Mittwoch, 9. Dezember 2020

Campino hat ein Buch geschrieben ....

 ... und beim Schreiben begonnen, seine Eltern besser zu verstehen

 


 Unten findet Ihr einen Link zu einem Text über das Buch von Campino, dem Sänger der Toten Hosen.

Das handelt von Punk und Fußball, aber auch Campinos Familie und seinen Eltern.

Das buch heißt "Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde".

Es ist eine Autobiografie.

Ein Zitat aus den Interview über Fußball und Punk:

"Ich kann einen gewissen Humor im Punkrock entdecken, den ich im Fussball wiedergefunden habe. Sich über sich selbst amüsieren, darüber, dass man acht Stunden lang zu einem völlig unbedeutenden Fussballspiel fährt, um dort mit anderen Trotteln im Auswärtsblock zu stehen, eine schlechte Wurst zu essen, im Regen die Mannschaft verlieren zu sehen und dann wieder nach Hause zu trotten. Darüber, dass man mit seiner Zeit nicht wertvoller umgeht, sondern sie so vergeudet – das ist eine Verweigerung des Leistungsprinzips, die stark an Punk erinnert."

Noch ein anderes Zitat:

"Ich hoffe, dass das so ist. Ich würde das als Rezept immer empfehlen. Letztlich sollte man in der Lage sein, sich neben sich selbst zu stellen und über sich, seine eigene Doofheit und das damit verbundene Spiessertum zu lachen. Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen. Würde ich ständig analysieren, was man mit dem Geld im Fussball alles an sinnvollen Sachen in der Welt veranstalten könnte, dann wäre ich nicht mehr in der Lage, ein Spiel zu geniessen."

Und das nächste Zitat zeigt den Übergang von Fußball und Familie in diesem Buch:

" Ich muss erklären, warum ich ausgerechnet Liverpool-Fan geworden bin. Da stand ich mit einem Bein in meiner Familiengeschichte und bei den Wurzeln meiner Mutter. Und dann entstand ein Ungleichgewicht zur Geschichte meines Vaters, also wollte ich mich auch mit der deutschen Seite meiner Familie beschäftigen. Für mich war das die wesentliche Bereicherung des Projekts: Ich konnte meine eigene Familiengeschichte noch einmal so aufarbeiten, dass ich viel Verständnis für meine Eltern gewonnen habe."

Und noch mehr darüber, wie Campino über das Schreiben dieses Buches dazu kam, seine Eltern im Nachhinein viel besser zu verstehen als vorher:

"

Am wichtigsten war für mich, dass ich entdeckt habe, wie gross ihre Liebe gewesen sein muss. Als ich zur Welt kam – ich war das sechste Kind –, geriet ich in eine Familie, die sich durch den Alltag kämpfte. Da gab es keine grosse Zeit für stille Momente mit den Eltern, ständig war Radau. Zärtliche Momente zwischen ihnen habe ich selten erlebt, vielleicht mal bei einem Sonntagsspaziergang, und davon schienen sie dann manchmal selbst überrascht. Meine Eltern haben sich oft gestritten, und ich lebte in ständiger Sorge, sie würden sich trennen. Diese Auseinandersetzungen waren geradezu traumatisch für mich. Heute, nachdem ich diese Puzzlestücke der Vergangenheit zusammengesetzt habe, stellt sich mir das alles ganz anders dar.

Wie genau?

Sich 1947, unmittelbar nach dem Krieg, kennenzulernen und über diese Trümmer hinwegzusteigen, jeder Schwierigkeit zu trotzen, war ein gewaltiger Kraftakt. In England war man nicht begeistert über einen deutschen Schwiegersohn. Und die deutschen Eltern hatten sich auch eher eine deutsche Hausfrau gewünscht, die weiss, wie man einen Weihnachtsbraten macht. Und dann kam meine Mutter, eine Intellektuelle aus Oxford. In so einer Phase von England nach Deutschland zu ziehen, in eine Ein-Zimmer-Wohnung nach Göttingen, das macht man nur, wenn die Liebe grenzenlos ist."

Und noch ein Zitat über die Coronazeit:

" Wir haben ein ganzes Album mit grosser Freude aufgenommen und warten auf die Zeit, in der es wieder kompromisslos zur Sache gehen kann. Unsere Konzerte waren immer Partys – und wenn das gerade nicht möglich ist, dann halten wir das aus. Es gibt grössere Probleme für die Gesellschaft als ein ausgefallenes Konzert der Toten Hosen."

So .. genug zitiert ... das Interview ist nett .. wer mag, kann es unten im Link ja gern ganz lesen.

https://www.nzz.ch/sport/campino-findet-man-darf-sich-selbst-nicht-so-wichtig-nehmen-und-sollte-in-der-lage-sein-ueber-die-eigene-doofheit-zu-lachen-ld.1588380?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

 

LG

Renate

 

 

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