tatsächlich wurden die Wissenschaftler dort fündig: Im Erbgut von 23 der 659 untersuchten Patienten mit einem schweren Covid-19-Verlauf identifizierten sie in acht dieser Genabschnitte seltene Mutationen. Als sie im Blut von einigen dieser Patienten die Interferon-Spiegel maßen, waren diese extrem niedrig.

Das legt die Vermutung nahe, dass bei diesen 3,5 Prozent der schwer Erkrankten ein genetisch bedingter Mangel an Interferon die Infektion erschwert hat. In der Kontrollgruppe mit milden Covid-19-Verläufen fand sich niemand mit diesen Genveränderungen.

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LG

Renate

 

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