Sonntag, 26. August 2018

Warum im Handwerk Betriebe und Azubis nicht zusammenfinden

Bei dem Thema kann ich gut mitreden, weil ich da Erfahrung habe

Ich war ja nun sehr lange mit einem Handwerker verheiratet und glaube, dass ich als seine Partnerin über einen Zeitraum von 40 Jahren und Ehefrau über einen Zeitraum von 36 Jahren eine Menge Dinge miterlebt habe, was es heißt, heute als Handwerker zu arbeiten.

Den Handwerksbetrieben fehlen nämlich Azubis. Sie haben viele Aufträge und kommen oft nicht mehr zu Potte, weil kein Nachwuchs da ist.

Und das hat viele verschiedene Gründe, nicht nur einen.

Es wird also erzählt, dass die Handwerker gar nicht mehr so schnell alles bauen können wie es sein müsste. Es fehlen nicht nur Lehrlinge, es fehlen auch Fachkräfte, also ausgelernte, überhaupt im Baugewerbe und im Handwerk.

Dann steht da, dass die Azubis im Bauhauptgewerbe so gut verdienen wie sonst kaum jemand, trotzdem gibt es nicht genug davon.

Nun gut .. dazu dann mal meine erste private Meinung. Mein Ex hat früher den Beruf Fliesenleger gelernt und damit verdiente er auch als Lehrling mehr als doppelt so viel wie ich als Lehrling Industriekauffrau .. und das auch in jedem Lehrjahr grundsätzlich. Auch später hat er, solange er seinen Beruf als Handwerker ausüben konnte, grundsätzlich viel mehr verdient als ich, das stimmt.

Nun weiter im Text dieses Artikels:

Als ein Grund, warum keiner mehr Handwerker werden will, obwohl das so gut bezahlt wird, wird genannt, dass die Menschen, die das beruflich machen, keine Wertschätzung erfahren und es deshalb trotz viel Geld eben keiner machen will.

Dazu wieder meine persönliche Erfahrung als Ehefrau eines Handwerkers:

Ich fand meinen Ex-Mann geschickt. Ich fand ihn auch nicht dumm. Er konnte und kann sicher auch heute noch viele Dinge, die ich nicht kann und die mein 2. Mann auch nicht kann. Ich habe ihm das immer wieder gesagt, dass er eben andere Dinge gut kann als ich und ich ihn nicht für dumm halte. Das hat mir aber nichts genützt. Meine Ehe ging daran kaputt, dass mein Ex-Mann selbst sich sein Leben lang für dumm und wertlos gehalten hat, mich schließlich zunehmend öfter mit entsetzlich ungebildeten und dummen Frauen betrogen hat und ich schließlich deshalb auch die Scheidung eingereicht habe .. und als ich mir den 2. Mann gesucht habe, war eine Bedingung, diesen Mann überhaupt zu treffen, dass er minimum Abitur hat, besser Studium .... Geld war mir dabei überhaupt nicht wichtig . ich wollte nur nicht nochmal einen Mann heiraten, der vor Minderwertigkeitskomplexen so steif steht, dass er nichtmal sieht, dass ich ihn durchaus nicht für dumm gehalten habe, sondern immer geachtet , was er alles kann.

Nun weiter im Text des Artikels:

 Neben der mangelnden Wertschätzung möchten die jungen Leute nicht hart arbeiten und werden selbst wenn sie das möchten, oft von ihren Eltern daran gehindert, die ihnen diese Berufe ausreden.

