Sonntag, 2. September 2018

Warum Robert Habeck charismatisch und realistisch zugleich ist ...

... und dazu noch wahnsinnig sympathisch, das beweist er in diesem Interview

Quelle: Wikipedia
Ein paar Zitate aus dem Text unten .. es lohnt sich aber, sich mal die Mühe zu machen, dieses Interview mit Robert Habeck selbst ganz zu lesen:

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Das heißt, es gibt widersprüchliche Erwartungen an Politiker?
Sicher. Politik ist ein Beruf. Jeder Beruf produziert Bilder. Es gibt eine gewisse Erwartung, wie Politiker zu sein haben, würdevoll, im Anzug, mit Dienstwagen, immer die richtige Antwort dabei. Und andererseits ist da die Hoffnung, dass man doch anders ist, nahbar, eigentlich der Typ von nebenan. Man soll etwas sein und gleichzeitig was anderes. Politik ist also ein ziemliches Spannungsfeld von gegensätzlichen Erwartungen und Zuschreibungen.
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Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?
Gerade wenn Erwartungen so unterschiedlich sind, kann man nur versuchen, nicht drüber nachzudenken, was andere von einem erwarten. Und zusehen, dass man seine eigene Sprache spricht, sich nicht hinter Phrasen versteckt. Wenn ich es doch tue, zieht mir mein Team regelmäßig die Ohren lang. Aber die Gefahr ist riesig: Ständig wird von Politikern erwartet, dass man zu allem und jedem was sagen kann. Und wenn man sagt: Weiß ich nicht, ich muss ein paar Tage nachdenken, kommt das nicht so gut an. Es ist also permanente Arbeit.
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Ein charismatischer Politiker muss authentisch und einnehmend sein, aber auch machtbewusst. Heißt das Vorbild von Robert Habeck vielleicht Joschka Fischer?
Ach, Vorbilder…Was man sich von Joschka abschauen kann, ist seine kompromisslose Risikobereitschaft. Aber vieles an der Art, wie seine Generation in den 80er und 90er Jahren Politik gemacht hat, ist heute nicht mehr zeitgemäß. Das Modell „Macker“ funktioniert nicht mal mehr in Bayern. Aber Joschka hat immer voll auf eine Karte gesetzt. Das finde ich noch heute beeindruckend.
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Die Grünen haben für Sie Dogmen geschliffen. Erstmals stehen mit Annalena Baerbock und Ihnen zwei Realos an der Spitze. Und Sie durften nach Ihrer Wahl zum Parteichef noch mehr als ein halbes Jahr Landesminister bleiben. War das eine Lex Habeck?
Vor allem zeigt es, dass die Partei über ihren Ruf hinausgewachsen ist. Sie hat damit ein deutliches Signal gesendet: Wir haben die Schere – "hier die reine Parteilehre, da die Verantwortung" – geschlossen. Und unsere Flügel sind zum Fliegen da, nicht zum Bremsen.
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Die Umfragewerte der Grünen sind gestiegen, dafür blutet die SPD. Ist das Ihr Ziel – die SPD kaputt zu machen?
Wir brauchen eine starke Sozialdemokratie in Deutschland. Unser Ziel ist es, Kraft für eine liberale und ökologische Politik zu sammeln. Deutschland ist in den vergangenen drei Jahren nach rechts gerückt – wir wollen die demokratische Mitte reanimieren.
Was heißt es denn konkret, wenn Sie die Grünen zur führenden Kraft der linken Mitte machen wollen?
Politik ist keine Mengenlehre. Mitte ist da, wo sich die Mehrheit bildet. Es geht also darum, die Mitte wieder in Richtung liberale Demokratie, progressive und ökologische Politik zu schieben. Wir wollen die Positionen der Grünen mehrheitsfähig machen. Das ist eine Ansage an die Angstmacher und eine Einladung an die Mutlosen, wieder Mut zu fassen. Wir können die Politik ändern.
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Die SPD sieht sich als "Schutzmacht der kleinen Leute". Wollen die Grünen das nun auch noch übernehmen?
Ich mag es nicht, wenn man von "kleinen Leuten" spricht.


