.. wie wir die Ex-DDR außerhalb von Ost-Berlin nach der Grenzöffnung kennenlernten
Leider habe ich so gut wie keine Fotos online, die ich hier dazu stellen kann, weil die, die ich mal gescannt habe, sich eigentlich alle eher auf unser Leben mit eigenen Pferden beziehen. Aber einen DDR-Oldie habe ich doch gefunden, um Euch den mal zu zeigen, den wir kurz nach der Grenzöffnung drüben gekauft haben.
Die erste, die uns was von der Ex-DDR erzählte, weil sie drüben unterwegs war, war unsere älteste Tochter Vanessa.
Der Titel "Ende der Ausbaustrecke" hat was damit zu tun, was uns Vanessa erzählte, als sie aus der Ex-DDR zurück war. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, ob unser Manuel damals mit war oder Vanessa nur mit manchen ihrer Freunde drüben in der Ex-DDR war und auch nicht mehr warum. Ob sie nur mal schauen wollten oder was Bestimmtes vorhatten dort.
Auf jeden Fall kam sie zurück und erzählte, sie hätten sich drüben fast das Auto kaputt gefahren.
Die Fotos hier zeigen einfach meine Familie, teils auch Nachbarn, die Bastelhalle unserer Oldtimer-begeisterten Männer, unser Wohnhaus und so weiter in Depenau, um das alles hier etwas bunter zu gestalten.
Also nun weiter. Sie fuhren drüben in der Ex-DDR eine der schon fertigen Straßen entlang, als sie plötzlich ein Schild sahen: "Ende der Ausbaustrecke." Und unmittelbar danach war ein Absatz auf der Straße, wo sie nach Vanessas Meinung Glück hatten, dass das Auto den Abfall ausgehalten hat .. und landeten auf einem Feldweg.
Vanessa beschrieb die Straßen und Orte als vorsintflutlich, alles wäre verfallen und vollkommen anders als bei uns.
...
Die nächste Reise in die Ex-DDR kurz nach der Grenzöffnung machten wir mit der ganzen Familie meiner Mutter zuliebe mit einem Wohnmobil. Mama hat ja früher in der Ex-DDR und auch im ehemaligen Polen (wo wir nicht waren) gewohnt vor der Flucht in den Westen hierher nach Schleswig-Holstein.
Rechts übrigens mein Ex und mein Großer Manuel in ihrer Oldtimer-Bastelhalle in Depenau.
Mein Großvater war früher Melkermeister. Meine Familie ist im Osten mehrmals umgezogen. Es waren alles Dörfer mehr im Norden der neuen Bundesländer, also Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, diese Ecke, wo wir unterwegs waren damals mit Mama.
Links Ex-Männe mit einem Buggy, auch als Oldie-Schrott eingekauft. Sowas war uns ist teuer heute, hat Sammlerwert, alles Dinge, wovon die Ossis nach der Grenzöffnung offenbar keine Ahnung hatten, denn darüber werde ich Euch noch mehr erzählen jetzt bald.
Unsere erste Reise hatte aber nicht den Grund, einen Oldie drüben zu kaufen, der so gut wie nichts gekostet hätte, war eben wegen Mama und den alten Erinnerungen.
Wir erlebten die Leute drüben als nett. Es ist mir aufgefallen, dass oben an der Küste viele genauso schnell und viel reden wie ich selbst und ich erkannte, da sind meine Wurzeln. Hier in Holstein gehöre ich eher zu den quirligen Typen, denn der typische Ur-Holsteiner sagt nicht viel, ist eher ruhig von Naturell her.
Wir hatten alles mögliche als Proviant eingepackt im Wohnmobil, was da auf der ganzen Reise so gut wie drin blieb.
Die Preise drüben haben uns nämlich als Erstes umgehauen.
Links übrigens im Hintergrund ein Framo-Pritschenwagen .. es ist leider der einzige DDR-Oldie, den ich online gefunden habe und den ich Euch deshalb mal in Depenau zeigen kann. Aber dazu gleich.
