Mittwoch, 19. September 2018

Wo ich die Schwierigkeiten der Sammelbewegung "Aufstehen" sehe

- Das Problem mit der Basis wird nicht einfach zu lösen sein -


 Die ersten Posts, wild durcheinander und von sehr vielen Menschen geschrieben, die sehr unterschiedliche Meinungen haben, habe ich nun bei "Aufstehen" schonmal gelesen.

Ich werde garantiert nicht alle lesen .. das kann ein einzelner Mensch auch vermutlich kaum schaffen, denn ich gehe davon aus, da werden viele Leute mitmachen und ihre Ideen posten.
 Ich war mal Foren-Admina von einem ganz kleinen Forum über eine Pferdekrankheit.

Ich hatte damals relativ viel Zeit. Meine Kinder waren erwachsen, drei davon schon ausgezogen und einer machte begeistert Musik an seinem PC.

Meine Mutter war hochgradig dement, ich deshalb Hausfrau und meistens da, um sie von morgens bis abends wie einen Säugling zu beaufsichtigen.
 Wirklich unterhalten konnte man sich damals mit Mama nicht mehr.

Mein Ex-Mann betrog mich mit mehreren Frauen gleichzeitig und war nur noch zum Essen und Schlafen zu Hause .. und ich lebte auf einem Dorf, wo absolut nichts los war außer dass ich gelegentlich einige Stunden bei meinen Gnadenbrotpferden verbrachte und deshalb, weil eins davon eine chronische Krankheit hatte, besagtes Forum aufgemacht hatte.
 Wie das ging, hatte mir mein Jüngster erklärt.

Also betreute ich meine Mitglieder, jeden sehr individuell und so denke ich auch recht liebevoll.

Das waren nur eine Hand voll Stammmitglieder. Der Rest sozusagen Laufkundschaft mit einem aktuellen Problem, die auch wieder verschwanden, wenn es ihren Pferden besser ging.

Und schon das hat mich täglich viele Stunden Zeit gekostet.
 Es machte mir Freude zu helfen und außerdem entstanden so mit manchen der treu dabei bleibenden Mitglieder enge Freundschaften, die teils bis heute immer noch da sind.

Meine Erfahrung ist also ... wenn man sich mit Menschen unterhält und wissen möchte, was sie bedrückt, dann muss man sich unendlich viel Zeit dafür nehmen und diese Zeit auch haben.
 Schon bei der virtuellen Programmdebatte der Linken, wo ich auch monatelang dabei war, habe ich bemerkt, dass die Basis eigentlich später im daraus resultierenden Parteiprogramm gar nicht weiter berücksichtigt wurde, obwohl ja die Basis in dieser virtuellen Programmdebatte helfen sollte, was auszuarbeiten. Viele waren extrem enttäuscht .. ich gehörte dazu .. weil wir uns so viel Mühe gemacht hatten, aber schließlich doch nur die typischen linken Ideologien im Parteiprogramm landeten, die eher nichts mit den Diskussionen der Basis zu tun gehabt haben.
 Auch die Piraten fanden es wichtig, dass die Basis entscheidet. Die hatten so gute Ideen, die waren auch toll .. alle unterhielten sich laufend über Twitter .. und wo sind die Piraten heute?

Es gibt sie noch .. aber sie sind nur noch eine Randerscheinung.

Ich vermute, der laufende Austausch mit der Basis ist einfach zu aufwendig .. das macht so viel Arbeit, das schafft kein Mensch.
 In der linken Sammelbewegung "Aufstehen" gibt es bis dato noch nichtmal Themenbereiche, wo man eventuell gezielt die Ansichten der vielen Mitglieder drin sortieren könnte, damit man später in der Lage ist, daraus statistisch auszuwerten, wo denn überhaupt die vielen unzufriedenen Menschen in Deutschland alle der Schuh am meisten drückt.

Man müsste sowas erstmal ordnen, dann eine Vielzahl von Moderatoren einsetzen, um alle diese Meinungen statistisch auswerten zu können.
 Sollte das nicht passieren, diskutieren da unter Umständen hunderttausende von Menschen, also eine richtig breite Basis, vor sich hin .. keiner weiß, was die eigentlich alle gesagt haben .. und da es keiner weiß, geht das dann auch den Machern dieser Idee . sorry .. aber das befürchte ich .. am Allerwertesten vorbei.

Momentan werden gezielt einzelne Themen gepostet .. damit die Leute was damit zu tun haben, diese Sachen dann ernst zu nehmen, sich damit zu identifizieren und das bei Facebook und anderswo verbreiten zu helfen.
 Das hat aber damit, sich ein Bild von den Problemen der Menschen in Deutschland zu machen, wirklich gar nichts zu tun.

Es weicht im Prinzip momentan noch in keiner Weise davon ab, was sämtliche etablierte Parteien auch tun ... nämlich sich zu sagen, ja die Leute sind total unzufrieden .. es brodelt in diesem Staat an allen Ecken und Ende. .. man müsste was tun .. aber ob das mehr wird als es nun CDU/CSU, SPD, FDP oder die Grünen und auch die ursprüngliche Linke tun .. das glaube ich bisher nicht.
Ursachenforschung dürfte eine Sauarbeit sein.

Das kostet auch eine Menge Geld, denn dazu bräuchte es viele Mitarbeiter, die das alles auswerten und nur mit ehrenamtlichen Helfern wird das nicht möglich sein.

Außerdem wäre es ja erforderlich, dass die statistische Aufarbeitung aller dieser Ansichten auch ordentlich und ehrlich gemacht wird und nicht nur der subjektiven Meinung einzelner der Macher dieser Bewegung zugute kommt.



In diesem Sinne .. da sehe ich das Problem.

Ich habe mich dort mal angemeldet. Ich habe auch schon was zu dem einen oder anderen Thema gesagt. Ich lese durchaus mit .. ich bin auch offen dafür, meine Meinung zu diesem Thema zu ändern.

Aber noch denke ich, das wird nicht klappen .. weil es unmöglich ist, auf den Ansichten einer breiten Basis von hunderttausenden von verschiedenen Menschen ein Programm aufzustellen, mit dem später mehr als die Hälfte der Bevölkerung auch so zufrieden sein wird, dass die alle dann bei der nächsten Wahl ihr Kreuz an der gleichen Stelle machen.

LG
Renate

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