Was ist so schlimm an dieser Bezeichnung?
Wenn man Menschen mit Begriffen abwertet und zu Abgehängten erklärt, fühlen sie sich ausgegrenzt. "Kleine Leute" erweckt den Eindruck, als ob diejenigen, die gemeint sind, keine vollwertigen Bürger wären, die die gleiche Anerkennung verdienen wie alle anderen. Darum geht es doch im Land: die Suche nach Anerkennung. Zu viele haben das Gefühl, sie nicht mehr zu bekommen. In diese Lücke stoßen dann die Rechtspopulisten rein.
Dann fragen wir anders: Können die Grünen die Rolle der SPD als soziale Schutzmacht übernehmen?
Wir arbeiten daran, den sozialen Zusammenhalt neu zu begründen. Dass uns der Ruf nachhängt, wir seien eine Milieupartei und uns sei das Soziale egal, ärgert mich. Annalena und ich haben uns vorgenommen, dieses Klischee zu brechen.
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Manchmal hat man den Eindruck, dass Ihrer Partei das Verständnis für Menschen abgeht, die vor Veränderungen Angst haben und deshalb anfällig für Ressentiments sind...
Nein. Wir wissen gut, wie sehr Veränderungen Menschen fordern: Angefangen beim Bau von Stromnetzen, die die Landschaft zerschneiden. Weiter beim Ausstieg aus der Kohle, der die Lebenswelt der Beschäftigten verändern wird. Dann die massiven Veränderungen durch Digitalisierung, Globalisierung, Klimakrise. Das macht vielen Angst. Nur: Wenn die Antwort Hass und Ausgrenzung ist, werden wir dem immer entgegentreten. Man muss den Umbruch gestalten, nicht verneinen. Sonst verliert man.
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Ihr Parteifreund, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg Winfried Kretschmann, hat neulich gesagt, es gebe auch ein Recht, deutschnational zu sein…
Das Recht gibt es, aber es ist wahrlich nichts, was mir sympathisch ist. Aber wahrscheinlich gibt es umgekehrt viele Menschen, denen ich mit meinen Einstellungen auch nicht sonderlich sympathisch bin. Die Grenze zwischen demokratischem Streit um Mehrheiten und undemokratischer Hetze verläuft da, wo Grundrechte missachtet werden, wo Würde, Freiheit, Gleichheit nicht mehr gelten, wo der Grund und Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung verlassen wird. Wenn Pegida-Aktivisten einen Galgen für Kanzlerin Angela Merkel aufstellen, dann sind diese Grenzen überschritten.
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Sie sind im Sommer durch Deutschland gereist. Was haben Sie für ein Land erlebt?
Es war brüllend heiß. Die Leute in den Städten litten unter der Hitze, die Böden waren rissig, braun, ausgetrocknet. Die Klimakrise ist konkret spürbar geworden. Meine politische Generation wird daran gemessen werden, ob wir das in den Griff bekommen.
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Und wie haben Sie das gesellschaftliche Klima wahrgenommen?
Vor der Reise dachte ich, dass dieses Land gespalten ist: auf der einen Seite jene 15 Prozent, die für eine rechtsnationale, autoritäre Politik mobilisieren, und auf der anderen Seite eine große schweigende Mehrheit. Das Überraschende war, dass die Zeit des Schweigens vorbei ist und es eine Gegenbewegung gibt.
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"Des Glückes Unterpfand" – das Motto Ihrer Sommerreise stammt aus der Nationalhymne. Das hätte bei den Grünen früher einen mittleren Aufstand provoziert…
Es war allen klar, dass wir damit der nationalistischen Politik explizit etwas entgegenhalten wollten. Ich bin an Orte der deutschen Geschichte gereist, der Freiheitsbewegungen, der Demokratie, und habe deutsche Symbole zum Thema gemacht. Annalena war an sozialen Brennpunkten unterwegs und in Dörfern, wo kein Bus mehr fährt und kaum noch ein Arzt ist. Die gemeinsame Frage war: Was hält dieses Land, die Gesellschaft zusammen? Wir dürfen das Thema Heimat nicht den Rechten überlassen.
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Singen Sie bei der Nationalhymne mit?
Habe ich bisher nur einmal gemacht, auf dem Bauerntag.
War’s schlimm?
Ungewohnt. Aber ich will die Symbole dieses Landes nicht der AfD überlassen. Das Land gehört ihr nicht. Die Fahnen gehören allen, sie sind nicht das Eigentum der Völkischen.
Nation ja, Volk nein?
Wir können nicht so tun, als ob der Begriff unschuldig wäre. Nicht nur wegen der deutschen Geschichte, sondern auch, weil es von rechts das Bestreben gibt, das Wort Volk wieder zu nutzen, um auszugrenzen. Mit der AfD hat das völkische Denken wieder Einzug ins Parlament gehalten. Die Angst vor der AfD bestimmt die Politik der anderen Parteien. Aber diese Angst lähmt jede eigene Kraft, allen Optimismus. Lassen wir sie einfach. Konzentrieren wir uns auf Freiheit und Zukunft. Man sieht ja an der CSU, was passiert, wenn man versucht, selbst die bessere AfD zu sein.
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 Also wer mag .. das sind nur Teile von diesem Interview gewesen .. alles findet Ihr unten im Link.

 https://www.tagesspiegel.de/politik/gruenen-chef-habeck-wir-muessen-den-begriff-der-nation-zurueckerobern/22953924.html

Wer mehr über Robert Habeck wissen möchte, unten der Wikipedia-Link .. daher stammt auch das Foto, das ich oben verlinkt habe.

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Habeck

Ich persönlich setze sehr viel Hoffnung auf diesen Mann und auch auf seine Partei.

LG
Renate
 

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