Essen gehen war kurz nach der Wende mit der ganzen Familie in der Ex-DDR billiger als von hier ne Dose Aldi-Erbsensuppe aufzumachen .. wir waren platt, dass drüben nichts was kostete, alles spottbillig war, egal was es war.
Auch in den Geschäften war alles, egal was, spottbillig. Die Lebenshaltungskosten drüben wirklich ein Witz gegenüber denen bei uns im Westen.
Dass Mieten und die Preise in öffentlichen Verkehrsmitteln genauso billig waren, wussten wir schon von unseren Verwandten in und um Berlin rum.
Ich vermute, wenn die Leute drüben das, was sie hatten, mehr geachtet hätten, sie hätten einen besseren Start nach der Wende haben können.
Aber soweit wir das verfolgt haben, taten das eben die meisten nicht.
Die Ossis wollten West-Ware. Viele hatten richtig viel Geld auf der hohen Kante, wohl weil man es vorher drüben gar nicht hat ausgeben können.
Wir haben mitbekommen, dass sich auch viele hier haben fürchterlich übern Tisch ziehen lassen, denn im West-Kapitalismus gab es ja anders als bei ihnen keine festgelegten Preise.
Sie waren wie die Kinder, die mit großen Augen in einem Spielzeugladen alles haben wollten, was sie gesehen haben, nur nicht das, was von ihnen selbst kam.
Sie hätten das achten sollen, was sie drüben hatten. Ich glaube, dann wäre das alles nicht so schlimm gekommen .. sich nicht mit ihrem offenbar zu Beginn reichlich vorhandenen Geld nur auf die West-Ware stürzen.
Es war sicher nicht nur die Treuhand, es waren auch die Ossis selbst oder zumindest viele davon, die durch ihr Verhalten den volkseigenen Betrieben drüben sehr schnell den Garaus gemacht haben und auch selbst dafür gesorgt, dass sich so Firmen ansiedeln konnten, die natürlich zu West-Preisen drüben ihre Waren angeboten haben und bald die anderen, die so günstig waren, klar platt gemacht haben.
Mein Ex und mein Großer hatten, wie man hier sicher sieht, ein Faible für Oldtimer. Nichts von dem alten Zeug aus dem Westen wie oben den alten Deutz oder den Samba-Bus weiter oben und so haben wir mal billig gekauft. Sowas kostet hier .. die Leute lieben den alten Schrott.
Mein Großer ist heute mit sowas selbständig. Der ist Kfz-Meister und hat sich auf Oldtimer und Oldtimer-Teile spezialisiert. Ist selbständig und ernährt damit seine Familie. Bei meinem Ex war es nur ein Hobby, was sich einer unserer Söhne dann als Beruf ausgesucht hat.
Nun las mein Ex früher ja immer mit Wonne typische Oldtimer-Zeitschriften.
Irgendwo dort fiel er auch über die Anzeigen mit Autos aus der Ex-DDR, so dass unsere nächsten Reisen da rüber dann neben einer Urlaubsreise nach Hoyerswerda zum Camping an einem Baggersee und Besuch einer ehemaligen Gartenbau-Praktikantin, die daher war, wo auch nach wie vor alles so wahnsinnig billig war anders als bei uns im Westen noch (das war 1992) auch oft welche waren, um insgesamt 4 Oldtimer aus der Ex-DDR hierher nach Depenau in den Westen zu holen.
Dabei handelte es sich um den gelben Framo-Pritschenwagen, den ich Euch eben weiter oben schon gezeigt habe ...
... noch einen blau-weißen geschlossenen Framo-Lieferwagen, ähnlicher Typ, auch so niedlich mit den großen Kotflügeln und so, einen Trabant P 50, also einen Uralt-Trabi samst allem Drum und Dran wie Klorolle mit selbstgehäkelter Kleidung der darin steckenden Barbie-Puppe, Kissen und so weiter von früher .. und als ganz besonderes Schnäppchen einem Framo-Stromer, einen kleinen Framo-Rennwagen.
