... denn so schwierig wie folgt ist digitale Arbeit wirklich
Ich möchte Euch nur mal, auch wenn ich dabei vorsichtig sein muss, weil ich ja Ghostwriterin bin und mein Mann auch, ein paar Beispiele aufzeigen, warum Eure wahnwitzige Idee, anders als inzwischen so manche andere Partei kein existenzsicherndes Grundeinkommen endlich einzuführen, weil Ihr glaube, damit würdet Ihr die Löhne noch mehr drücken, eben eine wahnwitzige Idee ist.
Ihr werdet mit Euren Schön-Geschwafel die Gehälter und Löhne nicht oben halten können.
Ihr könnt nur eins tun, von den Gewinnen was abzwacken und endlich unter den Menschen, die in diesem Land die Arbeit machen oder auch die, die es nicht mehr können oder nie konnten, dieses Geld so aufzuteilen, dass man davon auch leben und nicht nur überleben kann.
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Also mal los:
Nimm Randstad, die ja nun soweit ich weiß Twago übernommen haben, und da auch eine Ecke, mit der Jürgen und ich uns auskennen, nämlich die, wo Texter gesucht und Content-Aufträge vergeben werden.
Bei Twago (sprich Randstad) schreiben die Kunden diese Aufträge aus und man muss sich auf jeden einzelnen Auftrag erstmal umständlich bewerben und um den Preis verhandeln.
Dass diese Kunden die Preise drücken und wie das gemacht wird, werde ich Euch mal anhand unserer Arbeitspraxis jetzt verdeutlichen, und zwar aus einem Portal, wo wir noch halbwegs geschützt arbeiten, wo es Mindestvergütungen gibt, wo man noch sogenannte Open Orders einfach so bearbeiten kann und meistens auch bezahlt kriegt und wo man auch von vornherein die Konditionen für sogenannte Direct Orders festlegen kann, unter denen man nicht tätig wird.
Team Orders (also Gruppen, die gemeinsam was erledigen) gibt es dann auch noch, die immer etwas besser bezahlt werden als Open Orders.
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Mir passierte gestern und heute folgendes:
Mein Direct-Order-Preis liegt bei 2,5 Cent pro Wort. Wenn ich als Stufe-4-Autorin Open Orders bearbeite, dann kriege ich 1,3 Cent pro Wort.
Direct Orders kann ich mehrere auf einmal annehmen und dann in Ruhe abarbeiten.
Bei Open Orders landen die in einem großen Pool, wo alle Texter, die die entsprechende Stufe haben, dann frei diese Aufträge bearbeiten können, ein Kunde also keinen Einfluss darauf hat, wer seine Texte schreibt es sei denn, er setzt bestimmte Texter auf seine Blacklist. Wir Autoren können auch bestimmte Kunden auf eine Blacklist stellen, wenn wir von denen nicht mehr sehen wollen, was die an Aufträgen reinstellen, weil wir mit denen schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Ich hatte gerade einen Auftrag über Spreewaldgurken in Arbeit, war eine Open Order, als ich eine Nachricht von einem Kunden kriegte, für den ich vorher noch nie was geschrieben habe und der eine Änderungsquote von 76 % hat, also zu den sicherlich sehr schwierigen Kunden gehört bei einer so hohen Änderungsquote.
Nun schrieb der mir, ob ich nicht zwei Aufträge für ihn bearbeiten könnte über Second-Hand-Mode.
Ich habe geantwortet, mehr als einen Auftrag zur Zeit kann ich nicht bearbeiten und bin gerade bei einem dabei, aber danach könnte ich ja mal schauen, ob seine Aufträge noch da wären. Versprechen könnte ich ihm nichts, denn als Open Orders könnte die ja jeder Autor fertigmachen, der sie findet.
Daraufhin kriegte ich die Antwort, wie hoch denn mein Direct Order Preis für diese beiden Aufträge sei (das Briefing konnte ich da natürlich nicht sehen, denn ich hatte ja noch den anderen Auftrag in Arbeit, also keine Ahnung, ob mir dieses Briefing überhaupt zusagt oder nicht). Und ob ich denn gerne über Second-Hand-Mode schreiben würde.
