Dienstag, 27. Februar 2018

Die Tafeln früher ....

... und wie ich mir das heute wieder wünschen würde


Als die ersten Tafeln vor über 20 Jahren aufkamen, war alles noch ganz anders.

Jeder Mensch, der aus welchem Grund auch immer kein Geld mehr hatte, um sich was zu Essen zu kaufen, konnte da einfach hingehen und sich ausnahmsweise oder auch regelmäßig von diesen kostenlosen Almosen etwas holen.

Es war irrelevant, ob man nun Sozialhilfe oder Arbeitslosenhilfe, Wohngeld oder ähnliche Sozialleistungen bekommen hat, damit man dort Hilfe fand.

Man konnte auch einfach aus irgendeinem Grund mal einfach nur komplett pleite sein, was ja auch heute durchaus auch mal Menschen passieren kann, die nicht von Sozialhilfe leben, nicht von ALG II leben oder ihr Einkommen aufstocken müssen.

Es kann einem doch auch mal was Teures kaputt gehen und so dazu führen, dass plötzlich übelst Ebbe in der Kasse ist, oder etwa nicht?

Oder man kann sein Geld verlieren, sich aus irgendeinem Grund komplett verkalkuliert haben .. und und und .. .pleite zu sein, dafür gibt es so viele Gründe, die nicht immer was mit Dauerbedürftigkeit zu tun haben.

Wie das früher war, das sieht man noch heute an den Läden der Diakonie, wo jeder hingehen kann, der wenig Geld hat.

Nur wie gesagt, sind auch diese Läden inzwischen aufgrund viel zu vieler Bedürftiger so durchgesucht, dass es eigentlich kaum noch Sinn macht, dort hinzugehen. Man findet das, was man braucht, dort nur noch in den seltensten Fällen.

Jürgen und ich haben 2011 mal eine Weile versucht, die Preetzer Tafel zu nutzen. Wir haben das sehr schnell wieder sein gelassen. Das Gemüse war welk, das Brot alt, andere Dinge meistens weit überm Verfallsdatum und alles, aber nicht mehr vertrauenerweckend, wenn man darauf geachtet hat, nicht unbedingt an einer Lebensmittelvergiftung zu erkranken.

Hinzu kam ein nicht eben freundlicher Umgang mit den Menschen, die dort Schlange standen.

Zu Anfang wollte man uns nichtmal einen Tafelausweis ausstellen. Es hieß, wir hätten ja zu viel Einkommen, obwohl wir nach dem Tod meiner Mutter damals komplett auf ALG II pur angewiesen waren.

Schließlich kriegten wir doch besagten Ausweis.

Es mag sein, dass es schon damals gar nicht mehr anders ging und sicherlich für die Menschen, die an den Tafeln ihren Dienst tun, immer schwieriger wird zu entscheiden, wer da überhaupt noch ein paar Almosen bekommt.

Schon die Ausgabezeiten sind etwas, das Menschen, die arbeiten müssen, also viele Aufstocker, von den Tafeln ausschließt, denn die habe nicht eben mal so mitten am Tag Zeit, sich da in die Schlange zu stellen.

Für Menschen, die vom Dorf kommen, lohnt es bei dem wenigen brauchbaren Essen, für das man ja sogar noch seinen kleinen Obulus bezahlen muss, wenn Busgeld oder dergleichen dazukommt, sich da anzustellen sowieso nicht. Das lohnt sich nur für Menschen mit viel Zeit, die eine Tafel so in der Nähe haben, dass sie dort auch zu Fuß hingehen können und keine Extra-Kosten dafür haben.

Trotzdem ist es erschreckend zu lesen, dass sich inzwischen die Menschen vor den Tafeln schon fast prügeln .. dass Alte und Schwache sich deshalb da nicht mehr hintrauen, die diese Almosen auch gut gebrauchen könnten.

Im Wahlprogramm der Grünen habe ich die Idee gefunden, dass man alle Läden dazu verpflichten könnte, abgelaufene Lebensmittel einfach so zum Mitnehmen für jeden irgendwo auszulegen.

Die Idee fand ich sehr sozial und gut.

Aber auch da wäre ich nicht sicher, ob denn wirklich so jeder, der bedürftig ist, auch die Möglichkeit hätte, immer dann, wenn er Hunger hat, auch kostenlos etwas zu Essen zu finden.

Wie gesagt, es wäre schön, wenn Menschen nicht grundsätzlich auf Dinge wie die Tafeln angewiesen wären, um in Deutschland nicht so sehr zu hungern, dass sie an Mangelernährung krank werden.

Wenn die Tafeln heute wieder das wären, was sie früher waren, nämlich ein Notbehelf, wenn es mal wirklich eng geworden ist, und das für jeden .. das wäre sehr gut.

Ansonsten sollten die Regelsätze endlich einmal so berechnet werden, dass sie auch zum Überleben reichen .. ohne Tafeln.

LG
Renate

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