Dazu mal wieder ich als Ex-Frau eines Handwerkers:

Auch wenn mein Ex als Fliesenleger wirklich gut verdient hat, er war keine 30, als er diesen Beruf nicht mehr ausüben konnte, weil seine Knie vollkommen kaputt waren. Die Schmerzen durch die Arthrose haben unser gesamtes Leben negativ beeinflusst und ihm die Lebensfreude genommen. Dabei war mein Ex als typischer Holsteiner ein Kerl wie ein Baum. Dieser Job hat ganz jung seine Gesundheit ruiniert. Danach bekam er wieder eine Umschulung im Handwerk, als Möbeltischler, aber nur Jobangebote als Bautischler oder aber im Baumarkt .. wieder körperlich schwere Arbeit, die er mit diesen Knien gar nicht mehr machen konnte ... später hat er dann versucht, sich als Auslieferungsfahrer durchzuschlagen, wo er nur ausgebeutet wurde oder als Taxifahrer, wo man nicht das Schwarze unterm Nagel mit verdient. Heute sollen Menschen schon bis 67 arbeiten und wer weiß, ob sie die Altersgrenze bis zur Rente nicht noch raufschieben .. ein Bauarbeiter schafft aber normalerweise nichtmal die bisher üblichen 65 Jahre, sondern ist viel früher körperlich ein Wrack, weil man eben diese Jobs nicht unbegrenzt lange durchhält.

Und nun weiter im Text dieses Artikels:

Also viele junge Leute wollen lieber studieren, weil sie sich davon mehr versprechen und nicht Handwerker werden.

Aber nun der letzte Punkt, warum auch so viele Azubis auf dem Bau und so weiter fehlen:

Das liegt nämlich an den Handwerksbetrieben selbst.

Die wollen nämlich keine jungen Leute einstellen, die keine guten Zeugnisse haben und laden die mit einem schlechten Zeugnis gar nicht erst zu Vorstellungsgesprächen ein.

Dazu mal zwei Erfahrungsberichte aus meinem Privatleben, sowohl als Ehefrau als auch als Mutter, denn eins meiner Kinder arbeitet heute als Handwerker und das sicherlich auch richtig gern und gut.

Als Ehefrau eines Fliesenlegers und Tischlers und Mannes, der eben auf der Hauptschule war, hatten wir auch viele Freunde, die nicht ungedingt viel Schulbildung hatten und auch Handwerker waren. Als ich jung war, hat jeder noch so schlechte Schüler eine Lehrstelle gefunden, selbst ein Sonderschüler. Ein schlechtes Hauptschulzeugnis war kein Grund, keine Lehrstelle zu kriegen.

Ja wenn die Firmen denn Azubis haben wollen, wieso nehmen sie denn anders als früher heute keine jungen Leute, die eben nichts weiter als ein Hauptschulzeugnis oder vielleicht sogar ein schlechtes Hauptschulzeugnis oder gar einen Sonderschulabschluss haben? Früher ging das doch auch!

Eins meines Kinder hatte in der 12. Klasse des Fachgymnasiums seine erste Freundin und da ein absolutes Tief ... er beschloss, von der Schule abzugehen und eine Lehre zu machen, ging erstmal zum Zivi, was damals noch 1 1/2 Jahre dauerte. Wir haben die ganze Zeit für ihn eine Lehrstelle im Handwerk gesucht, anfänglich als Tischler, was gar nicht klappte, später als Autoschlosser, wo ich ungelogen das gesamte Branchenbuch in minimum 50 km Entfernung von unserem Wohnort angeschrieben habe, bis er schließlich nur wenige Tage vorm Start dieser Lehrzeit tatsächlich noch eine Zusage bekam, er könnte dort Kfz-Schlosser lernen.

Das war nicht jetzt, das ist schon irgendwann in den 90iger Jahren so gewesen. Und das wird immer schwieriger. Und mein Sohn hatte ein supergutes Realschulzeugnis damals .. hätte aber nur Hauptschule gebraucht .. nur auf dem Fachgymnasium damals 2 schlechte Noten .. so pingelig sind nämlich heute die Ausbildungsbetriebe.

Heute ist mein Großer Kfz-Meister, selbständig und kommt supergut sogar mit seiner Leidenschaft, da nur was mit Oldtimern zu machen, weil die ihn schon immer begeistert haben, über die Runden.

Aber eine Lehrstelle zu finden, war ein Riesenproblem damals.

Und nun unten der Link, falls mal einer da reinlesen möchte.



LG
Renate

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