Ich habe geantwortet, meine Lielingsthemen sind Tiere, Pflanzen, Essen wie Kochen oder Inhaltsstoffe oder Gesundheitsthemen, aber ich sei nicht komplett eingenischt und Mode wäre schon okay. Mein DO-Preis sei wie gesagt 2,5 Cent pro Wort. Wenn das in Ordnung sei, soll er mir die beiden Aufträge gern per Direct Order schicken, ich mache die dann fertig.
Hat er aber nicht gemacht. Ich gehe davon aus, 2,5 Cent pro Wort waren dem zu viel Geld.
Und das bei nur zwei kleinen Aufträgchen, an denen ich ja nicht viel verdienen würde.
Wenn einer wegen einer dauerhaften Sache mit mir um den Preis feilschen würde, wäre das ja noch okay .. aber doch nicht für maximal 800 Worte (habe inzwischen nachgesehen, aber den nächsten Text wieder von diesem Spreewaldshop angenommen, weil mir das Briefing da halt besser gefiel und ich so leichter mein Geld verdienen kann).
Würde ich die beiden Texte als Open Order bearbeiten, dann würde ich daran maximal 8,01 Euro verdienen, als Direct Order wären es dann 20,00 Euro .. und das mit einer hohen Wahrscheinlich von Änderungen bei einer so hohen Änderungsquote ... mal abgesehen davon, dass auch so ein Nachrichten-Austausch ja Arbeit macht, die nicht bezahlt wird.
So also sieht unser Job aus.
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Das zweite Beispiel ist eins von Jürgen:
Der hat vor einer Weile recht lange für einen Kunden Direct Orders bearbeitet, für den er ursprünglich eine Open Order über Bootsmotoren geschrieben hatte, mit der der sehr zufrieden war.
Der fragte dann Jürgen auch, ob er nicht mit dem Preis runtergehen könnte und Jürgen hat, weil es ja mehr Aufträge werden sollten, dazu ja gesagt.
Boote liegen Jürgen. Die ersten Aufträge dieses Kunden ließen sich so auch gut von Jürgen bearbeiten und der Kunde war zufrieden mit dem Ergebnis.
Später kamen von dem gleichen Kunden dann Aufträge über Logistik dazu, teils endlos lange Texte mit vollkommen falsch geschriebenen endlos langen Keywords, unglaublich schwierig zu schreiben.
Jürgen hat die Zähne zusammengebissen und auch diese Logistik-Sachen zum gleichen Preis alle bearbeitet.
Besonders krass war der letzte dieser Logistik-Aufträge, auch besonders lang. Jürgen hat drei Tage dran gesessen. Als er mir das Briefing zeigte, habe ich gesagt, sag nein .. das geht schief, ich würde das nicht bearbeiten.
Jürgen mochte aber nicht nein sagen, weil er doch vorher einige nette Texte über Bootsmotoren bekommen hatte und das nett gefunden hatte.
Tja .. dann kam ein Änderungswunsch bei dem langen Text, dann war der Kunde auch mit der Änderung nicht zufrieden und das Resultat war schließlich, dass der den Auftrag abgelehnt hat, Jürgen so seinen in fast 6 Jahren einzigen nicht angenommenen Auftrag in seiner Autoren-Statistik stehen hat .. wir eine ganze Woche echt gehungert haben, weil das Geld dafür fehlte, denn in der Zeit hätte Jürgen sonst ja was verdient, so aber nicht .. und er klar auch noch nen Rüffel vom Support bekommen hat, weil der Kunde dann "so nett war", sich auch noch über Jürgens Arbeit zu beschweren.
Dass die vielen Fehler größtenteils in den vorgegebenen Keywords lagen, ohne die Jürgen diesen Text gar nicht hätte abgeben können, ist der Korrekturleserin (die sind ja genauso überlastet wie wir und sehen sowas meistens dann gar nicht) dabei nichtmal aufgefallen.
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Das .. liebe SPD ... ist ein digitaler Job.
Und Ihr seid Traumtänzer, die kein Mensch wählen kann, weil Ihr bisher nicht den Hauch einer Ahnung habt, was auf die kommenden Generation in diesem Land noch an Arbeit zukommt.
Aber macht nix .. Ihr sackt ja auch immer weiter ab, und das garantiert nicht ohne Grund, weil Eure potentiellen Wähler eben mehr Ahnung davon haben, was läuft als Ihr selbst.
In diesem Sinne
LG
Renate
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