Samstag, 23. Mai 2015

Mogelpackung Mindestlohn

Selbst bei mehr, aber Fahrkosten sieht es schon übel aus ....


... und zwar sogar bei einer Person alleine.

Ich rechne Euch das mal an einem Beispiel vor:

Eine Frau ist gelernte Industriekauffrau, muss aber einen Job als Putzfrau annehmen.

Sie kriegt 9.43 Euro die Stunde und arbeitet 7 Stunden am Tag an 5 Tagen die Woche.

Sie hat noch ein altes Auto und fährt jeden Tag 70 km, 35 hin und 35 zurück.

...

Die Frau hat allein stehend einen Regelsatzanspruch von 399 Euro.

Für die Wohnung darf sie eine Bruttokaltmiete von 329,50 plus 70 Euro Heizkosten ausgeben.

Das ergibt einen Bedarf von 798,50 Euro.

......

Die Frau verdient 9,43 Euro x 7 x 5 x 4 = 1320,20 Euro

Davon dürfte sie netto ca. 950 Euro raus haben, wenn sie Steuerklasse 1 hat, was anzunehmen ist.

Steuern und Sozialversicherung kann sie absetzen.

Sie kann auch die beiden Pauschalen von 30 Euro und 15,33 Euro absetzen.

Für Benzin kriegt sie 20 Cent pro km einfache Wegstrecke, das sind 

35 x 20 = 700 x 0,20 Euro =140 Euro

Das heißt, von ihrem Einkommen gehen schonmal 185,33 Euro erlaubte Werbungskosten ab.

Dann verbleiben ihr noch 764,67 Euro.

Wenn die neue Broschüre SGB II nicht spinnt, sollte sie davon noch den Grundfreibetrag von 100 Euro sowie für die weiteren 1.100 Euro bis zu 1.200 Euro für 900 Euro 180 Euro Freibetrag und für die letzten 100 Euro 10 Euro Freibetrag behalten dürfen, also wären das zusammen 290 Euro Freibetrag.

Dann verbleiben noch 764,67 Euro minus 290 Euro = 474,67 Euro, die der Frau von ihrem eigenen Einkommen von ihrem Bedarf angerechnet werden sollten.

798,50 - 474,67 = 323,83 Euro

Die Kfz-Versicherung kosten 100 Euro im Monat, die sie absetzen kann. Sie kriegt deshalb 423,83 Euro vom Jobcenter überwiesen.

Gesetzt den Fall, dass es stimmt, dass sie auch die 100 Euro Grundfreibetrag kriegt, sollte sie vom Jobcenter noch 323,83 Euro überwiesen kriegen.

Sie hat dann 950 Euro + 423,83 Euro zur Verfügung = 1.373,83 Euro

Davon geht ihre Miete mit 70 Euro Heizung und 329,50 Euro ab, dann bleiben ihr noch 974,33 Euro.

Weil das Jobcenter es abgelehnt hat, ihr dabei zu helfen, die Reparaturen des Autos, neue Reifen usw. zu finanzieren, bezahlt die Frau 150 Euro im Monat für einen Kredit, den sie deshalb hat aufnehmen müssen.

Dann hat sie noch 824,33 Euro übrig.

Die Versicherung für das Auto muss sie bezahlen, bleiben noch 724,33 Euro.

Autosteuern kann sie nicht absetzen. Das Auto kostet aber 220 Euro Kfz-Steuern im Jahr durch 12 = 18,33 Euro im Monat.

Dann hat die Frau noch 706 Euro von ihrem Lohn und den Zuschuss des Jobcenters übrig.

Sie muss nun auch noch 30 Euro im Monat für das Internet und das Telefon und 70 Euro Abschlag für Strom plus einer Rate von 20 Euro für eine Stromnachzahlung aus dem Vorjahr bezahlen.

586 Euro sind dann noch übrig.

Sie hat ca. 146,50 Euro in der Woche.

Rechnet man das auf den Tag, kann sie am Tag noch 19,53 Euro ausgeben.

Davon muss sie jetzt aber noch tanken.

Das Auto braucht ca. 8 l Super auf 100 km. Der Preis liegt beispielsweise noch recht günstig bei 1,30 Euro pro Liter. Sie fährt im Monat ca. 5 x 70 x 4 km = 1.400 km, also braucht sie 14 x 8 l = 112 l Super x 1,30 Euro = 145,60 Euro, um zur Arbeit zu fahren.

Sie hat jetzt nur noch 439,50 Euro im Monat übrig.

Davon verbraucht sie noch weitere 39,50 Euro für Benzin, um private Fahrten zu erledigen.

Dann hat sie noch 400 Euro im Monat übrig.

Davon muss die Frau für weitere Reparuten für das Auto und eine eventuelle Neuanschaffung noch 100 Euro im Monat sparen, denn wenn sie nicht zur Arbeit fahren kann, weil sie kein Auto hat, kriegt sie eine Sperre von 3 Monaten und kein Geld, falls sie selbst schuld ist, diese Arbeit verloren zu haben.

Die Frau hat jetzt nur noch 300 Euro im Monat.

Weil es sein kann, dass auch zu Hause einmal etwas kaputt geht wie die Waschmaschine oder Möbelstücke und so weiter und sie auch noch eine Familie hat, die einmal zu Besuch kommen kann oder wo sie Geschenke mitbringen möchte, legt sie noch weitere 50 Euro im Monat dafür weg.

Sie hat jetzt noch 250 Euro im Monat.

Sie ist berufstätig, da kann sie nicht ungepflegt rumlaufen. Außerdem haben die Kollegen eine Kaffeekasse und gehen einmal im Monat gemeinsam in die Eisdiele, wo sie nicht fehlen kann. Sie muss deswegen noch ungefähr 50 Euro im Monat für den Friseur und Kleidung verbrauchen.

Sie hat jetzt noch 200 Euro im Monat übrig. Davon kann sie sich Essen, Kosmetik und andere Dinge für den täglichen Haushalt kaufen.

Das sind dann durch 30 geteilt 6,66 Euro am Tag, die sie ausgeben kann.

Falls die Frau die 100 Euro Grundfreibetrag nicht anerkannt bekommen sollte, hätte sie noch 100 Euro weniger. Sie würde dann nur noch 3,33 Euro am Tag für Essen, Kosmetik und andere Dinge zur Verfügung haben.

Wenn sie nicht 9,43 Euro, sondern 8,50 Euro, also den gesetzlich festgelegten Mindestlohn bekommen würde, wäre sie unter diesen Umständen gar nicht mehr lebensfähig.

Das Jobcenter würde ihr solche Jobangebote aber dennoch zuschicken und sie sanktionieren, wenn sie sich darauf nicht bewerben würde.

LG Renate

PS: Auch für einen Familienvater liegt der Mindestlohn bei 8,50 Euro .. Familienmitglieder kriegen nicht jeder 399 Euro an Regelsatz anerkannt, sondern die Partner jeder 360 Euro und Kinder noch viel weniger.

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