Ich weiß die genauen Preise nicht mehr, war auch nicht immer mit, wenn wir drüben waren, aber manchmal.
Mit dem Trabi bin ich längere Zeit immer zur Uni gefahren, der hat 100 DM gekostet, als wir ihn in Chemnitz gekauft haben, also so gut wie nichts. Die Bremsen haben sich gern mal bei dem festgefressen, aber sonst ging das. Man musste im Fußraum des Beifahrerraums einen Hebel umlegen für Benzin, bevor man den starten konnte und dann auf einen von ganz vielen weißen Knöpfen drücken, um ihn anzuschmeißen.
Als Zweitakter brauchte er ein Benzin-Öl-Gemisch und beim Start stand ich immer in einer weißen Wolke, die sich erst auflösen musste, bis ich was sehen konnte. Er war echt lustig.
Ob die beiden Framo-Lieferwagen auch Zweitakter waren, kann ich nicht sagen .. aber die waren auch drollig und genauso vorsintflutlich.
Der Rennwagen von Framo war was ganz Seltenes. Es gibt nur 4 davon, alle verschieden und reine Handarbeit.
Keins dieser alten Autos hat viel Geld gekostet. Aber ich habe vergessen, wie viel genau.
Ich weiß auch nicht genau, wie viel Gewinn mein Ex damit gemacht hat, sie später alle wieder weiterzuverkaufen.
Der Framo-Stromer ging in ein Oldtimer-Museum. Die beiden Framo-Lieferwagen haben Firmen gekauft, die sie als Werbe-Autos nutzen wollten.
Bei meinem alten Trabi weiß ich nicht mehr, wo er hin ist. Ich glaube, das waren Privat-Oldie-Fans, die den dann genommen haben.
Viel Gewinn haben wir damals nicht rausgeholt. Mein Ex und ich haben uns in Depenau getrennt und dann war kein Platz mehr für so viele Oldtimer und sie mussten wieder weg. Hätte man die noch aufgehoben, hätten sie sicher an Wert gewonnen.
Mein 2. Mann erzählt auch noch was über die Ex-DDR.
Er kannte in Hannover jemand, der hat richtig viel damit verdient, nur Trabi-Karosserien auf Polo-Chassis zu bauen, die dann 180 liefen und als voll witzig sehr gut zu verkaufen waren. Auch der hat jeden Trabi mehr oder weniger nachgeschmissen bekommen und so gutes Geld verdient.
Die Ossis hatten so wirklich gar keine Ahnung, was ihre alten Sachen eigentlich wert sein können. Sie haben nichts geachtet, was sie hatten.
Und dann erzählt mein Mann noch von Randstad, dass er da Leute kennenlernte, die miterlebt haben, wie die Leute aus Ostdeutschland erstmal haben lernen müssen, anderen nicht den Akkord zu versauen, indem sie wie die Blöden gearbeitet haben die ersten Tage in der Annahme, bald wäre ja das Material alle .. weil das drüben in den alten volkseigenen Betrieben ja immer so war .. und erst haben begreifen müssen, hier hilft es nicht, wie blöd reinzuhauen .. das Material geht nie aus und man macht sich bei dem Tempo nur kaputt.
Tja ...so kam das mit der Ex-DDR bei uns an nach der Wende.
Heute ist so viel Frust da, was von vielen Leuten aus dem Osten nun alles den bösen Wessis angehängt wird.
Ich denke nicht, dass wir was dafür können .. jedenfalls nicht die Normalbürger im Westen .. mag sein manche Kapitalisten, die diese unbedarfte Art der Ossis, ihr eigenes nicht zu achten und auch ohne zu überlegen ihr Gespartes auszugeben, einfach über die Maßen ausgenutzt haben.
Und dass die Ossis ihre alten Autos mehr oder weniger verschenkt haben, also viel zu billig verkauft, ist doch auch nicht unsere Schuld.
LG
Renate