- Das ist etwas, wo man reinwächst im Laufe der Jahre -
Armut misst man nicht nur daran, dass man recht viel Not leidet, sondern auch daran, wie es den meisten Menschen im Umfeld sonst noch geht.Man nennt das dann relative Armut.
In Deutschland gibt es etwas, das Millionen von Menschen trifft, das sich heute relative Armut nennt.
Diese millionenfache relative Armut ist in meinen Augen dadurch entstanden, dass die Hartz-IV-Gesetzgebung in unserem Land eingeführt wurde, man so die Menschen durch Sanktionen gezwungen hat, jeden noch so schlecht bezahlten Job annehmen zu müssen, was das Lohnniveau inzwischen so sehr gedrückt hat, dass wir eine Riesenkluft zwischen Armen und Reichen bekommen haben.
Deutschland ist im Prinzip ein reiches Land, aber die meisten Menschen in diesem reichem Land, in dem ca. 10 % der Gesamtbevölkerung im Geld schwimmen, gehören zu den restlichen 90 %, die oft kaum noch wissen, wie sie auskommen sollen.
Aber man gewöhnt sich auch daran, arm zu sein und schraubt seine Ansprüche einfach runter.
Jürgen und ich haben unseren Texter-Nebenjob, mit dem wir noch einige Freibeträge zusammenkriegen, die es uns ein wenig leichter machen .. es geht nämlich auch noch schlimmer in diesem Staat.
Noch schaffen wir es, dass unsere beiden Gnadenbrotpferde von uns gut versorgt werden können, wir einen kleinen Hund haben und momentan sogar ein Auto mit noch TÜV und auch die Chance, bis dahin das nächste kaufen zu können.
Es ist Kieler Woche und das Bezingeld reicht mal wieder nicht, um mal hinzufahren. Das ist schade, aber war schon in den letzten paar Jahren nicht anders. Im ersten Jahr, als das so war, war ich enttäuschter. Inzwischen sagt man sich, das wird sowieso nicht klappen, es ist zu wenig Geld da.
Aber wir werden bis zum nächsten Ersten nicht hungern müssen, nur sparsam einkaufen.
Sparsam einkaufen ist für mich zur Gewohnheit geworden. Richtig gut essen tun wir selten.
Seit 1 1/2 Jahren habe ich keine Waschmaschine mehr, aber ich hoffe, dass ich mal wieder schaffe, eine zusammenzusparen. Solange muss es eben so gehen.
An alte Möbel und schlampige Klamotten haben wir uns längst gewöhnt ... dabei waren Jürgen und ich früher durchaus mal eitel.
Handynummern anrufen ... nur im Notfall, denn das ist viel zu teuer.
Kontakte mit anderen Menschen pflegen ist so schwierig, aber über das Internet gibt es schon welche, mit denen wir kommunizieren und auch manchmal persönlich treffen.
Vielen Menschen in unserem Umfeld geht es aber ganz ähnlich.
Und genau das ist relative Armut in Deutschland.
Es gibt sicherlich Länder, wo es viel schlimmer ist als bei uns, nämlich welche, wo der Hunger Menschen regelrecht umbringt. Das ist bisher in Deutschland noch nicht oft so, nur gelegentlich. Vor allen Dingen Obdachlose sterben schon oft vollkommen unbemerkt auch in Deutschland und die meisten Menschen kriegen das gar nicht mit. Sie erfahren auch nichts von der Zunahme der Selbstmorde aus Einsamkeit und Frust, aber darüber gibt es leider Statistiken.
Es wäre deshalb schon gut, wenn ein reiches Land wie das unsere daran endlich mal etwas ändern würde.
LG
Renate
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