Freitag, 14. Dezember 2018

So können "Weihnachtsgrüße vom Jobcenter" aussehen ...

... und genau deshalb muss Hartz IV auch weg

 Fördern und fordern müsste ja sein, heißt es immer so schön bei den Leuten, die meinen, dass Hartz IV mit seinen sowieso viel zu niedrigen Regelsätzen, Mietobergrenzen, Sanktionen oder Sinnlos-Weiterbildungen und den üblichen Schikanen für alle Menschen, die trotz Arbeit noch aufstocken müssen, weil eben gerade durch Hartz IV die Löhne in diesem Land derartig gesunken sind, dass sie in vielen Fällen nicht mehr das Existenzminimum decken, unbedingt erhalten bleiben müsste.
 Tja .. eine meiner langjährigen Jappy-Freundinnen, alleinerziehende Mutter und seit ich sie kenne (und ich kenne sie fast so lange wie Jürgen) nie arbeitslos gewesen, sondern nur Aufstockerin, hat gestern gerade "ganz tolle Weihnachtsgrüße" vom Jobcenter bekommen, die ihr erstmal die Sprache verschlagen, die Schuhe ausgezogen und natürlich auch Angst ums nackte Überleben in den kommenden Monaten gemacht haben.
 Die sahen dann folgendermaßen aus:

Sie würden sie in den kommenden Monaten mit 30 % Abzug vom Regelsatz sanktionieren, weil sie ja einen Meldetermin nicht wahrgenommen hätte.

Sie hat aber gar keine Post vom Jobcenter bekommen, dass sie kommen soll und vorher .. also über 10 Jahre lang minimum .. noch nie einen Meldetermin versäumt.

Außerdem hat sie wie gesagt ja einen Job, wo sie täglich in den Vormittagsstunden drin arbeitet.
 Wir waren beide erstmal in Google unterwegs um rauszufinden, dürfen die das überhaupt?

Ich glaube nicht .. weil 30 % nur bei einem einzigen Meldeversäumnis wird normalerweise von Jobcentern generell nicht gemacht .. das sind dann eigentlich wenn überhaupt nur 10 %.

Außerdem ist kein Fallmanger dazu gezwungen, nun gleich bei sowas mit Sanktionen zu reagieren, sondern kann mal nachfragen, einen neuen Termin vergeben, anrufen und so weiter .. denn auch laut Jobcenter-Gesetzgebung sollen Sanktionen ja nur verhängt werden bei schweren Verstößen.
 Und dass die Post heutzutage mal nicht ankommt, würde ich nun wirklich nicht zu den schweren Verstößen zählen.

Das ist genau genommen Pech und in meinen Augen gar kein Verstoß und das Fallmanagement sollte Verständnis dafür haben, dass sowas in der heutigen Zeit mal passieren kann.

Gemacht wird sowas gelegentlich auch beim ersten Meldeversäumnis .. normal ist dann aber, dass 10 % vom Regelsatz als Sanktion einbehalten werden, nicht gleich 30 %.
 Ich fand, viele Leute wehren sich gegen sowas und haben dann auch oft schon vorm Sozialgericht da gewonnen oder aber bereits über einen Widerspruch erreicht, dass das Jobcenter so eine Sanktion zurücknimmt, ohne dass man klagen muss.

Also habe ich meiner Jappy-Freundin geraten, unbedingt innerhalb der 4-Wochen-Widerspruchsfrist Widerspruch einzulegen .. schriftlich, den am besten persönlich beim zuständigen Jobcenter abzugeben, ne Kopie anzufertigen und sich die durch nen Stempel bestätigen zu lassen.
 Schreiben liegt ihr zwar nicht so .. weshalb sie auch bei dem Schreck gestern dann den ganzen Tag versucht hatte, beim Jobcenter-Callcenter einen zu erreichen, aber klar .. dieses Callcenter ist genauso eine Krankheit wie die Maßnahmen der Jobcenter und vieles mehr, was die tun .. war das nonstop besetzt und sie ist nicht durchgekommen, hat also keinen erreicht.

Ich habe ihr auch davon abgeraten, sich nur auf so ein Telefonat zu verlassen. Das kann sie nicht beweisen und das ist auch kein rechtskräftiger Widerspruch, denn der muss schriftlich erfolgen.

Ich habe ihr gesagt, sie arbeitet doch nun nicht als Chef-Sekretärin oder was in der Art, wenn da paar Tippfehler drin sind .. na und? Da soll sie sich bloß keinen Kopf drum machen und einfach Widerspruch einlegen und da drin erklären, die Post ist bei ihr eben nicht angekommen, sie konnte so ja nicht wissen, dass sie kommen soll.

Das will sie nun auch machen. Sie muss sowieso die Tage hin, weil sie da den nächsten Termin hat und dann dieses Widerspruchs-Schreiben gleich mitnehmen.


Ich werde ihr die Daumen drücken.

Sie ist wie gesagt alleinerziehend, hat als wir uns kennenlernten, damals noch 2 Kinder durchbringen müssen. Der Sohn ist älter, hat inzwischen die Schule mit einer super Abi-Note abgeschlossen, eine schöne Lehrstelle bekommen, auch ausgelernt und im Anschluss gleich einen guten Job gefunden.

Aber die jüngere Tochter geht halt noch in die Schule und Mama muss die auch noch groß kriegen.

Und das geht eben heute bei den Stundenlöhnen nicht ohne aufstocken.

Aber versteht Ihr jetzt, warum alle Menschen, die Hartz IV persönlich kennen, sagen, Hartz IV muss weg und vor allen Dingen muss eins weg, die Sanktionen, denn die können so ungerecht sein.

Das war nur eins von vielen Beispielen, die es da gibt.

Und das ausgerechnet jetzt ein paar Tage vor Weihnachten.

LG
Renate

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